Die Umstellung der Produktionsprozesse durch zunehmende Digitalisierung dauert in vielen Unternehmen länger als zuvor von Experten prognostiziert, heißt es in einer neuen ifo-Studie. "Neue Technik verbreitet sich nicht schlagartig, sondern nach und nach. Das bedeutet in der Wirklichkeit eine Verzögerung der theoretisch sofort möglichen Produktivitätsgewinne", sagt ifo-Forscher Robert Lehmann.
Suchkosten berücksichtigen
Ab dem Jahre 2000 ist die Zahl der Handys, der Internet- und Breitband-Nutzer gestiegen. Die gesamtwirtschaftliche Produktivität verändert sich zunächst nicht messbar, kostatiert die ifo-Analyse. "Für viele Unternehmen war es schwierig einzuschätzen, welche neuen Technologien sinnvoll eingesetzt werden können. Dadurch entstehen Suchkosten", erläutert Lehmann.
Zudem müssten Mitarbeiter im Umgang mit neuer Software geschult werden, was Lernkosten verursache. Gleichzeitig veralteten bestehende Kompetenzen der Mitarbeiter. Auch müssten Produktionsfaktoren und Betriebsabläufe angepasst werden. Schließlich benötigten Firmen Zeit zum Aufbau neuer Infrastruktur. Ergänzende Investitionen müssten erst geplant und getätigt werden, bevor sich Produktivitätsgewinne einstellen können.
Mehr Wagniskapital notwendig
Um nicht den Anschluss zu verlieren und von der Digitalisierung schnell zu profitieren, raten die ifo-Forscher Unternehmen einen erleichterten Zugriff auf Wagniskapital zu ermöglichen, was Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten ankurbele. Ebenso könnten steuerliche Anreize zur Unterstützung von Forschungsausgaben und Trainingsmaßnahmen gesetzt werden.
Schließlich könnte, so Lehmann und seine Kollegen, weiter, die Förderung von Home-Office oder Hybridarbeit erweitert werden. Kombiniert mit zusätzlichen Investitionen in den Breitbandausbau, ließe sich auf diese Weise in den kommenden Jahren das volle Produktivitätspotenzial der neuen Technologien ausschöpfen.
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