78 der 500 größten Familienunternehmen der Welt kommen aus Deutschland. Nur die USA stellen mit 118 mehr Unternehmen in den Top 500. Gleichzeitig haben sieben der zehn größten Familienunternehmen der Welt ihren Sitz in den Vereinigten Staaten – darunter der Einzelhändler Walmart auf Rang eins sowie die Holding Berkshire Hathaway auf Rang zwei.
Aus Deutschland haben sich wie schon vor zwei Jahren zwei Unternehmen in den Top 10 platziert: die Schwarz-Gruppe aus Heilbronn – zu der unter anderem Lidl gehört – auf Platz vier sowie der Automobilhersteller BMW auf Platz sechs. Zusammen mit dem Autozulieferer Bosch, der den elften Platz belegt, stellen diese Unternehmen zudem die drei umsatzstärksten Familienunternehmen Europas. Das geht aus dem aktuellen "Global Family Business Index", der in diesem Jahr zum fünften Mal gemeinsam von der Universität St. Gallen und EY herausgegeben wird, hervor. Der Index listet die 500 umsatzstärksten Familienunternehmen weltweit auf, die seit mindestens zwei Generationen von einer Familie geführt werden.
Die Top 20
Die weltweit größten Familienunternehmen erwirtschaften zusammen 8,02 Billionen US-Dollar und beschäftigen rund 24,5 Millionen Mitarbeitende. Gegenüber der 2021er Ausgabe des Rankings konnten sie ihren Umsatz im Durchschnitt um 14 Prozent steigern. Die deutschen Top Familienunternehmen wuchsen langsamer und legten im Durchschnitt um sechs Prozent zu. Zum Vergleich: Die asiatischen Unternehmen im Ranking steigerten ihren Umsatz gegenüber dem Family Business Index des Jahres 2021 um 21 Prozent, die nordamerikanischen um zwölf Prozent.
- Walmart (USA) – 572,8 Milliarden Dollar
- Berkshire Hathaway (USA) – 276,1 Milliarden Dollar
- Cargill (USA) – 165 Milliarden Dollar
- Schwarz-Gruppe (Deutschland) – 151,5 Milliarden Dollar
- Ford Motor Company (USA) –136,3 Milliarden Dollar
- BMW – (Deutschland) – 131,6 Milliarden Dollar
- Koch Industries (USA) – 125 Milliarden Dollar
- Comcast (USA) – 116,4 Milliarden Dollar
- Dell Technologies – 101,2 Milliarden Dollar
- Reliance Industries (Indien) – 94 Milliarden Dollar
- Robert Bosch GmbH (Deutschland) – 93,1 Milliarden Dollar
- SK Corp. (Südkorea) – 85,9 Milliarden Dollar
- Country Garden Holdings (China) – 81,1 Milliarden Dollar
- Arcelor Mittal (Luxemburg) 76,6 Milliarden Dollar
- LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton (Frankreich) – 76 Milliarden Dollar
- Roche Holding (Schweiz) – 68,7 Milliarden Dollar
- JBS S.A. (Brasilien) – 65 Milliarden Dollar
- LG Corporation (Südkorea) 63 Milliarden Dollar
- A.P. Møller – Mærsk Group (Dänemark) – 61,8 Milliarden Dollar
- Aditya Birla Group (Indien) – 60 Milliarden Dollar
Die komplette Liste der 500 größten Familienunternehmen der Welt finden Sie HIER.
"Herausragende Bedeutung für die Weltwirtschaft"
"Familienunternehmen haben eine herausragende Bedeutung für die Weltwirtschaft – sie sind ein Garant für Stabilität und nachhaltiges Wachstum, sie vermeiden Übertreibungen und haben in schwierigen Zeiten einen langen Atem", kommentiert Wolfgang Glauner, Partner bei EY und Leiter der Marktaktivitäten für Familienunternehmen, die Ergebnisse des Rankings. "Bemerkenswert ist, wie gut die Familienunternehmen unterm Strich durch die Pandemie gekommen sind – und dass es relativ wenig Fluktuation im Ranking gab, was ebenfalls auf eine hohe Beständigkeit hinweist."
Thomas Zellweger, Professor am Lehrstuhl für Familienunternehmen der Universität St.Gallen, ergänzt: "Mit nur sieben Prozent Neueintritten in diesem Jahr bleibt der Index stabil. Auffallend ist die wachsende Bedeutung Asiens und die Wirtschaftskraft, die diese Familienunternehmen aufweisen."
Tradition als deutsche Tugend
Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele erfolgreiche Familienunternehmen, die bereits seit mehreren Generationen existieren, wie in Deutschland: Im Durchschnitt sind die deutschen Top-500-Familienunternehmen 109 Jahre alt, der Darmstädter Pharma- und Technologiekonzern Merck (Platz 77) ist mit 354 Jahren das zweitälteste Unternehmen im Ranking.
Nur der japanische Baukonzern Takenaka (Platz 167) kann auf eine noch längere Historie zurückblicken und wurde vor 412 Jahren gegründet. Immerhin elf der 500 Unternehmen sind mindestens 200 Jahre alt, im Durchschnitt liegt das Alter der analysierten Unternehmen bei 85 Jahren.
Nur sechs Prozent der CEOs weiblich
Nachholbedarf besteht weltweit beim Thema Vielfalt: Gerade einmal sechs Prozent der Unternehmenschefs sind Frauen, in Europa und Nordamerika liegt der Anteil weiblicher CEOs mit jeweils sieben Prozent geringfügig höher, in Asien mit vier Prozent sogar noch niedriger. Von den 78 deutschen Unternehmen im Ranking werden fünf Prozent – das sind vier Unternehmen – von einer Frau geführt.
Ev Bangemann, Managing Partner Marktes bei EY Deutschland, sieht an dieser Stelle Handlungsbedarf: "Das Top-Management der meisten Familienunternehmen ist nach wie vor eine Männerdomäne. Das ist nicht mehr zeitgemäß, vor allem vor dem Hintergrund des anhaltenden Talentemangels und der immer komplexer werdenden geschäftlichen Herausforderungen, die nur durch Denken aus verschiedenen Perspektiven erfolgreich gemeistert werden können." Auch bei der Suche nach neuen Mitarbeitern könne die mangelnde Vielfalt an der Unternehmensspitze zum Problem werden, so Bangemann: "Für Unternehmen wird es beim Werben um Fachkräfte immer wichtiger, dass es weibliche Vorbilder in der Führungsetage gibt. Hier drohen viele Familienunternehmen, den Anschluss zu verpassen."
www.ey.com
www.unisg.ch
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