Klimakrise: ExxonMobil weiß seit 45 Jahren Bescheid

Studie hat interne Prognosen zwischen 1977 und 2003 systematisch und quantitativ ausgewertet – Konzern weist Vorwürfe von sich.

Der US-Mineralölkonzern ExxonMobil weiß bereits seit Jahrzehnten über die verheerenden Klimafolgen durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe Bescheid. Trotzdem behauptete das Unternehmen weiter das Gegenteil, kritisiert eine neue in der Fachzeitschrift Science publizierte Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

"Unwissenheit vorgetäuscht"

"ExxonMobils eigene Daten stehen im Widerspruch zu ihren öffentlichen Erklärungen, in denen Unsicherheiten übertrieben, Klimamodelle kritisiert, der Mythos globaler Abkühlung verbreitet und Unwissenheit darüber vorgetäuscht wurde, wann – oder ob – die vom Menschen verursachte globale Erwärmung messbar sein würde, während man zum Risiko gestrandeter fossiler Investitionen schwieg", so Hauptautor Geoffrey Supran, inzwischen an der University of Miami.

Die neuen Studie hat erstmals die internen Prognosen des Unternehmens zwischen 1977 und 2003 systematisch und quantitativ ausgewertet. "Eine Exxon-Projektion sagte sogar schon 1977 korrekt voraus, dass die Nutzung fossiler Brennstoffe ein 'kohlendioxidinduziertes Superinterglazial' verursachen würde", sagt Stefan Rahmstorf vom PIK, Ko-Autor der Studie. Das sei eine Warmzeit, die nicht nur viel wärmer ist als alles in der Geschichte der menschlichen Zivilisation, sondern sogar wärmer als die letzte Warmzeit vor 125.000 Jahren.

"Verzögerungen beim Klimaschutz"

Laut der Studie stimmten 63 bis 83 Prozent der von den ExxonMobil-Forscher:innen gemeldeten globalen Erwärmungsprognosen mit den später beobachteten Temperaturen überein. Darüber hinaus wiesen die von den ExxonMobil modellierten Projektionen einen durchschnittlichen "Skill Score" (Maß der Vorhersagegüte) von 72 plus/minus sechs Prozent auf, wobei der höchste Wert bei 99 Prozent lag. Das ist sogar deutlich besser als die Vorhersagen von NASA-Experte James Hansen zur globalen Erwärmung, die 1988 dem US-Kongress vorgelegt wurden.

"Diese Ergebnisse bestätigen und präzisieren die Aussagen von Wissenschaftlern, Journalisten, Anwälten, Politikern und anderen, dass ExxonMobil die Bedrohung durch die vom Menschen verursachte globale Erwärmung sowohl vor als auch parallel zur Orchestrierung von Lobby- und Propagandakampagnen zur Verzögerung von Klimaschutzmaßnahmen genau vorhergesehen hat, und widerlegen die Behauptungen von ExxonMobil und ihrer Verteidiger, dass diese Aussagen falsch seien", so das Fazit der Autor:innen. ExxonMobil beharrt wenig überraschend auf seinem Standpunkt. "Jene, die darüber sprechen, wie 'Exxon Bescheid wusste', liegen mit ihren Schlussfolgerungen falsch", so Unternehmenssprecher Todd Spitler.

www.exxon.com

www.pik-potsdam.de

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