Als die beiden "Die Höhle der Löwen"-Investoren Georg Kofler und Ralf Dümmel vor einem Jahr beschlossen, dass sie in Zukunft gemeinsame Wege gehen und ihre beiden Unternehmen Social Chain und DS zusammenzuschließen, hatten sie große Pläne. Aus Koflers E-Commerce-Konzern und Dümmels Konsumgüter-Unternehmen sollte ein "Milliardenunternehmen" erwachsen, wie die beiden Löwen in einem Interview mit der Gründerszene zu Protokoll gaben.
Nach einem Traumstart – die Social-Chain-Aktie legte ordentlich zu – müssen die beiden Unternehmer jetzt wesentlich kleinere Brötchen backen. Inflation, gestörte Lieferketten und massiv gestiegene Rohstoffpreise haben die Social Chain AG in Schieflage gebracht. Durch den Zukauf der DS-Gruppe um 220 Millionen Euro verdoppelten sich die Umsätze im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum zwar auf rund 224 Millionen Euro, gleichzeitig wuchsen aber auch die Verluste – und zwar nahezu um das Sechsfache von 8,7 auf 51,6 Millionen Euro, wie Gründerszene berichtet. Zu allem Überfluss befindet sich die Social-Chain-Aktie im Sinkflug. Seit ihrem Peak im November 2021 bei 54 Euro rutschte sie in den vergangenen Tagen und Wochen bis unter die 6-Euro-Marke.
Hartes Sparprogramm
Um dieser tiefgreifenden Krise habhaft zu werden, haben Kofler und Dümmel jetzt ein hartes Sparprogramm angekündigt. Die Kosten sollen um 30 Prozent reduziert werden. Auch wird Kofler wieder selbst in die Hand nehmen. Fungiert der größte Anteilseigner aktuell als Aufsichtsratschef, wird er mit 1. Januar an die Vorstandsspitze wechseln. Der bisherige CEO Wanja S. Oberhof wird künftig als President der Social Chain US Inc. die Führung des USA-Geschäfts übernehmen und sämtliche M&A-Aktivitäten verantworten.
Ralf Dümmel wird hingegen seinen Vorstandsposten bei Social Chain abgeben, um sich ab sofort vollumfänglich auf die alleinige Führung der DS Gruppe zu fokussieren. In ihrer neuen Struktur wird die Social Chain AG von zwei Vorständen geführt: Georg Kofler als CEO und Andreas Schneider als CFO. Den Aufsichtsrat der Social Chain AG bilden weiterhin Henrike Luszick und Henning Giesecke. Die Neubesetzung der dritten Position, die nach Koflers Wechsel in den Vorstand vakant sein wird, werde zeitnah bekanntgegeben.
Die angestrebte Kostenreduktion um 30 Prozent soll bereits im Geschäftsjahr 2023 vollständig zum Tragen kommen. "Sie wird durch Synergien, wesentliche Einsparungen bei Personal- und Strukturkosten (bei der DS-Gruppe etwa sollen knapp 30 von 500 Stellen gestrichen werden, berichtet der Stern – Anm. d. Red.) sowie durch eine deutlich effizientere Organisation in der gesamten Unternehmensgruppe erreicht. Mit diesen Maßnahmen reagiert die Social Chain AG auf das drastisch veränderte Marktumfeld und sichert sich Handlungsfähigkeit für die Zukunft", teilte der Konzern am Mittwoch mit. Bei den Anlegern scheinen die angekündigten Änderungen auf positives Feedback zu stoßen. Die Aktie legte am Donnerstag auf 6,60 Euro zu.
Unternehmerische Chancen durch Krise
"Als Unternehmer und Hauptaktionär setze ich auf das Geschäftsmodell der Social Chain AG. Wir wissen alle um das schwierige Marktumfeld. Ich habe in meinem beruflichen Leben des Öfteren erfahren und bewiesen, dass gerade unter dem Druck von Krisen neue unternehmerische Chancen erwachsen. Unser Team, unsere Geschäftspartner und unsere Aktionäre können sich darauf verlassen, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen werden, um die Social Chain AG in eine profitable und nachhaltige Zukunft zu führen", gibt sich Kofler kämpferisch.
Dümmel ergänzt: "Meine Stärken liegen im direkten operativen Geschäft: Ärmel aufkrempeln, Produkte finden, Innovationen vorantreiben, Vertrieb über sämtliche Kanäle organisieren – das ist mein Leben. Die Neuaufstellung im Vorstand und der Organisation schaffen mir dazu den notwendigen Freiraum."
www.socialchain.com
www.ds-group.de
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