Donna Dror kann auf eine lange Karriere in der technologiegetriebenen Start-up-Szene zurückblicken. Seit Oktober 2022 ist sie CEO von Usercentrics, einem Anbieter von Consent-Management-Lösungen mit mehr als einer Million Domains. Das Unternehmen hat vor Kurzem seine Führungsriege neu strukturiert. Seit 2018 hat sich die Datenschutzbranche rasant entwickelt. Klar ist: Innovation bei der Entwicklung von Technologien ist für Unternehmen unerlässlich, um Schritt zu halten und international an der Spitze zu bleiben.
LEADERSNET: Bitte erklären Sie zuerst einmal für diejenigen, die es nicht wissen: Was ist Consent Management?
Donna Dror: Consent Management ist ein System, welches es den Nutzern ermöglicht, zu bestimmen, welche persönlichen Daten sie mit einem Unternehmen teilen möchten. Mit dessen Hilfe wird die Datenschutzgesetzgebung durchgesetzt – und Consent-Management-Plattformen (CMPs) wie unsere machen dies für Nutzer und Unternehmen weltweit nahtlos möglich.
LEADERSNET: Welche aktuellen Entwicklungen beobachten Sie im Bereich Datenschutz?
Dror: Die Globalisierung! Datenschutzgesetze werden in immer mehr Märkten eingeführt und die Durchsetzung folgt zügig.
LEADERSNET: Welche aktuellen Entwicklungen beobachten Sie im gesellschaftlichen Leben, die sich auf den Datenschutz der Menschen auswirken?
Dror: Die Menschen fangen an zu verstehen und sich mehr darum zu kümmern, welche Daten über sie gesammelt werden und wie sie verwendet werden. Das Bewusstsein ist heute viel ausgeprägter, die Verbraucher sind viel versierter als früher
LEADERSNET: Große Unternehmen geraten immer wieder in Verruf, weil sie den Datenschutz nicht ernst genug nehmen oder – noch schlimmer – weil sie aus den Daten der Nutzer Profit schlagen. Wie kann dies in Zukunft in geeigneter Form verhindert werden? Was trägt ein Unternehmen wie Ihres dazu bei?
Dror: Wir stehen hier an vorderster Front, indem wir Unternehmen ein Tool an die Hand geben, um datenschutzkonform zu agieren. Wir glauben, dass der Schutz der Privatsphäre der Nutzer ein florierendes digitales Ökosystem ermöglichen kann. Dazu müssen die Unternehmen nur anders mit den Daten umgehen und ihre Nutzer respektieren. Wenn sie es richtig machen, wird es ihren Geschäftszielen nicht im Weg stehen. So gibt es zum Beispiel Möglichkeiten, die Erfahrungen der Nutzer zu personalisieren, ohne deren personenbezogene Daten erheben zu müssen. Das funktioniert beispielsweise auf der Grundlage ihres Online-Verhaltens.
LEADERSNET: Sie haben in verschiedenen Branchen gearbeitet, auch in traditionellen. In traditionellen und etablierten Unternehmen und Branchen findet Innovation oft nur zögerlich statt oder wird nur widerwillig angegangen. Befinden wir uns an einem Wendepunkt hin zu datengesteuerten Geschäftsmodellen? Wo geht die Reise hin? Welche aktuellen Entwicklungen beobachten Sie in Ihrem Unternehmensbereich?
Dror: Ich denke, wir sehen, dass immer mehr traditionelle Branchen innovative Best Practices übernehmen. Das liegt zum einen an der jüngeren Belegschaft und zum anderen an der Tatsache, dass sie diesen Wandel vollziehen müssen, um zu überleben und gegebenenfalls zu wachsen.
LEADERSNET: Sie haben sich mit Ihrem Unternehmen schon sehr früh auf das internationale Parkett gewagt. Wenn man sich Ihre Geschichte ansieht, waren Sie damit im Gegensatz zu anderen Unternehmen sehr erfolgreich. Warum ist das so?
Dror: Wir hatten das Glück, dass wir mit einem Produkt an den Start gehen konnten, das weltweit sehr gut zu dem Markt passt.
LEAERSNET: Auf welche kulturellen Unterschiede stoßen Sie bei der Expansion in die verschiedenen Länder? Sind die Mentalitäten unterschiedlich? Welches Land war das herausfordernste?
Dror: Jedes Land ist anders und hat seine eigenen Herausforderungen und Chancen. Wir hatten das Glück, in neuen Märkten mit lokalen Partnern zusammenarbeiten zu können, die uns geholfen haben, kulturelle Unterschiede zu überbrücken und größere Schwierigkeiten zu vermeiden.
LEADERSNET: Frau Dror, Sie haben einen internationalen Background. Sie sind in Südafrika geboren, in London aufgewachsen und dann nach Israel gezogen. Wie hat Sie das geprägt?
Dror: Der Umgang mit verschiedenen Kulturen und Sprachen war Teil meiner Erziehung und hat mich meiner Meinung nach auf den globalen Lebensstil vorbereitet, den ich heute führe. Ich lebe in New York, verbringe aber die Hälfte des Jahres in Europa mit unseren verschiedenen Usercentrics-Teams in Dänemark, Deutschland, Tschechien und Portugal.
LEADERSNET: Was waren Ihre größten Herausforderungen in Ihrem bisherigen Leben? Worauf führen Sie Ihren beruflichen Erfolg zurück?
Dror: Der Umgang mit dem Unbekannten und das Navigieren in unerforschten Gewässern. Ich glaube, dass ich trotz aller Herausforderungen erfolgreich sein konnte, weil ich mich mit intelligenten, authentischen Menschen umgeben habe.
LEADERSNET: Wie kam es zu Ihrer jetzigen Position als CEO?
Dror: In gewisser Weise hat jede meiner beruflichen Entscheidungen zum nächsten Meilenstein auf meinem Weg geführt. Als ich bei Similarweb gearbeitet habe, habe ich mit der Beratungstätigkeit für Full In Ventures begonnen. Deren CEO Elodie Dupuy machte mich mit Usercentrics bekannt. Ich fing dort als CRO an und hatte das Glück, nach neun Monaten zum CEO befördert zu werden, da unser damaliger CEO Mischa Rürup – einer unserer Mitgründer – beschloss, eine innovative Geschäftseinheit zu leiten, die es uns ermöglichen wird, mit den ständigen Veränderungen in der regulatorischen Landschaft Schritt zu halten und die Zukunft zu gestalten.
LEADERSNET: Welche Ihrer Qualitäten hat es Ihnen ermöglicht, so eine Karriere hinzulegen? Waren Sie schlauer als andere oder haben Sie härter gearbeitet?
Dror: Ich habe unglaubliches Glück gehabt und ich habe auch alles daran gesetzt, glücklich zu werden. Ich denke, es gibt immer ein Gleichgewicht zwischen Glück, Geschicklichkeit, Intelligenz und Timing.
LEADERSNET: Was ist Ihrer Meinung nach die Schlüsseleigenschaft einer Führungskraft und was haben Sie als Ihre Schlüsseleigenschaft erkannt, die Sie befähigt, eine Führungskraft zu sein?
Dror: Einfühlungsvermögen und Exzellenz. Seien Sie der Beste in dem, was Sie tun – und dann werden Sie jeden Tag noch besser. Denken Sie daran, dass Sie nur so gut sein können, wenn Sie bescheiden sind und von anderen lernen. Bieten Sie also allen anderen die gleiche Plattform.
LEADERSNET: Wie sieht ein klassischer Arbeitstag von Donna Dror aus?
Dror: Wenn ich in den USA bin, sind meine Vormittage und frühen Nachmittage vor allem mit Meetings gefüllt. Am späten Nachmittag geht es dann um die strategische Planung, das Aufräumen des Posteingangs und die Nachbereitung von Aufgaben. Wenn ich in Europa bin, ist mein Zeitplan genau umgekehrt.
LEADERSNET: Wenn jemand sagen würde: "Sie sind ein Vorbild für mich, Sie sind ein toller Mensch, Sie haben eine beeindruckende Karriere hinter sich, und Sie arbeiten in einem Unternehmen, dem es gut geht. Ich möchte auch so sein wie Sie." Welchen Tipp würden Sie dieser Person geben?
Dror: Suchen Sie sich ein Unternehmen, das eine Vision hat, an die Sie glauben, suchen Sie sich einen Job, bei dem Sie sich von Ihrer besten Seite zeigen können, suchen Sie sich kluge Leute, mit denen Sie wachsen können – und dann legen Sie sich ins Zeug. Vergessen Sie aber nicht, auch Spaß dabei zu haben.
LEADERSNET: Was ist der beste Rat, den Sie je für Ihre Karriere und Ihr Leben erhalten haben?
Dror: Da gibt es drei. Erstens: Machen Sie sich Ihre Karriere zu eigen und haben Sie eine Vision für sie. Es wird natürlich erwartet, dass man mit Managern und Mentoren zusammenarbeitet, aber die Verantwortung liegt bei einem selbst. Sie müssen keinen detaillierten Plan haben, da das Leben lang ist und Karrieren in der Regel nicht linear verlaufen – es ist in Ordnung, eine allgemeine Idee oder Vision zu haben und dann Ihre Gedanken zu diesem Thema weiterzuentwickeln, wenn Sie Ihre Fähigkeiten und Erfahrungen ausbauen.
Zweitens: Besinnen Sie sich auf Ihre Stärken und schaffen Sie Ihre eigene Definition von Erfolg. Machen Sie sich klar, dass das, was Sie gut können, für Sie oft unsichtbar ist, weil es Ihnen so leichtfällt. Ein guter Weg, um herauszufinden, worin Sie gut sind, ist, eine Arbeit zu finden, die Sie anregt und die Sie mögen. Dies ist eines der wichtigsten Elemente für Ihr berufliches Wachstum und Ihre Entwicklung.
Drittens: Akzeptieren Sie Misserfolge. Misserfolge und Enttäuschungen sind vorprogrammiert, unabhängig davon, wer Sie sind und welche Rolle Sie einnehmen. Manchmal sind Sie daran schuld, manchmal aber auch nicht. Eines haben alle Misserfolge gemeinsam: Sie können sie überwinden. Wenn man sich damit abfindet, dass man Fehler macht, lernt man viel schneller.
LEADERSNET: Was ist die wichtigste Lektion, die Sie aus alldem gelernt haben?
Dror: Feedback kann hart sein, aber es ist trotzdem ein Geschenk. Nehmen Sie die Kritik ernst, aber nie persönlich.
LEADERSNET: Wen bewundern Sie in Ihrer Branche oder welche Person im Allgemeinen, die Außergewöhnliches geleistet hat?
Dror: Die Frau, die mich zu Usercentrics geführt hat – Elodie Dupuy! Sie hat ihre Karriere als Empfangsdame in einer VC-Firma begonnen. Es war ein befristeter Job. Während dieser Zeit bewarb sie sich für ein Jurastudium. Bei diesem erkannte sie ihre wahre Berufung und eröffnete den Fonds, der heute einer der Hauptinvestoren bei Usercentrics und anderen vielversprechenden Softwareunternehmen ist.
LEADERSNET: Noch eine letzte Frage: Welcher allgemein akzeptierten gesellschaftlichen Wahrheit stimmen Sie nicht zu?
Dror: Dass mehr Arbeitsstunden standardmäßig mehr Ergebnisse bedeuten. Ich denke, wir sollten uns alle auf das Ergebnis konzentrieren und anerkennen, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Anstrengungen brauchen, um ihre Ziele zu erreichen.
www.usercentrics.com
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