Harte Einschnitte geplant: Galeria Karstadt Kaufhof beantragt schon wieder Schutzschirm-Insolvenzverfahren

Scharfe Kritik an Eigentümer René Benko: Der österreichische Investor soll endlich Geld zuschießen.

Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof will sich in einem sogenannten Schutzschirm-Insolvenzverfahren sanieren. Es ist bereits das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit, dass Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern auf dieses Mittel zurückgreift, um sein Überleben zu sichern.

Am Ende soll nur noch "der harte Kern" der Filialen übrigbleiben

Schon 2020 hatte das Unternehmen das Schutzschirm-Insolvenzverfahren in Anspruch genommen. Damals wurden über 40 der 172 Filialen geschlossen und 4.000 Mitarbeiter:innen entlassen. Zudem wurden Schulden in Höhe von zwei Milliarden Euro gestrichen. Dazu kommen zwischen Anfang 2021 und Anfang 2022 Staatshilfen in Höhe von 680 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Neuerliche Staatshilfen seien aktuell aber wenig sinnvoll, erklärt Galeria-Karstadt-Kaufhof-CEO Miguel Müllenbach gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), da man diese nicht in absehbarer Zeit zurückzahlen könne.

Wie bereits vor zwei Jahren werden wieder die beiden Experten Frank Kebekus und Arndt Geiwitz als Insolvenzverwalter agieren. Und Geiwitz hat bereits harte Einschnitte angekündigt. Nur "ein harter Kern" von den aktuell 131 Kaufhäusern werde am Ende des Verfahrens übrig bleiben, so der Insolvenzexperte gegenüber dem WDR. Welche und wieviele Filialen es sein werden, werde spätestens in drei Monaten feststehen. Galeria-CEO Müllenbach sprach gegenüber der FAZ davon, dass das Filialnetz "um mindestens ein Drittel" reduziert werden müsse. Dementsprechend werde es auch Kündigung von Mitarbeitenden geben.

"Möglichst jeden Arbeitsplatz erhalten"

Die anhaltende finanzielle Schieflage der Warenhauskette hat auch die Gewerkschaft Verdi auf den Plan gerufen. "Für uns geht es jetzt darum, möglichst jeden Arbeitsplatz zu erhalten", so Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Gleichzeitig werden auch Forderungen laut Galeria Karstadt Kaufhof-Eigentümer René Benko stärker in die Verantwortung zu nehmen. Nutzenberger: "Unsere Kolleginnen und Kollegen in den 131 Warenhäusern fragen sich, wo der Eigentümer ist in dieser existenziell höchst bedrohlichen Situation für 17.400 Menschen und ihre Familien." Es gebe klare Erwartungen an den österreichischen Investor zusätzliches Geld ins Unternehmen zu pumpen.

Auch ein tragfähiges Zukunftskonzept wird von Benko und der Galeria-Führung erwartet. "Die Beschäftigten haben viele konkrete Vorschläge für eine erfolgreiche Zukunft gemacht, die im Management wenig Gehör gefunden haben", kritisiert der Gewerkschafter. Man habe die Unternehmensleitung bereits aufgefordert, umgehend in Verhandlungen einzutreten. Die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur hatte sich bereits vor einer Woche für ein stärkeres finanzielles Engagement von Benko eingesetzt: "Ja, ich glaube, Herr Benko ist am Zug, auch Kapital mit hereinzugeben." Auch medial wird die Kritik am Investor lauter. So titelt der Stern etwa "René Benko: Der Immobilienmogul, dem Deutschland Milliarden überlassen soll". Ob sich der Österreicher dadurch beirren lässt, scheint eher fraglich.

www.galeria.de

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