ZDF-Doku wirft Lidl "Verbrauchertäuschung" vor

Vier Insider packen in "Lidl: Die Insider – Verkaufstricks beim Discounter-Riesen" aus.

Lidl gehört weltweit zu den größten Discountmärkten. Der Erfolg des Billiglebensmittelhändlers beruht auch auf zahlreichen cleveren Marketingtricks. Wie die funktionieren, hat die "ZDFzeit"-Dokumentation "Lidl: Die Insider – Verkaufstricks beim Discounter-Riesen" am Dienstag gezeigt.

Deshalb gibt es bei Lidl keine Einkaufskörbe

Vier Insider von Lidl zeigen Tricks des Konzerns mit denen Kund:innen gesteuert werden sollen. In den Fokus rückt zum Beispiel der Lidl-Einkaufswagen: Form, Größe und vertikale Griffe des Wagens sind kein Zufall. Dahinter steckt eine ausgeklügelte psychologische Idee, die verführt, mehr zu kaufen.

Aus dem gleichen Grund gibt es beim Diskonter auch keine Einkaufskörbe. Die Ex-Marktleiterin "Linda" (alle Lidl-Insider blieben in der Doku anonym –  Anm. d. Red) erzählt, dass Einkaufskörbe einst auf Wunsch der Kunden eingeführt worden waren, jedoch den Umsatz in den Filialen deutlich sinken ließen. Der Grund: Durch die, im Verglich zum Einkaufswagen, geringe Größe wurde dem Einkauf ein natürliches Limit gesetzt. Das kann bei den überdimensionierten Einkaufswägen natürlich nicht so leicht passieren.

Der Recycling-Trick

Während einige der Punkte – etwa dass Obst, Gemüse, Brot, Milchprodukte so im Markt platziert sind, dass Lidl sicherstellt, dass man durch den gesamten Laden laufen muss, um diese Dinge zu bekommen – nicht sonderlich spektakulär und zumindest aus Sicht eines Handelsunternehmens auch legitim sind, wurde zum Ende des 45-minütigen Beitrags der Fokus auf ein spannendes Thema gelenkt: Nämlich, dass der Recyclingkreislauf von Lidl nicht ganz so toll ist, wie der Diskonter gerne behauptet.

Die Supermarktkette wirbt damit, bei Getränken der Eigenmarken "Saskia" und "Freeway" mit der Aussage "100 Prozent recycelt aus alten Flaschen" (außer Deckel und Etikett). Durch die entsprechenden Kommunikationsmaßnahmen von Lidl (ein Erklärvideo des Unternehmens ist laut t-online.de auf der Unternehmensseite nicht mehr verfügbar, weil es bei YouTube auf "privat" gestellt wurde – Anm. d. Red.) könnte bei Konsument:innen dabei der Eindruck entstehen, dass die neuen Flaschen ausschließlich aus dem Granulat alter Lidl-Flaschen produziert werden und es sich damit um ein "geschlossenes Kreislaufsystem" handelt.

Für Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, handelt es sich bei dieser Methode eindeutig um "Greenwashing". Da es bei der Wiederverwendung von Plastik immer einen Verlust gebe, sei ein komplett in sich geschlossenes Kreislaufsystem schon einmal gar nicht möglich. Wie Lidl dann auch zugibt, werden zusätzlich bei Kaufland – das ebenso wie Lidl zur Schwarz-Gruppe gehört – zurückgenommene PET-Einwegpfandflaschen verwendet. Dieses Material fehle dann bei anderen Produzenten und müsse von diesen neu eingekauft werden, erklärte Fischer. Sein Urteil: "Das ist natürlich Verbrauchertäuschung."

"Lidl: Die Insider – Verkaufstricks beim Discounter-Riesen" von Marvin Mohr kann in der ZDFmediathek nachgestreamt werden.

www.lidl.de

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