Auch dieses Jahr veröffentlicht die Projekt-Plattform "Freelancermap" wieder den Freelancer-Kompass mit insgesamt 2.112 Teilnehmern aus der DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz), wobei der Fokus auf IT liegt.
Im Vergleich zum Vorjahr stieg der durchschnittliche Stundensatz erstmals seit der Corona-Krise wieder an und erreicht einen neuen Höchststand von 96 Euro. Ebenso vielversprechend sieht die aktuelle Auftragslage für Selbstständige aus: Aufgrund von maximaler Kapazitätsauslastung bearbeiten Freiberufler im Schnitt jährlich nur neun von 94 angebotenen Projekten, was den viel thematisierten Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt unterstreicht.
Stundensatz steigt: Fachbereich SAP an der Spitze
Blieben in den letzten zwei Jahren der Pandemie die Stundensätze nahezu unverändert, ist nun erstmals wieder ein Trend nach oben zu beobachten. Trotz Inflation und politischen Unruhen erreicht der Stundensatz für Freelancer im Schnitt eine Höhe von 96 Euro. Im Bereich SAP stieg der durchschnittliche Stundenlohn sogar auf stolze 116 Euro an. Das sind ganze elf Euro mehr als noch im Vorjahr.
© Freelancermap
Diese Veränderung zeigt, wie gefragt das Fachgebiet momentan für Unternehmen ist, was bereits in den Freelancer-Trends im Dezember 2021 zu erkennen war. Das Schlusslicht bilden mit durchschnittlich 66 Euro die Bereiche Medien, Content und Grafik, welche auch die geringste Einkommenszufriedenheit (39 Prozent) aufweisen. Damit liegen sie deutlich unter dem Durchschnitt aller Branchen von insgesamt 72 Prozent. Im Vergleich zu deren festangestellten Kollegen geben 63 Prozent der Selbstständigen an, mehr als diese zu verdienen.
It's all about the money
Der Fachkräftemangel in der deutschen Wirtschaft hat einen neuen Höchststand erreicht. Dies zeigen aktuelle Studien der staatlichen Förderbank KfW und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Freelancern beschert das gerade ein vielfältiges Auftragsangebot. Rund 64 Prozent der Freiberufler geben an, Projekte aufgrund von maximaler Kapazitätsauslastung ablehnen zu müssen. Pro Jahr können daher nur durchschnittlich zehn Prozent der Projektangebote von Freiberuflern bearbeitet werden. Außerdem schätzt weit mehr als die Hälfte (67 Prozent) der befragten Freelancer die aktuelle Auftragslage als gut oder sogar sehr gut ein.
Bei der Auswahl der Projekte gilt weiterhin: It's all about the money. So gaben ganze 74 Prozent an, dass der Stundensatz eine entscheidende Rolle bei der Projektauswahl spielt. Nicht überraschend also, dass genauso viele (75 Prozent) einen Auftrag ablehnen würden, wenn der gebotene Satz zu niedrig ausfällt. Trotz des gesellschaftlichen Bestrebens hin zu mehr Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung von Firmen sind für freie Experten beispielsweise der Ruf (21 Prozent) oder das soziale Verantwortungsbewusstsein (10 Prozent) des Unternehmens eher weniger ausschlaggebend.
Weniger Belastung durch die Pandemie
Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich die pandemiebedingte Anspannung der Freelancer verringert. 32 Prozent der Befragten geben an keine höhere Belastung zu verspüren. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 23 Prozent. Ebenso zuversichtlich sind die Einschätzungen beim Thema Existenzangst: Ein Großteil (79 Prozent) fühlt sich davon aktuell nicht betroffen.
Im beruflichen Kontext scheint die Corona-Krise also nur noch geringfügige Einschränkungen zu verursachen. Das zeigt auch die Frage nach negativen Umsatzauswirkungen durch die Pandemie: Hier sehen 66 Prozent keine Gefahr mehr für mögliche Einbußen im Jahr 2022. Insgesamt sind mehr als 90 Prozent der Freelancer (sehr) zufrieden mit ihrer freiberuflichen Tätigkeit. Daher möchten 94 Prozent der Befragten auch zukünftig als Selbstständige arbeiten. Selbst nach über zwei Jahren Pandemie ist das Home-Office mit knapp 60 Prozent Zustimmung der mit Abstand beliebteste Arbeitsort von Freiberuflern.
Unter 35-Jährige: Kryptowährung als Altersvorsorge
In den letzten Jahren erfreuten sich Investitionen in Kryptowährungen, vor allem bei jüngeren Generationen, immer größerer Beliebtheit. Auch Selbstständige setzen mittlerweile häufiger auf Bitcoin, Ethereum und Co. Hauptsächlich die Freelancer unter 35 erkennen großes Potenzial auf dem boomenden Krypto-Markt. Ein Drittel der unter 35-Jährigen sehen Investitionen mit Kryptowährungen als mögliche Altersvorsorge an. Der privaten Altersvorsorge (Rürup) wird mit nur sechs Prozent hingegen wenig Vertrauen entgegengebracht.
Bei den Freiberuflern im Alter von 35 bis 44 sehen 26 Prozent Kryptowährungen als sinnvolle Altersvorsorge an und stellen diese ebenfalls über die Rürup-Rente (12 Prozent). Im Gesamtbild sichern sich die Altersgruppen dennoch vorwiegend auf traditionellem Wege für die Rente ab: Hier sind gesetzliche Rentenversicherungen (58 Prozent), Wertpapiere (58 Prozent) und Immobilien (54 Prozent) die Spitzenreiter bei der finanziellen Vorsorge.
Maßnahmen gegen Scheinselbstständigkeit gefordert
Die Meinung der freien Experten, zu den von der Politik gesetzten Rahmenbedingungen, ist auch in diesem Jahr eindeutig: 66 Prozent der Befragten sind unzufrieden. Vor allem bei den Forderungen nach weniger Bürokratie (65 Prozent) und der Abschaffung von Scheinselbstständigkeit 60 Prozent) sehen Freiberufler den größten Handlungsbedarf.
Diese Bestreben der Freelancer haben sich im Vergleich zur letztjährigen Befragung kaum verändert, was zeigt, dass die Hoffnungen für neue Maßnahmen, welche vor allem in die Grünen und die FDP gesetzt wurden, bisher ausblieben. Das bestärkt auch die Bewertung der Freiberufler zur Unterstützung durch Staat und Politik, im Hinblick auf das Geschäft als Freelancer: Hier liegt die Zufriedenheit insgesamt bei lediglich 8 Prozent.
Thomas Maas, CEO von "Freelancermap", fasst die Ergebnisse der diesjährigen Studie zusammen: "Der neue Höchststand des Stundensatzes unterstreicht nicht nur die stabile Auftragslage der Freelancer, sondern macht auch deutlich, welche Vorteile Freelancer in Zeiten von Fachkräftemangel und Inflation haben. Mit einem Überangebot an Projekten und einem anpassungsfähigen Stundensatz können sich freie Experten häufig finanziell besser positionieren als deren festangestellte Kollegen. Die maximale Auslastung der Freelancer und die Auftragsbearbeitung von gerade einmal zehn Prozent der Angebote unterstreichen den hohen Bedarf an Fachkräften, welcher vor allem in der IT-Branche vorhanden ist."
www.freelancermap.de
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