Während die Anzahl zugelassener PKW in Deutschland seit Beginn der Corona-Pandemie lediglich um 1,7 Prozent anstieg, nahm der Wohnmobil-Bestand im selben Zeitraum um mehr als 30 Prozent zu. Anlässlich dieses Camper-Booms hat das Team von Goldenstein Rechtsanwälte analysiert, in welchen deutschen Städten am meisten Wohnmobile zugelassen wurden. Die Kanzlei vertritt aktuell mehr als 1.200 Wohnmobil-Besitzer:innen im Dieselskandal.
Kiel hat die höchste Wohnmobil-Dichte
Durchschnittlich kommen in Deutschlands 50 einwohnerreichsten Städten rund 14,55 Wohnmobile auf 1.000 zugelassene PKW. Am höchsten ist die Wohnmobil-Dichte in Kiel (32,54), Freiburg (32,25), Lübeck (23,09), Oldenburg (22,52), München (21,86) und Hamburg (21,37). In keiner anderen deutschen Stadt gibt es mehr als 20 Reisemobile pro 1.000 PKW-Zulassungen.
Vergleichsweise unbeliebt sind Wohnmobile hingegen in Chemnitz (9,9), Magdeburg (8,29), Ludwigshafen am Rhein (8,21), Gelsenkirchen (8,05), Halle (7,48), Wiesbaden (7,12) und Frankfurt am Main (7,01). Diese Städte haben die deutschlandweit niedrigste Wohnmobil-Dichte.
Wohnmobil-Bestand stieg deutschlandweit stark an
Städteübergreifend gab es in den vergangenen Jahren eine enorme Zunahme von Wohnmobilzulassungen in ganz Deutschland. Zwischen dem 1. Januar 2020 und dem 1. Januar 2022 hat sich der Wohnmobil-Bestand in sämtlichen analysierten Städten nämlich jeweils um mindestens 20 Prozent erhöht, während die PKW-Zulassungszahlen im selben Zeitraum fast stagnierten.
Besonders viele Wohnmobile wurden vor allem in Leipzig und Erfurt gekauft. Dort hat sich die Anzahl zugelassener Wohnmobile in den vergangenen Jahren um 51,49 bzw. 50,13 Prozent erhöht. Während es in Leipzig am 1. Januar 2020 noch 1.940 angemeldete Wohnmobile gab, lag diese Zahl zwei Jahre später schon bei 2.939. In Erfurt stieg die Anzahl zugelassener Reisemobile in der gleichen Zeit von 750 auf 1.126.
Auch in München (44,09 Prozent), Mönchengladbach (41,76 Prozent) und Chemnitz (39,31 Prozent) gab es zwischen Januar 2020 und Januar 2022 ein enormes Wachstum, wenn es um die Anzahl zugelassener Wohnmobile geht. Das niedrigste Wohnmobil-Wachstum gab es hingegen in Ludwigshafen am Rhein (23,45 Prozent), Mannheim (21,79 Prozent) und Augsburg (20,97 Prozent).
Rechtsanwalt warnt vor vorschnellem Kauf
"Während der Corona-Pandemie wurden Reisen innerhalb von Deutschland immer beliebter, weil Auslandsreisen teilweise auch gar nicht möglich waren. Das hat zu einem regelrechten Wohnmobil-Boom geführt, wie unsere Analyse eindrucksvoll belegt. Es ist schon besonders, dass die Anzahl zugelassener Wohnmobile in sämtlichen großen Städten in Deutschland seit 2020 um mindestens ein Fünftel gestiegen ist", kommentiert der Rechtsanwalt Claus Goldenstein die Analyse-Ergebnisse seiner Kanzlei.
Die hohe Nachfrage nach Wohnmobilen führe jedoch auch zu langen Wartezeiten auf Neufahrzeuge. Dadurch werden sofort verfügbare, gebrauchte Wohnmobile für Campingfans teilweise sehr attraktiv. Beim Gebrauchtwagenkauf sollten Wohnmobil-Freunde jedoch aufpassen, warnt Goldenstein: "Viele Wohnmobile mit Diesel-Motoren der Schadstoffklassen Euro 5 und Euro 6 sind nämlich laut Staatsanwaltschaft Frankfurt mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Abgasskandal betroffen." Wer ein solches Wohnmobil kauft, muss trotz des aktuellen Wohnmobil-Trends mittelfristig mit enormen Wertverlusten, unvorhersehbaren Folgeschäden und im schlimmsten Fall sogar einer Stilllegung des illegal manipulierten Reisemobils rechnen. Betroffene Fahrzeughalter:innen haben jedoch Anspruch auf Schadensersatz.
Diese Wohnmobil-Besitzer haben einen Schadensersatzanspruch
Im Oktober 2020 verkündete die Staatsanwaltschaft Frankfurt, dass allein in Deutschland rund 200.000 manipulierte Fiat- und Iveco-Modelle zugelassen worden seien - darunter zahlreiche Wohnmobile. Darüber hinaus betrifft der Abgasskandal auch Reisemobile, die auf Basis von VW- und Mercedes-Benz-Modellen gebaut wurden.
Wer ein illegal manipuliertes Wohnmobil besitzt, hat die Option, Schadensersatzansprüche in der Sache durchzusetzen. So besteht unter anderem die Möglichkeit, das Fahrzeug zu behalten und eine Entschädigung in Höhe von 20 bis 25 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises durchzusetzen.
Deutlich höhere Entschädigungen erhalten Wohnmobil-Besitzer:innen, die ihr Fahrzeug an den verantwortlichen Motoren-Hersteller zurückgeben. In diesem Fall sind Entschädigungssummen, die sich an dem ursprünglichen Kaufpreis orientieren, gängig. Zudem werden auch nachträgliche Einbauten wie zum Beispiel Heizungen oder Solaranlagen bei der Berechnung des Schadensersatzes berücksichtigt. (as)
www.ra-goldenstein.de
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