Andreas Bierwirth ist seit fast zehn Jahren, CEO des österreichischen Mobilfunkers Magenta Telekom. Die österreichische Karriere des gebürtigen Westfalen begann aber schon im Jahr 2008, als er zum Chief Commercial Officer (CCO) der Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) bestellt wurde. Im September 2012 heuerte er schließlich bei Magenta Telekom (damals noch T-Mobile – Anm. d. Red.) an. Seit 2017 ist er zudem Aufsichtsratsmitglied im Mutterkonzern Deutsche Telekom.
LEADERSNET hat den 50-Jährigen zum Interview gebeten und sich mit ihm darüber unterhalten, ob Deutsche und Österreicher unterschiedlich kommunizieren, wie zufrieden die deutsche Konzernmutter mit der Magenta-Performance in Österreich ist, welche gesellschaftspolitische Verantwortung Telekommunikationsunternehmen haben, was nach 5G kommt und ob sich die aktuelle Teuerungswelle auch auf die Telekommunikationsbranche auswirkt.
LEADERSNET: Was unterscheidet das Kommunikationsverhalten der Deutschen von jenem der Österreicher?
Bierwirth: Die Kommunikation in Deutschland ist viel direkter und ohne Höflichkeitsfloskeln oder Konjunktive, hinter denen wir in Österreich oft die Anliegen verschleiern. Auch wird in Diskussionen oft härter diskutiert, aber generell ist man sich dann doch schnell einig und konsensorientiert erlebe ich eigentlich beide.
LEADERSNET: Mit der Einführung von Magenta ist Österreich ein Pilotprojekt für die Telekom Deutschland. Wie wird dies von der deutschen Konzernspitze im Nachhinein beurteilt?
Bierwirth: Magenta ist in Deutschland eine extrem erfolgreiche Produktmarke, die für viele Services erfolgreich verwendet wird. Wir haben diese aus dem Baukasten genommen und als Unternehmensmarke für Österreich verwendet. Als verbindendes Symbol verwenden wir das "T", welches global zu den wertvollsten Marken zählt. Ich kann nur für Österreich sprechen, aber unsere Marktforschungen zeigen, dass wir hier sehr erfolgreich sind.
LEADERSNET: Ist der flächendeckende, standardmäßige 5G-Ausbau in Österreich beispielgebend für Deutschland?
Bierwirth: Österreich hat vielleicht früher gestartet, aber inzwischen hat Deutschland Österreich beim 5G-Ausbau deutlich überholt. Das liegt aber auch an unterschiedlichen regulatorischen Rahmenbedingungen, bei uns in Österreich gab es ja zwei Frequenzauktionen, während in Deutschland alle Frequenzen in einer Auktion versteigert wurden.
LEADERSNET: Wird in Anbetracht der immer größer werdenden Datenflüsse auch 5G an seine Grenzen stoßen – Stichwort autonomes Autofahren, Künstliche Intelligenz bzw. Machine-to-Machine-Communication?
Bierwirth: Es wird nach 5G auch noch weitere Technologiesprünge geben, an 6G wird ja schon intensiv geforscht. Daher sehen wir aktuell keine Grenzen. Aber wer weiß wie sich der technologische Fortschritt entwickeln wird.
LEADERSNET: Welche gesellschaftspolitische Funktion haben Telekommunikationsanbieter im Zeitalter von Social Media eingenommen?
Bierwirth: Wir haben durch die Bereitstellung der Infrastruktur eine wichtige gesellschaftliche Rolle, da wir für die Teilhabe am digitalen Leben sorgen. Wir übernehmen hier auch Verantwortung, in dem wir klar gegen Hass im Netz und Fake News auftreten und uns in diesen Bereichen stark engagieren. Grundsätzlich ist unser Ziel, dass möglichst viele Menschen am digitalen Leben mitwirken können.
LEADERSNET: Wird sich die Teuerungswelle von Energie und Rohstoffen auch auf die Preise der Telekommunikation auswirken?
Bierwirth: Natürlich spüren wir die Teuerung bei unseren wichtigsten Energieträgern etwa für Strom, im Bau oder beim Einkauf vieler anderer Güter. Wie in vielen anderen Branchen sind die allermeisten Verträge mit einer Indexklausel versehen, wodurch die Tarife automatisch um die Inflationsrate angepasst werden. Solange die Teuerungswelle anhält werden also auch bei Telekommunikationsdiensten Erhöhungen stattfinden.
LEADERSNET: Wie unterscheidet sich der deutsche vom österreichischen Telekommunikationsmarkt?
Bierwirth: Österreich ist einer der wettbewerbsintensivsten Mobilfunkmärkte mit sehr vielen sogenannten virtuellen Anbietern und einem extrem hohen Anteil an mobilen WLAN-Routern. Was die Festnetz-Infrastruktur betrifft sind beide Länder relativ ähnlich.
LEADERSNET: Auf welche Innovationen darf man von Magenta Österreich in naher Zukunft gespannt sein?
Bierwirth: Wir haben 2022 eine neue TV-Box auf den Markt gebracht, die auf allen Technologien, also sowohl im Kabelnetz, über DSL-Anschlüsse und mobile WLAN-Router funktioniert. Damit ist Magenta TV erstmals österreichweit auf allen Technologien verfügbar. Das ist ein großer Schritt für uns als größter TV-Anbieter des Landes. Gleichzeitig haben wir schon vor ein paar Monaten gezeigt, dass im Magenta Glasfaserkabelnetz Download-Geschwindigkeiten von über 2 Gbit/S möglich sind. Ein Rekordwert. Hier sind noch nicht alle Potenziale ausgeschöpft und wir können das schnellste Netz des Landes noch schneller machen.
LEADERSNET: Darf man sich auf die Zukunft freuen oder muss man diese mit Respekt erwarten – in Anbetracht des Digitalisierungs-Boosts der letzten zwei Jahre?
Bierwirth: Wir sind ganz klarer Marktführer für High-Speed-Internet, unser kleinster Tarif im Glasfaserkabelnetz beginnt bei 100 Mbit/S. Diesen Wert erreichen Mitbewerber oft nicht mal als Höchstwert. Genau diese hohen Bandbreiten werden immer stärker nachgefragt und daher bauen wir massiv aus. Wir investieren von 2022 bis 2025 rund eine Milliarde Euro in den Netzausbau und werden dabei insbesondere den Ausbau des Glasfaserkabelnetzes verdoppeln.
www.magenta.at
www.telekom.com
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