Medienpolitik in der Kritik
NDR Intendantenwahl geplatzt

| Redaktion 
| 06.04.2025

Die Wahl zur neuen Intendantin des NDR ist gescheitert. Die ehemalige Bertelsmann-Managerin Sandra Harzer-Kux verfehlte die notwendige Mehrheit – und entfacht damit eine Debatte über Transparenz und Mitbestimmung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Personalräte und Redaktionsausschuss fordern grundlegende Änderungen im Auswahlverfahren.

Die gescheiterte Intendantenwahl beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) hat weitreichende Diskussionen ausgelöst. Nachdem die einzige Kandidatin, Sandra Harzer-Kux, am Widerstand des Rundfunkrats scheiterte, mehren sich Stimmen für eine Reform des Auswahlverfahrens. Besonders die Mitarbeitenden kritisieren mangelnde Mitsprache und werfen dem Verwaltungsrat Intransparenz vor.

Überraschungskandidatin ohne Mehrheit

Mit dem Vorschlag, Sandra Harzer-Kux zur Nachfolgerin von Joachim Knuth zu machen, setzte der Verwaltungsrat des NDR auf eine externe Lösung – ein in der ARD-Struktur eher unüblicher Schritt. Die 52-Jährige war zuvor viele Jahre im Bertelsmann-Konzern aktiv, unter anderem als Geschäftsführerin der Agentur Territory. Dass Harzer-Kux am Freitag in der Abstimmung des Rundfunkrats durchfiel, hat viele Gründe – darunter fehlende Akzeptanz bei den Beschäftigten. Zwar durften diese ein Stellenprofil einreichen, blieben aber im weiteren Verfahren außen vor. Laut interner Stellungnahme hatte keines der Mitarbeitendengremien Gelegenheit, auch nur eine Frage an die Kandidatin zu richten. 

Ihr beruflicher Werdegang und ihr bisheriges Wirken in der Medienbranche hatten zuvor für mediale Aufmerksamkeit gesorgt – nicht zuletzt aufgrund ihrer langjährigen Tätigkeit in Führungspositionen innerhalb des Bertelsmann-Konzerns.

Kritik an Auswahlprozess und Staatsvertrag

Die Kritik richtet sich aber nicht nur gegen die Nominierung selbst. In Frage steht nun auch die Praxis, lediglich eine Person zur Wahl vorzuschlagen. Personalräte und Redaktionsausschuss fordern deshalb eine Neuauslegung des NDR-Staatsvertrags. Es gehe darum, ob der Verwaltungsrat wirklich nur eine Kandidatin benennen darf – oder ob mehrere Namen für eine echte Wahlmöglichkeit denkbar wären. Diese Überlegung könnte zu einem Präzedenzfall innerhalb der ARD werden, wo ähnliche Verfahren üblich sind.

Ein weiterer Kritikpunkt: Der Rundfunkrat, in dem Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sitzen, habe keine Wahlfreiheit gehabt. Wie das Branchenmedium Horizont berichtet, fehlten Harzer-Kux am Ende vier Stimmen zur erforderlichen Mehrheit von 34. Das Ergebnis: 30 Ja-Stimmen, 14 Nein-Stimmen, sechs Enthaltungen.

Wie es nun weitergeht

Die Suche nach einer neuen Intendantin oder einem neuen Intendanten geht weiter – unter erhöhtem Druck. Binnen eines Monats darf der Verwaltungsrat einen neuen Vorschlag unterbreiten, allerdings nicht mit derselben Person. Die nächste reguläre Sitzung des Rundfunkrats findet Mitte Mai statt. Ob bis dahin ein neuer Konsenskandidat gefunden wird, bleibt abzuwarten. Fest steht: Der Prozess muss transparenter und partizipativer werden, wenn die Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht weiter leiden soll.

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