Gehaltsexplosion bei Führungskräften
Commerzbank erhöht Vorstandsvergütung um bis zu 31 Prozent

| Redaktion 
| 26.03.2025

Nach jahrelangem Stillstand zündet die Commerzbank die nächste Stufe beim Top-Management-Gehalt: Ab 2026 steigen Grundvergütungen und Boni kräftig – Letztere sogar um bis zu 31 Prozent. CEO Bettina Orlopp erhält zwar mehr, bleibt aber deutlich hinter europäischen Spitzengehältern zurück. Die Entscheidung könnte weit über Frankfurt hinaus Signalwirkung entfalten.

Mit der jüngsten Anpassung ihrer Vergütungsstruktur will die Commerzbank international wettbewerbsfähig bleiben. Der Aufsichtsrat beschloss, die Bezahlung des Vorstands nach über einem Jahrzehnt erstmals signifikant zu erhöhen. Im Fokus steht dabei nicht nur CEO Bettina Orlopp, sondern das gesamte Vorstandsteam – insbesondere vor dem Hintergrund ihrer Übernahme in einer herausfordernden Phase, die in der Vergangenheit bereits für Aufmerksamkeit sorgte – ein Schritt, der auch im Kontext der wachsenden Ambitionen der italienischen Großbank Unicredit zu betrachten ist.

Ziel: Attraktivität im internationalen Vergleich

Laut aktuellem Vergütungsbericht, den die Commerzbank veröffentlicht hat, soll die Zielvergütung für Orlopp ab 2026 um 15 Prozent steigen. Bei den übrigen Vorstandsmitgliedern fällt die Erhöhung mit 16 Prozent sogar etwas höher aus. Besonders markant ist der Anstieg bei der variablen Vergütung: plus 30 Prozent für die Vorstandsvorsitzende, plus 31 Prozent für die anderen Mitglieder. Die festen Grundgehälter werden parallel um zehn bzw. elf Prozent angehoben.

Die Bank begründet den Schritt mit einem Marktvergleich: Wie das Handelsblatt berichtet, reagiert die Commerzbank damit auch auf zunehmenden Druck aus dem internationalen Umfeld. Auch angesichts aktueller struktureller Veränderungen und Einsparungsmaßnahmen im Inland erscheint eine stärkere Bindung des Top-Managements aus Sicht des Aufsichtsrats als strategisch sinnvoll. Demnach lag die Vorstandsvergütung der Commerzbank im internationalen Vergleich bisher unter dem marktüblichen Niveau – insbesondere im Vergleich mit Instituten aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz. Ziel sei es, so das Institut, die "Wettbewerbsfähigkeit als Arbeitgeber für Top-Führungskräfte" zu sichern.

Orlopp verdient deutlich weniger als Orcel

Trotz der geplanten Anhebung bleibt ein auffälliges Gefälle bestehen – etwa gegenüber der italienischen Großbank Unicredit. Deren CEO Andrea Orcel erhielt 2024 eine Gesamtvergütung von 13,2 Millionen Euro. Für 2025 prognostiziert der Stimmrechtsberater ISS sogar ein mögliches Einkommen von bis zu 16,4 Millionen Euro – was bereits für scharfe Kritik sorgte: Das Paket sei "exzessiv im Vergleich zu Marktstandards".

Zum Vergleich: Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp verdiente im Vorjahr 2,4 Millionen Euro – eine Steigerung von neun Prozent im Vergleich zu 2023. Ihr Vorgänger Manfred Knof kam vor seinem Ausscheiden auf insgesamt 5,8 Millionen Euro, einschließlich einer Sonderzahlung aus dem Aufhebungsvertrag.

Unicredit ist inzwischen mit rund neun Prozent an der Commerzbank beteiligt und hat sich über Derivate Zugang zu weiteren 28 Prozent der Anteile gesichert. Eine vollständige Übernahme wird zwar diskutiert, aber noch nicht aktiv verfolgt.

Langfristige Ziele als neuer Maßstab

Mit der Reform verändert sich nicht nur die Höhe der Bezahlung, sondern auch deren Logik: Künftig soll die Auszahlung der Boni noch stärker an das Erreichen von Drei-Jahres-Zielen gekoppelt sein. Der Aufsichtsrat will damit "eine nachhaltig zukunftsorientierte Entwicklung" fördern und zugleich die Anforderungen institutioneller Investoren erfüllen.

Jens Weidmann, Aufsichtsratschef und ehemaliger Bundesbankpräsident, hatte die Reform bereits im Januar angekündigt. "Das Vergütungssystem ist ein Kernelement der Unternehmenssteuerung", sagte er damals. Die diesjährige Hauptversammlung der Commerzbank findet erstmals seit fünf Jahren wieder in Präsenz statt – was eine bewusste Öffnung zum Dialog mit den Aktionären signalisiert.

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