Städteplanung - Interaktive Karte
Berlin, München, Hamburg und Köln sind 15-Minuten-Städte, doch Göttingen schlägt sie alle

| Natalie Oberhollenzer 
| 19.09.2024

Stadtplaner verfolgen seit langem das Ziel, dass alle wichtigen Einrichtungen des täglichen Lebens – von Supermärkten über Schulen bis hin zu Arztpraxen – innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sind. Dieses Konzept, bekannt als „15-Minuten-Stadt“, wurde vor allem durch den Pariser Stadtplaner Carlos Moreno populär. Eine aktuelle Studie zeigt: Viele deutsche Städte entsprechen dem Ideal.

Während Paris bereits für über 90 Prozent der Einwohner die Kriterien einer 15-Minuten-Stadt erfüllt, sieht es in anderen Metropolen deutlich anders aus. Besonders in den USA schneiden viele Städte, die stark auf Autoverkehr ausgelegt sind, schlecht ab. Vor allem Städte wie Atlanta gelten als Paradebeispiele für autoorientierte Stadtplanung, die lange Wege zu wichtigen Einrichtungen mit sich bringen.

Dies zeigt eine Studie, die im Fachmagazin "Nature Cities“ veröffentlicht wurde. Ein Forscherteam um Matteo Bruno von den Sony Computer Science Laboratories und dem Centro Ricerche Enrico Fermi in Rom hat untersucht, wie gut das Konzept der 15-Minuten-Stadt weltweit umgesetzt wird.

 

Kompakte Struktur ein Pluspunkt

Das Ergebnis: Eine einheitliche Umsetzung ist schwierig, da die Bevölkerungsdichte und die Bauweise in verschiedenen Regionen stark variieren. Eine kompakte Stadtstruktur erleichtert es, das Ideal zu erreichen – doch auch politische Entscheidungen spielen eine Rolle, insbesondere wie stark Randgebiete im Vergleich zu Stadtzentren berücksichtigt werden.

Um Stadtplanern bei der Umsetzung des Konzepts zu helfen, haben die Forscher ein Analysewerkzeug entwickelt, das als "Universalmodell“ für die 15-Minuten-Stadt dient. Mithilfe einer Onlineplattform wurden rund 10.000 Städte weltweit untersucht. Dabei wurde ermittelt, wie weit die Bewohner im Durchschnitt zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu den nächstgelegenen Einrichtungen in neun Kategorien – darunter Nahrungsmittel, Sport und Kultur – zurücklegen müssen. Auf einer Karte lassen sich diese Distanzen für einzelne Stadtgebiete sowie für die Stadt als Ganzes ablesen. Blaue Bereiche symbolisieren Wege von weniger als 15 Minuten, rote Bereiche zeigen größere Entfernungen.

Europäische Städte im Spitzenfeld

Besonders gut schneiden europäische Städte ab, darunter Genf, Basel und Zürich, die mit durchschnittlich fünf bis sechs Minuten zu den wichtigsten Anlaufpunkten punkten. In Deutschland hat Göttingen die kürzesten Wege (sieben Minuten), während auch Berlin und München mit acht Minuten nahe am Ideal liegen.

Im Gegensatz dazu gibt es in Passau durchschnittliche Fußwege von 20 Minuten – hier gleichen die schlecht erschlossenen Randgebiete die kurzen Wege in der Altstadt aus. Überraschenderweise weisen auch niederländische Städte wie Rotterdam mit über 30 Minuten lange Wege auf, da dort viele Vororte als reine Schlafstädte konzipiert wurden.

In einer detaillierten Analyse von 50 ausgewählten Städten stellten die Forscher fest, dass nur wenige Anpassungen nötig wären, um in Städten wie Zürich den Idealzustand zu erreichen. In dicht bebauten Metropolen wie Mumbai oder Bogotá könnte mit geringem Aufwand die Infrastruktur so angepasst werden, dass die Wege deutlich kürzer werden. Für autogerechte Städte wie Atlanta wäre es hingegen nicht nachhaltig, das 15-Minuten-Konzept zu verfolgen, so die Autoren.

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