Die Fluggesellschaften sehen sich zunehmend mit steigenden Kosten konfrontiert. Vor allem Gebühren für Flugsicherung, Luftsicherheit und Passagierkontrollen sind in Deutschland seit 2019 teilweise drastisch gestiegen. An vielen deutschen Flughäfen haben sich die Gebühren fast verdoppelt.
Ein typischer Flug mit einem Airbus A320 kostete 2019 in Düsseldorf laut Branchenverband BDL rund 2.227 Euro, im Mai 2023 waren es bereits 4.390 Euro – ein Anstieg von 97 Prozent. Auch andere Flughäfen verzeichnen deutliche Erhöhungen, wie das Handelsblatt analysiert: In Frankfurt sind die Gebühren um 53 Prozent gestiegen, in München und Berlin um 66 Prozent und in Hamburg sogar um 75 Prozent.
Während Länder wie Norwegen, Spanien und die Türkei ihre Gebühren stabil halten oder gar senken, steigen die Kosten in Deutschland rapide an. Die Folge: Immer mehr Airlines ziehen ihre Flugzeuge ab. Ryanair, Easyjet und Wizz Air haben bereits angekündigt, ihre Flotten in Deutschland zu verkleinern oder sogar komplett abzuziehen.
Rückzug von Wizz Air und Ryanair
Eines der ersten Opfer dieser Entwicklung ist der Flughafen Köln-Bonn. Wie das Handelsblatt berichtet, plant die ungarische Billigfluglinie Wizz Air, sich mit dem Winterflugplan vom nordrhein-westfälischen Flughafen zurückzuziehen. Das Unternehmen verhandelt zwar noch, aber die stark gestiegenen Gebühren in Deutschland dürften den Rückzug wohl besiegeln. Betroffen wären unter anderem Verbindungen nach Skopje und Tirana.
Auch Ryanair, die größte Billigfluggesellschaft Europas, hat angekündigt, ihr Angebot in Berlin ab Sommer 2025 um 20 Prozent zu reduzieren. Statt neun Flugzeugen sollen dort nur noch sieben stationiert sein. Ryanair begründet den Rückzug mit den „horrenden Zugangskosten“, die weder von der deutschen Regierung noch vom Flughafenmanagement gesenkt werden konnten.
Weniger Wettbewerb, höhere Preise
Für die Passagiere hat dieser Rückzug unangenehme Folgen. Die Zahl der Flugverbindungen sinkt, während die Preise auf den verbleibenden Strecken steigen. Besonders auf sogenannten Monopolstrecken, die nur von einer Fluggesellschaft bedient werden, haben die Airlines die volle Preiskontrolle.
Ein Blick auf die aktuellen Ticketpreise zeigt die drastischen Unterschiede. Laut Handelsblatt kostet ein Flug von Stuttgart nach Kopenhagen am 23. September bei der skandinavischen SAS, die auf dieser Strecke ein Monopol hat, 462 Euro. Zum Vergleich: Ein Flug von Berlin nach Kopenhagen, der ebenfalls von SAS bedient wird, kostet nur 152 Euro. Hier gibt es Konkurrenz durch Norwegian und Easyjet, die deutlich günstigere Tickets anbieten.
Ähnliche Preissprünge sind auch auf anderen Monopolstrecken zu beobachten. So verlangt Eurowings für einen Flug von Stuttgart nach Mailand 136 Euro, während der Konkurrent ITA für denselben Flug satte 575 Euro aufruft. Dagegen kostet ein Flug nach Palma de Mallorca – eine Strecke, die von mehreren Airlines bedient wird – bei Eurowings nur 72 Euro.
Schrumpfende Flugangebote
Seit 2019 haben viele deutsche Flughäfen bereits eine erhebliche Reduzierung ihres Flugangebots erlebt. In Düsseldorf werden diesen Sommer 24 Ziele weniger angeflogen als noch vor der Pandemie, in Stuttgart sind es 19 und in Berlin sogar 27. Auf vielen Strecken herrscht inzwischen ein Monopol, da die Konkurrenz wegbricht. So gibt es von Stuttgart nach Lissabon nur noch Verbindungen mit Eurowings, während nach Wien lediglich Eurowings und Austrian Airlines fliegen. Flüge nach Amsterdam werden ausschließlich von KLM angeboten.
Auch Ryanair hat für den Berliner Flughafen erhebliche Kürzungen angekündigt. Ab dem kommenden Sommer sollen Verbindungen nach Brüssel, Krakau, Riga und Luxemburg nicht mehr bedient werden. Für Passagiere bedeutet das, dass auf drei dieser Strecken nur noch eine Fluggesellschaft übrig bleibt, was die Preise in die Höhe treiben könnte.
Eine Lösung ist nicht in Sicht
Flugexperten sehen die Entwicklung mit Sorge. "Der Luftverkehrsstandort Deutschland fällt auf das Niveau von 2013 zurück“, warnt Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV. Schuld daran seien nicht die fehlende Nachfrage, sondern das fehlende Angebot durch die ausbleibenden Airlines. Beisel fordert eine deutliche Senkung der staatlichen Gebühren, um den Standort Deutschland im europäischen Vergleich wieder wettbewerbsfähig zu machen.
Bis dies geschieht, müssen sich Fluggäste in Deutschland jedoch auf weniger Auswahl und höhere Preise einstellen. Besonders auf Strecken, die von nur einer Airline bedient werden, könnten die Ticketkosten in den kommenden Jahren weiter steigen.
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