Analyse
Frauen im Aufsichtsrat: DAX-Unternehmen knacken 40-Prozent-Marke

| Redaktion 
| 14.05.2024

Erstmals halten Frauen über 40 Prozent der Aufsichtsratsmandate in Deutschlands Top-Unternehmen, wie die jährliche Analyse von Russell Reynolds Associates zeigt. Trotz des "Meilensteins in der gleichberechtigen Teilhabe“ sind Spitzenpositionen weiterhin Männerdomäne.

Einmal im Jahr analysiert die Personalberatung Russell Reynolds Associates unter anderem die Besetzung der DAX-Aufsichtsräte und teilt die Ergebnisse mit der interessierten Öffentlichkeit. Größte Erkenntnis der aktuellen Auswertung: Zum ersten Mal überhaupt springt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 40 größten deutschen börsennotierten Unternehmen über die Marke von 40 Prozent.

"Noch 2010 waren Aufsichtsräte eine fast reine Männerdomäne“, erinnert sich Jens-Thomas Pietralla, Leiter der Europäischen Board & CEO Practice von Russell Reynolds Associates. "Jetzt rückt die Parität bei immer mehr Unternehmen in greifbare Nähe. Die Aufsichtsräte sind nun gefordert, dafür zu sorgen, dass sich diese Entwicklung bei ihren Vorständen und oberen Führungsebenen ebenfalls verstetigt und der Anteil von Frauen dort nachzieht.“

Meilenstein der Teilhabe

Pietralla beschreibt das erstmalige Überschreiten der 40-Prozent-Marke dementsprechend als "Meilenstein in der gleichberechtigen Teilhabe von Frauen“ und "Fortschritt mit Signalwirkung für das Top-Management“. Im Vorjahr lag der Frauenanteil noch bei 38,4 Prozent; konkret beläuft er sich derzeit auf 40,3 Prozent.

Vonovia, Beiersdorf, Hannover Rück und Zalando erweisen sich bezogen auf diese Entwicklung als Vorreiter und beschäftigen in ihren Aufsichtsräten inzwischen mehr Frauen als Männer. Komplette Parität können Bayer, Commerzbank und Covestro für sich verbuchen, während 25 Unternehmen individuell Werte jenseits der 40 Prozent erreichen. Mit einer nicht geknackten 30-Prozent-Marke stellt Porsche SE derweil das Schlusslicht dar, was weibliche Aufsichtsratsmitglieder angeht.

Im Einklang mit der allgemeinen Tendenz ging mehr als die Hälfte (54 Prozent) aller neu vergebenen Mandate an Frauen. 22 neu- sowie 29 wiedergewählte Damen der Schöpfung stellen genauso einen historischen Höchstwert dar wie 14 aus Aufsichtsräten ausgeschiedene Frauen.

Vorsitze weiter in Männerhand

Die zu verzeichnende Entwicklung setzt sich an der Spitze von Aufsichtsräten deutlich langsamer durch, wie Dr. Thomas Tomkos, Leiter der Deutschen Board & CEO Practice von Russell Reynolds Associates, anmerkt: "Bei der Machtverteilung innerhalb der Aufsichtsräte gibt es noch Aufholbedarf. Der Frauenanteil bei Vorsitzen hinkt um Jahre der allgemeinen Entwicklung hinterher. Das zu ändern ist die nächste große personelle Herausforderung für die DAX-Aufsichtsräte. Erst wenn auch der Einfluss gleich verteilt ist, kann man von wirklich gleichberechtigen Aufsichtsgremien und Chancengleichheit sprechen.“

Lediglich zwei der 40 Aufsichtsratsvorsitze sind weiblich besetzt, was mageren fünf Prozent gleichkommt. Henkel und Vonovia sind die einzigen DAX40-Unternehmen mit einer Frau in entsprechender Machtposition. Mit dem Gesamtsprung über die 40-Prozent-Hürde steht Deutschland international übrigens hinter Norwegen, Italien, UK, Dänemark und den Niederlanden. Auch diese Nationen werden jedoch von Frankreich übertrumpft: 46 Prozent Frauen in Aufsichtsräten reichen unseren westlichen Nachbarn für die europäische Spitzenposition.

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