Whitney Wolfe Herd
Visionen der Bumble-Gründerin: Wenn KI das erste Date übernimmt

| Redaktion 
| 14.05.2024

Einst stand mit Amor ein "halbwüchsiger Knabe nicht ohne schalkhafte Bosheit“ für das Verliebtsein. Bald könnten es ganz persönliche Dating-Concierges sein, die als KI-Repräsentanten ihrer User untereinander ausmachen, ob sich die dahinterstehenden Menschen tatsächlich treffen sollten.

Geht eine langjährige Beziehung in die Brüche, ist das Aufkehren des inneren Scherbenhaufens mitunter eine verdammt mühselige, langwierige und schmerzhafte Angelegenheit. Zweifel, kritische Selbstreflektion und womöglich ständige Gedanken an einen bitter vermissten Ex-Partner tragen zu einem grauen Gesamtbefinden bei, das man an vielen Tagen beim besten Willen nicht mit den gutgemeinten "Geh raus und lern wen Neues kennen“-Ratschlägen des Bekanntenkreises in Einklang bringen kann.

Nicht nur in Situationen wie diesen greifen manche Menschen gern auf weniger direkte Alternativen zur Kontaktaufnahme zurück: Dating-Apps ermöglichen ein schnelles Kennenlernen, ohne dass auch nur das Haus dafür verlassen werden muss. Dabei legen Anbieter durchaus unterschiedliche Schwerpunkte; während unverbindliche Kontakte zum körperlichen Vergnügen bei den einen im Vordergrund stehen, möchten andere ihren Usern gezielt zu neuen, langfristigen Beziehungen verhelfen.

Vom Helfer zum Vertreter: Der Dating-Concierge

Hierzulande ist Tinder der beliebteste Dienst dieser Art und kann Badoo laut einer Statista-Auswertung auf den zweiten Rang verweisen. Den dritten Platz teilen sich Lovoo sowie Bumble – und Whitney Wolfe Herd, Gründerin von letztgenanntem Service, hat jüngst einige aufsehenerregende Vorstellungen zum KI-unterstützten Online-Dating der Zukunft geteilt.  

Beim Bloomberg Tech Summit, der vergangene Woche im US-amerikanischen San Francisco über die Bühne ging, malte sich die Bumble-CEO unter anderem die Zukunft der digitalen Datingwelt aus und sprach dabei von einem eigenen "KI-Dating-Concierge“. Dieser würde jedem Nutzer zur Verfügung stehen und könnte im ersten Schritt eine beratende Funktion einnehmen; mittelfristig jedoch eine umso prägendere Rolle beim Kennenlernen der Zukunft spielen.

"Unser Ziel mit Künstlicher Intelligenz ist es, gesunde und gleichberechtigte Beziehungen zu schaffen“, schildert Wolfe Herd. "Das fängt bei dir selbst an. Wie können wir dir beibringen, wie man datet? Wie können wir dir helfen, dich von einer besseren Seite zu zeigen? Zum Beispiel könnten wir in naher Zukunft mit einem KI-Dating-Concierge sprechen und ihm unsere Unsicherheiten mitteilen: 'Ich habe gerade eine Trennung hinter mir', 'Ich habe Probleme, mich zu binden'. Und das könnte helfen, eine bessere Einstellung zu sich selbst zu entwickeln. Darauf aufbauend könnte er produktive Tipps für die Kommunikation mit anderen Menschen geben.“

Die vor ihrer Zeit bei Bumble für Tinder tätige Gründerin schaut noch tiefer in die KI-Kristallkugel: "Wenn wir noch ein bisschen weiterschauen wollen, gibt es da womöglich eine Welt, in der sich dein Dating-Concierge für dich mit anderen Dating-Concierges verabredet, ohne dass du mit 600 Leuten sprechen musst. Er scannt ganz San Francisco für dich und sagt: "Das sind die drei Leute, die du unbedingt kennenlernen solltest“.

Bumble bald keine Dating-App mehr

Insbesondere die Idee, dass der Erstkontakt unter zwei Menschen völlig ohne ihre direkte Beteiligung stattfindet, wird vielerorts als befremdlich und dystopisch aufgenommen. Ein X-Posting zur Sache verzeichnet inzwischen über 20 Millionen Aufrufe und vereint allerlei Memes und Meinungen unter sich.

"Es steckt etwas wirklich Kraftvolles in der Technologie, die wir entwickeln, um uns wirklich miteinander zu verbinden – online gehen, um offline zu gehen“, sagt Whitney Wolfe Herd passend dazu noch auf der Bühne des Bloomberg Tech Summit. Im Gespräch lässt sie außerdem durchblicken, wo sie Bumble selbst in der nicht allzu fernen Zukunft sieht.

"Wir werden in ein paar Jahren keine Dating-App sein", stellt sie in Aussicht. "Dating wird eine Komponente davon sein, aber wir werden eine wahrhaftige Plattform für menschliche Verbindungen sein. Hier wirst du jeden treffen, den du treffen willst - einen Wanderkumpel, einen Mahjong-Kumpel, was auch immer du suchst.“

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