Bereits im März hat das deutsche Technologieunternehmen Rheinmetall seine Geschäftszahlen für das vergangene Jahr veröffentlicht und durfte dabei Rekorde sowohl beim Ergebnis als auch beim Auftragsbestand vermelden. Damit halten sich die Düsseldorfer voll auf Wachstumskurs und sprechen besonders dem "anhaltenden Boom im Rüstungsbereich“ die Verantwortung dafür zu.
Dieser wiederum ist vor allem dem inzwischen über zwei Jahre andauernden Konflikt in der Ukraine zu verdanken. Die besagten Geschäftszahlen weisen einen Konzernumsatz von knapp 7,2 Milliarden Euro bei einem operativen Ergebnis von 918 Millionen Euro aus. Verglichen mit dem Vorjahr haben sich diese Werte um zwölf beziehungsweise sogar 19 Prozent gesteigert.
Noch deutlicher wird der Einfluss aktueller Kriegsherde in einer Gegenüberstellung mit dem vergleichsweise friedlichen Jahr 2019: Damals lag der Umsatz bei 5,66 Milliarden Euro, während das operative Ergebnis seinerzeit mit 552 Millionen Euro beziffert wurde.
Auftragsregen dank Bundeswehr-Sondervermögen
"Eine neue sicherheitspolitische Dekade hat begonnen“, bilanzierte Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, schon im März und führte aus: "In dieser Situation sind wir bei Rheinmetall dankbar, entscheidende Beiträge dazu leisten zu können, die Wehrfähigkeit unseres Landes wieder herzustellen. Um dieser Aufgabe von nationaler Tragweite gerecht zu werden, scheuen wir keine Mühen: Wir tätigen massive Investitionen, bauen neue Werke und stocken beim Personal deutlich auf.“
In der Tat ist die Nachfrage auch innerhalb der eigenen Landesgrenzen ausgesprochen zufriedenstellend für Rheinmetall. So berichtet das Handelsblatt im Rahmen eines umfangreichen Bilanzchecks etwa, dass die Düsseldorfer im letzten Jahr mehr Aufträge als jemals zuvor mit einem Gesamtvolumen von etwa zehn Milliarden Euro vom Bund erhalten haben.
Gegenüber der Süddeutschen Zeitung gab Papperger jüngst außerdem zu Protokoll, dass vom 100 Milliarden Euro umfassenden Sondervermögen zugunsten der Bundeswehr letztlich zwischen 30 und 40 Milliarden Euro bei seinem Unternehmen ankommen dürften.
Fremdwort Fachkräftemangel
Das Handelsblatt dokumentiert unterdessen, dass der andernorts vielbeschworene Fachkräftemangel keinerlei Stolperstein für Rheinmetall darstellt. Stattdessen sollen sich allein hierzulande im letzten Jahr über 100.000 Personen auf lediglich 5000 zu vergebene Stellen beworben haben. Verstärkung sucht das Unternehmen insbesondere – angesichts der besprochenen Entwicklungen sicherlich kaum überraschend - im Rüstungsbereich. Im vergangenen Jahr sind die Personalkosten um 11,5 Prozent gestiegen und haben die Zwei-Milliarden-Euro-Marke geknackt.
Das derzeit gefragteste Produkt im Rüstungssektor von Rheinmetall ist Munition. Den Geschäftszahlen für 2023 ist zu entnehmen, dass die entsprechende Sparte im Vergleich zum Vorjahr einen Sprung von beachtlichen 29 Prozent hingelegt hat. Aus Deutschland tragen Aufträge für Panzer- und Artilleriemunition in einer Gesamthöhe von ungefähr 4,6 Milliarden Euro dazu bei, während aus der Ukraine 1,7 Milliarden Euro durch Direktaufträge hinzukommen.
Hoffnung auf die Panzer der Zukunft
Dass man auch bei Rheinmetall nicht mit einer baldigen Beruhigung geschäftsrelevanter Krisenherde rechnet, unterstreicht die Konzernprognose für das laufende Geschäftsjahr. Ein "anhaltend starkes Umsatz- und Ergebniswachstum“ wird demnach erwartet; in Zahlen ausgedrückt soll der Umsatz von den eingangs erwähnten 7,2 Milliarden Euro in 2023 "auf ein Niveau von rund zehn Milliarden Euro ansteigen“.
Auch ein möglicher Deal rund um ein deutsch-französisches Entwicklungsprojekt könnte Einfluss auf die Geschäftszahlen der Zukunft nehmen: Beide Nationen entwickeln derzeit Kanone, Turm und Munition für das sogenannte Main Ground Combat System (MGCS), einen Panzer, der ab den 2040ern die deutschen Leopard-Modelle beziehungsweise den französischen Leclerc ablösen soll. Mit der Rheinmetall 130-mm-Waffenanlage L/51 werden dem Düsseldorfer Unternehmen gute Chancen ausgerechnet, den finalen Zuschlag zu erhalten.
Alternativ hat Rheinmetall bereits 2022 einen Prototypen des KF51 Panther vorgestellt, der rund ein Jahrzehnt vor dem MGCS in Serie gehen könnte. Ein Auftrag der ungarischen Regierung zur entsprechenden Entwicklung, dotiert mit 288 Millionen Euro, ist Ende letzten Jahres eingegangen. Grundsätzlich beschrieb Armin Papperger schon im letzten Geschäftsbericht: "Bei allem, was wir tun, ist es unser vorrangiges Ziel, der Bundeswehr und den Streitkräften unserer Verbündeten und Freunde ein leistungsfähiger Partner zu sein und so vor allem dem Frieden in Europa zu dienen.“
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