Ende 2022 betrug der marktaktive Leerstand, also unmittelbar vermietbare oder mittelfristig aktivierbare Geschosswohnungen, lediglich 2,5 Prozent oder etwa 554.000 Einheiten. Dies markiert einen Tiefpunkt, den der CBRE-empirica-Leerstandsindex in seiner Geschichte verzeichnet hat, wie Statista berichtet.
Regionale Unterschiede: Westen versus Osten
Empirica-Chef Reiner Braun äußerte sich besorgt gegenüber dem „Spiegel“ und warnte vor einem möglichen Ausbleiben von Leerständen in den großen Städten. Die Zuwanderung von etwa einer Million Menschen aus der Ukraine im vergangenen Jahr prägte maßgeblich die Entwicklung. Doch auch innerhalb Deutschlands zeigen sich signifikante Unterschiede, insbesondere zwischen dem Westen und Osten der Bundesrepublik. Während im Westen ein Leerstand von 1,9 Prozent verzeichnet wurde, liegt dieser im Osten, ohne Berlin, bei 5,8 Prozent.
Ein entscheidender Faktor für die erwartete Verschärfung der Lage ist die zeitverzögerte Reaktion auf den Zins- und Kostenschock aufgrund ausbleibender Neubauten. Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen wird laut den Analysten von Empirica in den kommenden Jahren weiter sinken, was die ohnehin angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt weiter verschärfen dürfte.
Herausforderungen in den Ballungszentren
Die Herausforderungen konzentrieren sich dabei vor allem auf die großen Ballungszentren, in denen die Nachfrage nach Wohnraum kontinuierlich steigt. Reiner Braun warnt vor einem möglichen Leerstandsausfall in diesen Städten und betont die Notwendigkeit, schnellstmöglich effektive Maßnahmen zu ergreifen, um den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum zu decken.
Die Zuwanderung, insbesondere aus der Ukraine, hat zwar temporär zu einer Entspannung auf dem Wohnungsmarkt beigetragen, aber langfristige Lösungen erfordern einen verstärkten Fokus auf den Neubau von Wohnungen. Insbesondere in Ostdeutschland bleibt dies eine drängende Aufgabe, da die Leerstandsrate hier nach wie vor über dem Bundesdurchschnitt liegt.
Insgesamt zeichnet sich somit ein düsteres Bild für den deutschen Wohnungsmarkt ab. Die rückläufige Bautätigkeit in Kombination mit steigenden Kosten und Zinsen könnte in den kommenden Jahren zu einer akuten Wohnraumknappheit führen, insbesondere in den urbanen Zentren. Eine umfassende und nachhaltige Wohnungsbaustrategie ist daher von höchster Dringlichkeit, um die Wohnungsversorgung für die Bevölkerung sicherzustellen und sozialen Herausforderungen entgegenzuwirken.
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