Schon vor einem Jahr erteilte der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG dem DB-Vorstand den Auftrag, den vollständigen Verkauf von DB Schenker vorzubereiten. Ganz offensichtlich ist dieser Vorgang abgeschlossen, da die Deutsche Bahn den beginnenden Verkaufsprozess fünf Tage vor Heiligabend verkündet und zudem mit einer Anzeige im Wall Street Journal beworben hat.
Mit der Veräußerung ihrer hauseigenen Logistiksparte will die Deutsche Bahn keinesfalls ein kriselndes Sorgenkind loswerden: DB Schenker gehört global zu den größten Unternehmen seiner Art und trägt seit Jahren „sehr positiv zur wirtschaftlichen Entwicklung des DB-Konzerns bei", wie es von offizieller Seite heißt. Die Tochter sei „in allen relevanten Marktbereichen – Landverkehr, Luft- und Seefracht – im Branchenvergleich sehr gut aufgestellt".
Schulden und starke Schiene statt Schenker
So gesehen verkauft die Deutsche Bahn ihre Logistiktochter, eben weil sie vergleichsweise gut läuft – anders als der mit derzeit schätzungsweise bis zu 30 Milliarden Euro verschuldete Konzern selbst. Offen kommunizierte Priorität beim Verkaufsverfahren ist dementsprechend, dass sein Ergebnis „für die Deutsche Bahn in jeder Hinsicht wirtschaftlich klar vorteilhaft sein muss". Der dadurch erzielte Erlös soll vollständig im Konzern bleiben und „ein Großteil in die Reduzierung der Schulden fließen".
Darüber hinaus betont die Deutsche Bahn in ihrer Mitteilung, dass die Veräußerung den Fokus aufs eigentliche Kerngeschäft und die Strategie „Starke Schiene" erlauben würde. Trotz der erzielten Gewinne war Schenkers von der ursprünglichen Kompetenz abweichendes Geschäft gerade angesichts vieler wort- und sprichwörtlicher Baustellen im Schienenverkehr nicht frei von Kritikern.
Wer kommt als Käufer infrage?
Verschiedene Medien beziffern den derzeitigen Wert von DB Schenker zwischen zwölf und 15 Milliarden Euro, die der Käufer in spe zusammenbekommen müsste. Das Bieterverfahren soll „offen und diskriminierungsfrei" ablaufen, womit auch internationale Interessenten ihre Angebote abgeben dürfen. So berichtete das Handelsblatt kürzlich etwa davon, dass ADQ - ein Staatsfonds des Emirats Abu Dhabi – als neuer Eigentümer von DB Schenker ins Spiel gebracht wird.
Auch die dänischen Logistikkollegen von DSV oder die Bonner der DHL Group tauchen vielerorts als potenzielle Käufer auf, wobei denkbare wettbewerbsrechtliche Schwierigkeiten die Attraktivität einer Übernahme verringern könnten. Die in New York ansässige Blackstone-Group und andere Bieter aus dem Private-Equity-Bereich dürften ebenfalls ihren Hut in den Ring werfen.
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