Eine ungewöhnliche Allianz arbeitet hinter den Kulissen an einem Projekt für den Wiederaufbau der Ukraine. Dabei geht es ums Geschäft, aber noch um viel mehr, wie eine Story in der WirtschaftsWoche nahelegt.
Involviert sind demnach Amerikas größte Bank JP Morgan und BlackRock, der weltgrößte Vermögensverwalter. Die Finanzakteure entwickeln einen gigantischen Wiederaufbaufonds. Institutionelle Investoren, Privatanleger, Regierungen und NGO’s sollen dabei beteiligt sein.
Der Banker in Kiew
Der deutsche Stefan Weiler, Managing Director bei JP Morgan ist schon im Februar nach Kiew gereist, um Wirtschaftsakteure und den Präsidenten Wolodymyr Selensky zu treffen. Am Ende des Gesprächs mit ihm wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet. „Ich verstehe sehr gut, dass Geschäfte und Investitionen nicht nur für eine Partei von Vorteil sein können“, soll Selensky damals gesagt haben. Und weiter: „Wir möchten, dass Sie in der Ukraine investieren und Geld verdienen“.
Mehr als nur ein Geschäft
Die Zerstörungen in dem kriegsgebeutelten Land sind gigantisch. BlackRock-Chef Larry Fink schätzt, dass für den Wiederaufbau 750 Mrd. Dollar nötig sind. Andere Rechner kommen auf 1,25 Billionen Dollar. Fink scheint bei dem Thema besonders engagiert, wie sich im Jänner dieses Jahres beim Weltwirtschaftsforum in Davos zeigte. Bei einem „ukrainischen Frühstück“ damals erklärte er: „Wir werden eine neue Ukraine schaffen. Die Ukraine wird mit Kapital geflutet werden. Das Land könnte ein Leuchtfeuer der Hoffnung für die Kraft des Kapitalismus werden“, formuliert er etwas hochgestochen, und fügt hinzu, dass man dadurch der Welt zeigen könne, dass Kapitalismus der stärkste wirtschaftliche Motor der Welt sei.
Big Money in der Kritik
Diese Nähe der Ukrainer zu den Finanzgiganten verursacht Skepsis bei einigen Beobachtern. Erstens handele es sich bei der ganzen Sache immer noch um eine vorrangig politische Angelegenheit, bei der Akteure wie Staaten, die EU, die Weltbank, G7 oder der IWF ein Wörtchen mitzureden haben. Zudem besteht der Verdacht, dass die USA über die Banken Nation Building betreiben wolle. Desweiteren stellt sich das Problem der Korruption, die in der Ukraine schon vor dem Krieg weitverbreitet ist. Big Money von großen Konzernen könnten die Schattenwirtschaft eher noch befördern als eindämmen.
Alles in der Nähe der Glaskugel
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Entwicklungsministerium und von Olaf Scholz mit dem Thema Wiederaufbau in der Ukraine betraut, bringt es auf den Punkt: „Wiederaufbau in dem Land ist alles noch sehr in der Nähe der Glaskugel“. Schließlich weiß niemand, wie lange der Krieg noch dauern wird.
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