Aldi: Plan zur Wiedervereinigung von Nord und Süd

| Natalie Oberhollenzer 
| 05.07.2023

Insider-Bericht vom manager magazin enthüllt ein geheimes Vorhaben, in dem die beiden Diskontriesen wieder zusammenzugebracht werden sollen.

Emil Huber, engster Vertrauter von Aldi-Nord-Chef Theo Albrecht, ging in diesem Jahr in Pension. Bevor er das tat soll der Consigliere, intern „Mille“ genannt, noch sein Meisterstück vollbracht haben: Die beiden zerstrittenen Familienstämme von Theo und seinem 2012 verstorbenen Bruder Berthold Albrecht in Verhandlungen zu einer unternehmerischen Lösung verholfen zu haben.

Rechtsformen von Nord und Süd angeglichen

Einem Insider-Bericht des manager magazins zufolge wurde eine Holding gegründet, die je zur Hälfte den Stiftungen der Clans gehört. Beide Seiten sollen gleichberechtig in einem Aufsichtsrat vertreten sein. Damit werde der Weg für ein noch viel größeres Projekt geebnet, und zwar die Wiedervereinigung von Aldi Nord und Aldi Süd. Würde es zu so einem Zusammenschluss kommen, dann entstünde ein gigantischer Handelskoloss mit einem Umsatz von rund 115 Mrd. Euro.

Die Strukturen in Sachen Rechtsform wurden bei Nord und Süd in diesem Jahr angeglichen.  Auch Aldi Süd brachte das Geschäft Anfang des Jahres in eine nach dem gleichen Muster aufgebaute Holding ein. Kommt es zu dem Bündnis, wird der größere und erfolgreichere Süden die Mehrheit der Anteile am neuen Unternehmen erhalten. Für den Norden gelte ein qualifizierter Minderheitenschutz, etwa bei der Berufung des Vorstands oder bei Veränderungen des Gesellschaftervertrages.

Umsätze in beiden Reichen schwächeln

Wann der Plan wirklich greift, ist offen. Es seien noch viele rechtliche und steuerliche Fragen zu klären. Wobei in den letzten Jahren recht enttäuschenden Zahlen zu Tempo mahnen. Beide Aldi-Reiche fallen nach Wachstumsjahrzehnten hinter andere Handelsriesen zurück – sowohl in Deutschland als auch in den meisten Auslandsmärkten. Wobei der Süden in seinen Auslandsgeschäften noch ein wenig besser dasteht. Gut laufen die Geschäfte noch in den USA und Australien. In vielen anderen Staaten tritt man auf der Stelle, baut sogar ab oder zieht sich, wie in Dänemark ganz und gar zurück.

Selbst verschuldete Probleme

Auch mit hausgemachten Schwierigkeiten müssen die Konzerne kämpfen: Die Zusammenarbeit zwischen den Schwestern verursacht eher Kostensteigerungen als Effizienzgewisse. In der Digitalisierung liegen beide Aldianer weit abgeschlagen hinter der Konkurrenz. Durch die fehlende Kundenkarte haben sie bis dato die Chance verpasst, die Kundschaft besser kennenzulernen. Lieferservice-Projekte gehen eher schlecht als recht voran.  Die verstärkte Kooperation, die 2017 in einem Positionspapier zwischen Nord und Süd vereinbart wurde, greift noch nicht wirklich. Noch immer stehen Doppelstrukturen wie die jeweiligen verschiedenen Einkäufe einer effizienteren Arbeitsweise im Weg.

Die Familienverhältnisse

Zu den Erben im Süden zählen die sechs Kinder des Ehepaars Beate (71) und Peter Heister (75), die alle in den 30er und 40er Jahren sind. Süd-Miteigner Karl Albrecht (76) hat keine Nachkommen.

Im Norden teilen sich die sechs Erben von Berthold und Theo Albrecht das Kapital paritätisch. Wenn Theo stirbt, geht sein ganzer Besitz auf seine einzige Tochter über, die Anfang 20 ist.

Das Aldi Imperium

Die beiden Stiftungen spielen eine zentrale Rolle und bündeln das gesamte Aldi-Reich. Im Süden gehören sie den Familien Beate Heister und Karl Albrecht Junior, während im Norden Theo Albrecht Junior und die Nachkommen von Berthold Albrecht beteiligt sind. Die Kontrollgremien, wie der Aufsichtsrat im Süden oder der Beirat im Norden, werden von den Familien bestimmt. Im Süden sitzen unter anderem zwei Söhne von Beate Heister und mehrere externe Mitglieder im Gremium. Im Nord-Aufsichtsrat sind die Theo- und Berthold-Linien paritätisch vertreten. Insgesamt gibt es 6.520 Filialen im Süden und 5.115 im Norden. Der Online-Verkauf wurde von Aldi Süd und Aldi Nord in der Aldi E-Commerce GmbH & Co. KG zusammengeführt.

Quelle: Manager Magazin

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