Die deutschen Internetagenturen bleiben deutlich auf Wachstumskurs. Das gilt vor allem für die großen Player im Markt. Die Münchner Plan.net legte um knapp 40 Prozent zu und belegt mit Honorarumsätzen von 211,6 Millionen Euro den Spitzenplatz im Internetagentur-Ranking des Fachkreises Full-Service-Digitalagenturen im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V.
Auf Rang zwei folgt der Vorjahreserste Reply – Digital Experience, Gütersloh, mit 196,6 Millionen Euro und einem Plus von rund 19 Prozent. Platz drei geht wie im Vorjahr an Init. Die Berliner meldeten 170,3 Millionen Euro und ein Plus von 23 Prozent. Die Spitzenreiter stellen keine Ausnahme dar, die 20 größten Digitalagenturen verzeichneten im Durchschnitt ein Umsatzplus von 19 Prozent. "Die Zahlen sind vergleichbar, nachdem 19 Agenturen auch für 2022 gemeldet hatten und mit Exxeta, Karlsruhe, eine große Agentur neu in die Top 20 eingestiegen ist", analysiert man bei der BVDW.
Die Top 20
© BVDW
Agilität und Kompetenz
Das Umsatzplus, das sich bei den großen Agenturen niederschlägt, lässt sich auf die anhaltende Konsolidierung im Markt zurückführen. Gleichwohl zeigt sich auch das ständig wachsende Dienstleistungsportfolio. "Die Digitalagenturen stellen ihre Agilität und Kompetenz unter Beweis, da sie sich, wie die Zahlen zeigen, erfolgreich den ständig neuen Herausforderungen und Themen stellen. Treiber ist hierfür nach wie vor die umfassende digitale Transformation, die viele Bereiche der Wirtschaft und der Gesellschaft prägt", erklärt Stefan Mohr, Vorsitzender des Fachkreises Full-Service-Digitalagenturen im BVDW. So entfallen auch 31 Prozent der Honorarumsätze auf das Geschäftsfeld Digitale Transformation und Strategie, dahinter folgen eCommerce mit 27 Prozent und Plattform-Business mit 21 Prozent sowie Digitale Werbung und Kommunikation mit 17 Prozent.
Mit Blick auf die Zukunft bewegen die Branche derzeit vor allem Artificial Intelligence (AI) und Machine Learning, wie die begleitende Befragung für die Trendanalyse zeigt. 86 Prozent der Internetagenturen gehen intern davon aus, dass AI und Machine Learning die Wirtschaft und unsere Gesellschaft tiefgreifend verändern und in der Digitalbranche eine sehr große Rolle spielen werden. "Generative AI-Anwendungen bedeuten zweifelsohne einen Quantensprung für die kreative und intellektuelle Arbeitswelt – AI wird uns Menschen massiv unterstützen und nicht ablösen oder ersetzen. Gerade deshalb bereichert diese neue, aufregende Form der Kollaboration uns in den Digitalagenturen immens – die Gegenwart könnte nicht faszinierender sein", sagt Mohr von der Hamburger Internetagentur Argonauten.
Zahl der Beschäftigten steigt ebenfalls
Neben den Umsätzen stieg die Zahl der Beschäftigten ebenfalls zweistellig um zwölf Prozent. In Summe beschäftigten die 159 Agenturen, die ihre Zahlen gemeldet haben, 22.329 Mitarbeitende. Das verdeutlicht den hohen Bedarf auf dem Arbeitsmarkt. Entsprechend bezeichnen Internetagenturen das Recruiting von Experten und von Nachwuchs zu 83 Prozent als eine der größten Herausforderungen.
"Digitalagenturen leisten seit geraumer Zeit einen wesentlichen Beitrag zur Ausbildung von Fachpersonal im Bereich der Digitalisierung. Leider bleibt die Lage kritisch", sagt BVDW-Vizepräsidentin Anke Herbener. "Das verdeutlicht, wie dringend wir eine digitale Offensive im gesamten Bildungsbereich benötigen, um langfristig in Deutschland die zukunftsfähigen Jobs in der Wirtschaft sichern zu können. Wenn die Agenturen in Deutschland auf Grund von fehlenden qualifizierten Ressourcen nicht leisten können, besteht die Gefahr, dass Aufträge zwangsläufig ins Ausland vergeben werden."
Frauenantei: "Branche nimmt Vorreiterrolle ein"
Was sich hingegen positiv entwickelt, ist der Frauenanteil in den Digitalagenturen. "Wir spüren deutlich, dass unsere Branche eine Vorreiterrolle einnimmt und sehr viel Wert auf Gleichberechtigung legt. Dazu gehört die verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch New Work Modelle. Insbesondere sehen wir auch, dass immer mehr Frauen in leitenden Managementpositionen auf höchster Führungsebene selbstverständlich sind", sagt Herbener, die an der Spitze der Internetagenturgruppe TWT steht.
Konkret bedeutet dies: Die teilnehmenden Firmen meldeten insgesamt ein Plus von 7,5 Prozent beim Anteil der Mitarbeiterinnen. Damit stellen Frauen aktuell 48 Prozent der Beschäftigten. Ein Faktor dürfte hybrides Arbeiten sein, das sich inzwischen etabliert hat und von dem Mitarbeitende unabhängig vom Geschlecht profitieren. Remote-Arbeit, Home-Office und Workation-Modelle wirken sich laut 62 Prozent der Internetagenturen positiv auf die Arbeit aus. Im Jahr zuvor lag der Wert noch bei 29 Prozent.
Das gesamte Ranking finden Sie HIER.
www.bvdw.org
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