"Professionelles Sponsoring wächst so stark wie kaum eine andere Branche"

ESB-Marketing-Netzwerk-Chef Hans-Willy Brockes im LEADERSNET-Interview über die Trends im Sponsoringbereich, die Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich sowie die Auswirkungen von KI und Co. auf die Branche.

Vor genau 30 Jahren, 1993, hat Hans-Willy Brockes mit der Europäischen Sponsoringbörse (ESB) den ersten "digitalen Marktplatz für Sponsoren und Sucher" ins Leben gerufen. Heute firmiert das Unternehmen unter dem Namen ESB Marketing Netzwerk und ist Marktführer wenn es um das Thema Sponsoring geht. Mit Events wie dem in kürzlich in Wien veranstalteten Kongress "Sport & Marke" (LEADERSNET berichtete) oder der im Oktober stattfindenden "Digital Sports & Entertainment" in Berlin bietet Brockes Entscheidern aus Sport und Wirtschaft eine Plattform, um sich zu vernetzen. LEADERSNET hat Brockes im Rahmen von "Sport & Marke" zum Interview gebeten.

LEADERSNET: Herr Brockes, das ESB Marketing Netzwerk wurde 1993 ins Leben gerufen. Wie beurteilen Sie nach 30-jährigem Bestehen die qualitative Entwicklung des Sponsoringgeschäfts im deutschsprachigen Raum und welche Innovationen haben die letzten Jahre geprägt?

Brockes: Wie keine andere Branche kann das professionelle Sponsoring kontinuierliches zweistelliges Wachstum verzeichnen. Dies gilt insbesondere für den Sportbereich, der mit jeder neuen Entwicklung auch neue Vermarktungsmöglichkeiten gefunden hat. Qualitativ bedeutet dies, dass die Sponsoring-Partnerschaften immer anspruchsvoller wurden. Zunächst kam zur klassischen Banden- und Trikot-Werbung auch Hospitality hinzu. Dann die Digitalisierung mit den zunehmenden Social Media-Kanälen und inzwischen die konsequente Nutzung des Sponsorings als Kommunikationsmedium für Nachhaltigkeit, Diversity und Employer Branding.

LEADERSNET: Wie arbeitet die ESB und welchen Nutzen können Kund:innen aus dieser Zusammenarbeit ziehen?

Brockes: Wir sehen uns als unabhängige Plattform für Know-how in der professionellen Sport-, Entertainment- und Marketing-Branche. Unser Markt sind die DACH-Länder (Deutschland, Österreich und Schweiz – Anm. d. Red.) und wir schließen mit unseren Kunden langfristige Partnerschaften ab, die ihnen erlauben kostenlos unsere Kongresse, Seminare und Web-Foren zu besuchen – also eine Flatrate für Weiterbildung und Networking.

LEADERSNET: ESB ist im DACH-Raum führend tätig. Wo gibt es im Sponsoringbereich die größten Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern – vor allem zwischen Österreich und Deutschland?

Brockes: Solche Ländervergleiche sind generell schwierig. Schon Branche für Branche sind die Strategien unterschiedlich und natürlich ist die Bedeutung von Branchen unterschiedlich: Beispielsweise spielt in Österreich der Tourismus eine überragende Rolle und entsprechend sind Destinationen auch sehr aktive Sponsoren und auf der anderen Seite auch Veranstalter, die wiederum selber Sponsoren suchen. In Deutschland sind beispielsweise Branchen wie Automobilhersteller und Zulieferer auch sehr aktive Sponsoren. Aber die Gemeinsamkeiten im Sponsoring überwiegen, dafür sind die Unternehmen, Medien und Sportinstitutionen auch zu sehr verflochten.

LEADERSNET: Welchen Stellenwert wird die Markenbildung, Ihrer Meinung nach, in Zukunft für eine erfolgreiche Sponsoringvermarktung einnehmen?

Brockes: Der Stellenwert ist riesig und wird noch immer wichtiger. Sponsoring ist eine Partnerschaft zwischen zwei Marken. Entweder profitiert eine Marke von der anderen oder beide profitieren voneinander, denn namhafte Sponsoren sind auch gut für die Positionierung von Athleten, Vereinen und Veranstaltern. Ein aktuelles Beispiel ist der Frauensport in Österreich, wo beispielsweise jetzt Red Zac ein namhafter Partner im UEFA-Women's Football ist.

LEADERSNET: Welchen Einfluss hatte das Aufkommen der Sozialen Medien auf das Thema Sponsoring und wo gibt es hier Synergien und wo Konflikte?

Brockes: Social Media ist ein Sponsoring-Booster in jeder Beziehung: Zum einen bekommen Sponsor- und Gesponserte damit eigene Kanäle, um die Sponsoring-Botschaft zu aktivieren. Und entsprechend ist man nicht mehr auf klassische Medien alleine angewiesen, um massenhaft zu kommunizieren. Des weiteren sind Soziale Medien eine hervorragende Möglichkeit, um zielgruppen-spezifischen Content zu erstellen. Somit ist es leicht, dass TikTok beispielsweise für Employer Recruiting eingesetzt wird, während Instagram auch Merchandising-Absätze beflügelt.

LEADERSNET: Was sind die großen Trends im Sponsoringbereich, die sich in den kommenden Jahren herauskristallisieren werden und welche Rolle wird dabei das Thema Künstliche Intelligenz (KI) Ihrer Meinung nach spielen?

Brockes: Ich halte generell die Entwicklungen des Web 3.0 und damit Metaverse für das professionelle Sponsoring für wichtiger als die KI. Künstliche Intelligenz wird alle Lebensbereiche verändern, aber nicht spezifisch das Sponsoring. Hingegen eröffnet sich durch virtuelle dreidimensionale Welten die Möglichkeit interaktiv und kontinuierlich mit Fans und Kunden zu kommunizieren. Das Sammeln und Spekulieren mit Kryptowährungen, NFT's und virtuell-physischem Merchandising sind da aus unserer Sicht nur die Vorboten. Und eigentlich sind die größten Entwicklungen schon im Gaming und eSport zu sehen.

LEADERSNET: Im Oktober findet dann die "Digital Sports & Entertainment" in Berlin statt, die sich gezielt an die deutsche Sport- und Entertainmentbranche richtet. Ähnlich verhält es sich mit "Sport & Marke" in Österreich. Warum ist es wichtig Events zu haben, die spezifisch auf bestimmte Länder ausgerichtet sind?

Brockes: Wir schaffen mit solchen Veranstaltungen Plattformen, die einen intensiven Austausch zwischen Sponsoren und den Vertretern aus Sport und Entertainment ermöglichen. Natürlich sind diese Märkte trotz aller Digitalisierung in erster Linie national, weil eben Kultur, Geschmäcker und natürlich auch die relevanten Sport- und Entertainment-Angebote regional bzw. national sind.

www.esb-online.com

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