Hohe Preise, Entlassungen, ungewisse Zukunft. Ganze 37 Prozent der Verbraucher in Deutschland befürchten, dass sich ihre Finanzen 2023 verschlechtern. Während 28 Prozent von einer mäßigen Verschlechterung ausgehen, rechnen laut der aktuellen Simon-Kucher-"Uncertainty"-Studie neun Prozent sogar mit einer drastischen Zuspitzung ihrer finanziellen Situation.
Ob ihre negative Prognose auch Realität wird? 58 Prozent der Konsumenten, die von schlechteren Finanzen ausgehen, sind sich nicht sicher. "Pandemie, Krieg, Inflation – all das hat die Konsumenten geprägt. Auch ohne konkrete Anhaltspunkte sind die Verbraucher aktuell eher noch pessimistisch", erklärt Björn Dahmen, Partner in der Consumer Goods & Retail Practice von Simon-Kucher.
Verbraucher treten auf die Konsumbremse
Grund genug, um beim Konsum weiterhin Vorsicht walten zu lassen. 44 Prozent der Konsumenten gehen davon aus, dass sie 2023 seltener einkaufen werden. 45 Prozent glauben, dass ihre Einkäufe zudem kleiner ausfallen. "Auch wenn die große Rezession vorerst ausgeblieben ist – die Verbraucher stehen weiterhin auf der Konsumbremse", so Dahmen.
Lebensmittel statt Vergnügen
Mit 36 Prozent geht mehr als jeder Dritte davon aus, weniger in Konsum zu investieren. Gespart wird dabei nicht nur an Luxusprodukten. Auch ihr Budget für Sport, Unterhaltung, Mode und Eintrittskarten werden Verbraucher nach eigener Einschätzung 2023 spürbar kürzen. Auffallend: Bei Lebensmitteln ist der Trend umgekehrt. Hier rechnen nur 27 Prozent mit geringeren Ausgaben, 34 Prozent mit höheren.
"Verbraucher sparen, wo sie können. Und Lebensmittel zählen nur bedingt zu variablen Ausgaben", erläutert Dahmen. "Wer wenig Geld hat und beim Blick auf den Kassenbon feststellt, dass der Wocheneinkauf immer teurer wird, versucht auch an anderer Stelle zu sparen."
Konsumenten appellieren an Handel und Hersteller
Ihre Hoffnungen setzen Konsumenten in diesen schwierigen Zeiten in Handel und Hersteller. Laut der "Uncertainty"-Studie wünschen sich die Vebraucher in Deutschland vor allem höhere Rabatte und häufigere Aktionen. Genau das gefährdet die Margen von Handel und Hersteller aber am meisten.
Wie der Handel jetzt richtig reagieren kann?
"Selten war es für Handel und Hersteller so wichtig taktisch zu agieren", betont Dahmen. "Mit der sinkenden Einkaufsfrequenz werden auch die Touchpoints mit den Kunden weniger. Jetzt muss jeder Kundenkontakt sitzen. Natürlich sind Aktionen und Rabatte ein durchaus wirksamer Hebel, um Frequenz und Mengen anzutreiben, aber sie müssen gezielt eingesetzt werden."
Statt des Gießkannenprinzips müsse genau geprüft werden, welche Aktion wirklich zusätzlichen Nutzen generiert und welche Aktionen sich nur negativ auf Gewinnspannen und Markenimage auswirken. "Wir reden hier von sehr sensiblen Preis- und Promotionsmechanismen" erklärt Dahmen. "Nur mit der richtigen Strategie können Handel und Hersteller Kunden glücklich machen und gleichzeitig selber profitieren."
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