Immer mehr Menschen – um nicht zu sagen der Großteil – behauptet mittlerweile, sich Filme, wann immer möglich in Originalsprache anzusehen. Statistiken von Streaming-Anbietern belegen indes eher das Gegenteil. Doch wie dem auch sei, für all jene, die heimlich oder weniger heimlich "Deutsch gucken", gibt es gute Nachrichten. Denn mit Synchronisationen, die ganz und gar nicht zu den Mundbewegungen der Schauspieler passen, könnte es bald vorbei sein. Künstliche Intelligenz (KI) machts möglich.
Der Hollywoodregisseur Scott Mann ("Bus 657", "Final Score") treibt eine digitale Innovation im Filmbusiness voran, die sonst eher in der Welt der Schurken und Polit-Aktivisten zur Anwendung kommt. Gemeinsam mit dem Techie Nick Lynes gründete er vor zwei Jahren das Start-up Flawless. Dessen Software Truesync erzeugt täuschend echte Visualisierungen von Gesichtern, ergo Deep Fakes.
25 "Fucks" weniger
In seinem in diesem Jahr erschienenem Film "Fall“ nutzte er die Technologie, um ihn in die Kategorie "jugendfrei“ zu hieven. In einer Szene des Streifens kämpfen die beiden Hauptdarstellerinnen auf einem Funkturm ums Überleben. In der Originalversion fluchen sie dabei was das Zeug hält. Ganze 25-mal entschwindet ihnen das verpönte F-Wort aus. Dem Verleiher Lionsgate gefiel das weniger gut – zumal die Vermarktung erfolgversprechender ausfällt, wenn auch die Jungen den Film anschauen dürfen.
So kam es, dass Truesync die Flüche kostengünstig verschwinden ließ. Früher hätte es teure Nachdrehs dafür geben müssen. Die KI hingegen spielt in der Sekunde des Unwortes einfach eine am Computer bearbeitete Täuschung ein.
Filmemacher zeigen Interesse
Die Inhaber der Software wittern enormes Potenzial. So ließen sich künftig komplette Fassungen in allen möglichen Sprachen von Filmen derart produzieren. Sprache und Mundbewegungen der Schauspieler würden dabei perfekt harmonieren. Schon Ende nächsten Jahres soll Truesync vom Pilot- in den Normalbetrieb übergehen und für komplette Filmprojekte nutzbar sein. Das Interesse der Filmindustrie ist da. Mit fünf Filmstudios und Streaminganbietern gibt es bereits Kooperationen, so Mann zur Wirtschaftswoche.
www.flawlessai.com
Kommentar schreiben