Übernimmt Berlusconi jetzt tatsächlich ProSiebenSat.1?

Medienberichten zufolge strebt die italienische Medienholding MFE die "alleinige Kontrolle" bei der deutschen Privatsendergruppe an.

Die italienische Medienholding MFE-Media For Europe, die von der Familie des früheren Ministerpräsidenten Italiens Silvio Berlusconi kontrolliert wird, will die deutsche ProSiebenSat.1 Media SE nun komplett übernehmen. Das berichtete New Business am Freitag unter Berufung auf die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde BWB. "Bei den Kartellbehörden ist von einer angestrebten alleinigen Kontrolle über das Unternehmen die Rede", ist in der Anmeldung bei der BWB zu lesen: "Erwerb von faktischer alleiniger Kontrolle an ProSiebenSat.1 Media SE, Deutschland, durch MFE-MEDIAFOREUROPE N.V., Niederlande. Betroffener Geschäftszweig: Fernsehveranstalter."

Betroffene Unternehmen müssen Stellungnahme abgaben

Die BWB, die deshalb den Zusammenschluss ebenfalls zuständig ist, weil die ProSiebenSat1-Gruppe in Österreich mehrere Privatsender betreibt, fordert die betroffenen Unternehmen auf, bis 10. Januar ihre Stellungnahmen abzugeben, berichtet DE24Live. Bei der ProSiebenSat.1 SE mit Sitz in Unterföhring bei München will man den Vorgang bisher nicht kommentieren. Doch in der Vergangenheit hat man sich gegen eine drohende Übernahme immer wieder gewehrt. Sogar das bayerische Mediengesetz wurde entsprechend geändert (LEADERSNET berichtete).

Die MFE mit Sitz im italienischen Cologno Monzese bei Mailand hatte die Anteile an der deutschen TV-Gruppe in den vergangenen Monaten immer weiter aufgestockt und hält mittlerweile knapp 30 Prozent der Stimmrechte. Dass die Ambitionen der Italiener über die aktuell gehaltenen 29,9 Prozent hinausgehen, wurde bereits in den jüngsten öffentlichen Äußerungen von MFE-Finanzchef Marco Giordani deutlich. Sein Ziel ist es, unter dem MFE-Dach eine pan-europäische Unternehmensgruppe zu schaffen, in der die Region Deutschland, Österreich und Schweiz zentral für den Aufbau europäischer Medienallianzen ist. Mit Überschreiten der Schwelle von 30 Prozent der Stimmrechte wäre ein Übernahmeangebot fällig.

Widersprüchliche Berichte

Dabei hatte die Berlusconi-Gruppe vor wenigen Tagen noch versichert, dass eine Machtübernahme bei ProSiebenSat.1 "vorerst nicht infrage kommt" und auch nicht geplant sei. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert zudem einen namentlich nicht genannten Brancheninsider, der sagt, dass es sich bei dem Vorgang nur um eine technische Formalie handle. Unklar ist auch wie der neue ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets einer möglichen Übernahme gegenübersteht. Anders als sein Vorgänger Rainer Beaujean, der sich dazu immer sehr kritisch geäußert hat, hat sich Habets bisher noch nicht in die Karten schauen lassen.

www.prosiebensat1.com

www.mediaforeurope.eu

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