Im August haben sich die Drogeriemarktkette Müller und ihr Geschäftsführer Günther Helm getrennt. Vom Firmeninhaber Erwin Müller war zu hören, dass dieser schon zu Jahresbeginn der schlechten Umsätze und Erträge wegen eingegriffen hatte. Der Geschäftsmann, der am 8. September 90 Jahre alt wird, arbeitet derzeit noch jeden Tag im Büro. "Ich bin überzeugt, die Firma Müller für die Zukunft gut gerüstet zu haben", erklärt er im Handelsblatt. "So lange werde ich, so Gott will, jeden Tag in die Firma gehen und mich nicht von Besserwissern eines anderen belehren lassen". Blitzt in dieser Aussage das eigentliche Problem durch?
Insider halten die Zahlen nur für eine vorgeschobene Begründung für den Abgang Helms. Vielmehr habe sich dieser daran gestört, nicht genügend Beinfreiheit in seinen Entscheidungen zu haben. Der Inhaber Müller selbst indes habe nicht loslassen können und und auch weiterhin alle wichtigen Entscheidungen getroffen.
Neue Geschäftsleitung: Team steht
Eine neue Geschäftsleitung hat er jedenfalls schon zusammengestellt. Seit Monatsanfang führen die Einkaufschefin Elke Menold, Personalchefin Kerstin Junginger, Finanzchef Niklas Mehnert und Vertriebsleiter Adriano Iemma den Drogeriekonzern. Müller selbst sieht sich als „begleitender Berater“.
Helm jedenfalls hat sich bei seinem Antritt vorgenommen, das Unternehmen vor allem in Sachen Digitalisierung voranzutreiben. Dies schien auch zu gelingen. Der CEO übernahm Start-ups, lancierte eine digitale Kundenkarte und einen Onlineshop. Doch der Patriarch Müller schien dennoch nicht zufrieden zu sein. Insidern zufolge war er verstimmt, weil die digitale Sparte nicht schnell genug Umsatz und Ertrag generierte. Der return of investment ging ihm nicht rasch genug. Die Unruhe im Topmanagement der Firma beschränkte sich schließlich nicht nur auf den Abgang Helms. Auch Lukas Lobensommer (Controlling, Vertrieb), Christian Remy (Finanzen), Bettina Geiger (Personal) und Geschäftsführer mehrerer Auslandstöchter gingen.
Ruf als Arbeitgebermarke leidet
Das viele Sesselrücken ist freilich schädlich für das Unternehmen. Zum einen, weil es mögliche Nachfolger auf die Vorstandsposten abschrecken könnte. Zum anderen leidet auch der Ruf Müllers als Arbeitgebermarke insgesamt, erklärt der Berater und Müller-Kenner Michael Lichtinger im Handelsblatt. Zumal Rossmann und dm bezüglich ihres Rufs als Arbeitgeber ganz gute Karten haben.
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