Wer statt zu reisen an Videokonferenzen teilnimmt, online einkauft oder sogar daheim an Internet-Fitness-Kursen teilnimmt, kann die Treibhausgasemissionen erheblich reduzieren. Doch auch die negativen Umweltauswirkungen des digitalen Lebens sind überraschend hoch, sagt Jessica McLean von der School of Social Sciences der Macquarie University.
Energieverbrauch fordert Tribut
"Wir denken nicht oft über die verschiedenen Infrastrukturen nach, die für das Senden einer E-Mail oder das Speichern unserer Fotos erforderlich sind. Denn das geschieht in Rechenzentren, die außer Sichtweite und damit aus dem Sinn sind", so McLean. Fast alle erwarteten einfach, dass alles klappt und ständig zu Verfügung steht. Digitale Aktivitäten brächten überraschend hohe Umweltbelastungen mit sich.
Neben den Treibhausgasemissionen aufgrund des erheblichen Energieverbrauchs von PCs, Rechenzentren und Kommunikationsgeräten müssen auch der Wasserverbrauch und die Umweltbelastungen durch den Bergbau berücksichtigt werden, die aus dem Verbrauch von Materialien für den Bau und die Unterhaltung der globalen digitalen Infrastruktur benötigt werden.
Zwölf Liter Wasser für einmal Skype
Im Einzelnen schlüsselt McLean auf: Eine einstündige Videokonferenz verursacht die Emission von bis zu einem Kilogramm CO2. Der anteilige Wasserverbrauch etwa für die Kühlung in Rechenzentren liege bei zwölf Litern. Mike Berners-Lee, Spezialist für Kohlenstoff-Fußabdrücke an der Lancaster University Bailrigg, hat berechnet, dass eine kurze E-Mail, die von Telefon zu Telefon über WLAN gesendet wird, 0,3 Gramm CO2 verursacht. Bei einer kurzen E-Mail von Laptop zu Laptop seien es 17 Gramm und bei einer langen E-Mail mit Anhang, die vom Laptop gesendet wird, seien es schon 50 Gramm.
Bei täglich mehr als 300 Milliarden E-Mails weltweit kommt da schon einiges zusammen: 90.000 Tonnen CO2, wenn es lauter ganz kurze Botschaften wären. Diese Menge entspricht etwa dem Jahresstromverbrauch einer 160.000-Einwohner-Stadt. Datenübertragung und Speicherung von Tausenden von Foto-, Audio- und Videodateien, Nachrichten, E-Mails und Dokumenten in einem durchschnittlichen US-Rechenzentrum verursachen jährliche Emissionen von rund 0,2 Tonnen CO2 für jeweils 100 Gigabyte Speicherplatz.
Eine Stunde HD-Streaming pro Tag summieren sich auf das Jahr gerechnet auf 160 Kilogramm CO2. Das Training eines großen KI-Modells emittiert 315 Mal mehr Kohlenstoff als ein Flug um die Welt, pro Person gerechnet. "Es ist an der Zeit zu hinterfragen, ob es immer die umweltverträglichste Lösung ist, digital zu sein", verdeutlicht McLean. (pte)
www.mq.edu.au
Kommentar schreiben