Selbst für Deutschlands Top-Entscheider:innen sind die Grünen der klare Gewinner in den ersten sechs Monaten der Ampelkoalition. Dies ist eines der Ergebnisse im jüngsten "Elite-Panel" des Allensbacher Instituts für Demoskopie (IfD) im Auftrag des Wirtschaftsmagazins Capital und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).
Demnach sagen 73 Prozent der befragten Top-Manager:innen, Spitzenpolitiker:innen und Behördenchefs, die Öko-Partei dominiere den Kurs der gesamten Bundesregierung. Auch in den persönlichen Werten liegen die wichtigsten Grünen-Kabinettsmitglieder, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Außenministerin Annalena Baerbock, ganz weit vorne: Mehr als 90 Prozent der Befragten bescheinigen den beiden, in ihren Ressorts gute Arbeit zu leisten.
Jäher Absturz für Olaf Scholz
Die guten Ergebnisse sind umso bemerkenswerter, als die von Allensbach befragte Gruppe der Top-Entscheider im "Elitepanel" politisch traditionell eher dem bürgerlichen Lager von CDU/CSU und FDP zuneigt. Den guten Umfragewerten für die Grünen steht ein jäher Absturz für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gegenüber: Der wegen seiner spröden Kommunikation häufig kritisierte Kanzler wird inzwischen von 70 Prozent der Befragten als "schwach" wahrgenommen, nur 22 Prozent attestieren ihm noch, ein "starker Kanzler" zu sein.
In der ersten Umfrage zur neuen Ampelkoalition vor sechs Monaten hatten immerhin noch 54 Prozent Scholz für einen starken Kanzler gehalten, 39 Prozent hatten hingegen schon damals Zweifel. Unter den persönlichen Zustimmungswerten fällt auch Finanzminister Christian Lindner (FDP) auf, der allerdings nur von 43 Prozent der Befragten ein gutes Zeugnis erhält, Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sogar nur von 27 Prozent.
Wirtschaftliche Stimmung im Keller
Das Elitepanel steht in diesem Sommer komplett unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise in Westeuropa. Dramatisch ist der Absturz in der wirtschaftlichen Stimmung: 80 Prozent der Manager erwarten, dass Deutschland vor einem langanhaltenden wirtschaftlichen Abschwung steht, der nach Einschätzung von 65 Prozent mindestens bis ins zweite Halbjahr 2023 reichen wird.
Russland gilt nach dem Einmarsch in die Ukraine quasi als Paria-Staat, dem man nur mit Härte begegnen kann. So halten 89 Prozent der Befragten eine Rückkehr zu den alten Beziehungen zwischen Russland und dem Westen auch nach einem Waffenstillstand für unwahrscheinlich, lediglich zehn Prozent glauben noch an eine "Normalisierung" im Falle eines Kriegsendes. Dagegen ist fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) für eine weitere Verschärfung der Sanktionen gegenüber Russland, 44 Prozent sind dafür, die Sanktionen zumindest auf ihrem jetzigen Niveau beizubehalten. Nur fünf Prozent sprechen sich dafür aus, die Sanktionen zu lockern.
Wunsch nach stärkerer militärischer Unterstützung der Ukraine
Zugleich befürwortet eine deutliche Mehrheit unter Deutschlands Top-Managern und Spitzenpolitikern eine stärkere militärische Unterstützung der Ukraine. 67 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dem von Russland angegriffenen Land weitere Waffensysteme zu liefern, nur 28 Prozent sind dagegen.
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