Die Ausgabe 2022 des Jugendbarometers zum Thema geistiges Eigentum, die vor wenigen Tagen vom Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) veröffentlicht wurde, bietet einen aktuellen Überblick über das Verhalten junger Menschen im Hinblick auf Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums nach der Pandemie. Betrachtet wurden dabei die Trends beim Kauf von gefälschter Waren und der Nutzung raubkopierter Inhalte
Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der befragten jungen Menschen hatte demnach im vergangenen Jahr bewusst oder versehentlich mindestens ein gefälschtes Produkt über das Internet gekauft, und ein Drittel (33 Prozent) hatte auf illegale Online-Inhalte zugegriffen.
Kauf von gefälschten Waren
Mit der neuen Erhebung, die den Kontext nach der Pandemie widerspiegelt, sei bestätigt worden, dass 37 Prozent der jungen Menschen bewusst eine oder mehrere nachgeahmte Produkte gekauft hatten. Dies stelle einen deutlichen Anstieg gegenüber den vorherigen Ergebnissen dar (14 Prozent im Jahr 2019). Die Zahlen unterscheiden sich von Land zu Land, wobei der höchste Anteil in Griechenland (62 Prozent) und der niedrigste in Tschechien (24 Prozent) zu verzeichnen sei.
Bei den gefälschten Produkten, die junge Menschen am häufigsten wissentlich kaufen, handle es sich um Kleidung und Accessoires (17 Prozent), gefolgt von Schuhen (14 Prozent) elektronischen Geräten (13 Prozent) und Hygieneartikeln, Kosmetika, Körperpflegemitteln und Duftstoffen (12 Prozent).
Junge Menschen werden laut der Studie jedoch auch durch Irreführung zum Kauf von nachgeahmte Waren verleitet: Der unbeabsichtigte Kauf von Fälschungen liege ebenfalls bei 37 Prozent. In diesem Zusammenhang räumten die Befragten ein, dass es schwierig sei, echte von gefälschten Waren zu unterscheiden. 48 Prozent hatten solche Produkte nicht gekauft, oder sie waren unsicher, ob sie es getan hatten.
Online-Piraterie
Was digitale Inhalte betrifft, so würde der Zugriff auf legale Quellen unter den jüngeren Generationen zunehmend an Bedeutung gewinne. 60 Prozent gaben an, im vergangenen Jahr keine Inhalte aus illegalen Quellen genutzt, gespielt, heruntergeladen oder gestreamt zu haben; 2019 waren es 51 Prozent und 2016 40 Prozent, was den Trend bestätigt.
Dennoch bleibb die vorsätzliche Nutzung raubkopierter Inhalte stabil: 21 Prozent der jungen Verbraucher (jeder Fünfte) geben zu, in den letzten 12 Monaten wissentlich auf raubkopierte Inhalte zugegriffen zu haben. Ein erheblicher Teil der jungen Menschen wurde durch Irreführung zum Zugriff auf raubkopierte Inhalte verleitet. 12 Prozent griffen versehentlich auf raubkopierte Inhalte zu, und sieben Prozent wissen nicht, ob sie dies getan haben. Bei den raubkopierten Inhalten handelt es sich hauptsächlich um Filme (61 Prozent) und Serien (52 Prozent), gefolgt von Musik (36 Prozent). Genutzt wurden vor allem spezielle Websites, Apps und soziale Medien.
"Besorgniserregender Trend"
Christian Archambeau, Exekutivdirektor des EUIPO, kommentierte die neuen Ergebnisse wie folgt: "Diese dritte Ausgabe des Jugendbarometers zum Thema geistiges Eigentum, die während des Europäischen Jahres der Jugend veröffentlicht wurde, bestätigt die in den früheren Ausgaben aufgezeigten Trends und bietet umfassendere Einblicke in die Wahrnehmungen und Einstellungen junger Menschen. In einer Zeit, in der der elektronische Handel und der digitale Konsum erheblich zugenommen haben, ist die Zunahme des vorsätzlichen wie des unbeabsichtigten Kaufs nachgeahmter Waren ein besorgniserregender Trend. Auch die Online-Piraterie geht nicht zurück, selbst wenn junge Verbraucher zunehmend Inhalte aus legalen Quellen bevorzugen. Die vorliegende neue Analyse stellt ein wertvolles Instrument dar, das Interessenträgern, politischen Entscheidungsträgern sowie Pädagogen und Organisationen der Zivilgesellschaft bei der Gestaltung von Sensibilisierungsinitiativen hilft, um informierte Entscheidungen unserer jungen Bürger und Verbraucher zu unterstützen."
Pro und kontra
Hauptfaktoren für den Kauf von gefälschten Produkten und den Zugriff auf raubkopierte Inhalte seien nach wie vor der Preis und die Verfügbarkeit. Soziale Einflüsse wie das Verhalten von Familienangehörigen, Freunden oder Bekannten gewinne jedoch zunehmend an Bedeutung. Sowohl im Hinblick auf Produkte als auch auf digitale Inhalte nannten junge Menschen ihr eigenes Cyberbetrugs- und Cyberbedrohungsrisiko als wichtige Faktoren, die sie zur Mäßigung veranlassen würden. Auch ein besseres Verständnis der negativen Auswirkungen auf die Umwelt oder auf die Gesellschaft wurde nun von den befragten jungen Menschen häufiger genannt. (ts)
www.euipo.europa.eu
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