Mit einem Protest-Schild auf dem "Kein Schwein will so leben!" zu lesen war, demonstrierten Aktivist:innen der Umweltschutzorganisation Greenpeace am Mittwoch vor der Zentrale der Agrarmarkt Austria (AMA) in Wien gegen schlechten Haltungsbedingungen von Schweinen in Österreich. Kritisiert wurde unter anderem, dass das AMA-Gütesiegel, das in Österreich eigentlich einen guten Ruf hat, in Wirklichkeit keine guten Haltungsbedingungen von Schweinen garantiert. Auch die "äußerst mangelhafte Transparenz für Konsument:innen" war Teil des Protests.
Niedrige Kriterien
Greenpeace fordert vom frisch angelobten Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) sowie von Tierschutzminister Johannes Rauch (Grüne) eine Anhebung der Haltungsstandards des AMA-Gütesiegels sowie eine Kennzeichnung der Haltungsform auf allen Fleischprodukten in den österreichischen Supermärkten und forderte sich ein Beispiel an Deutschland zu nehmen.
Denn die Kriterien des AMA-Gütesiegels seien so niedrig, dass AMA-Schweinefleisch in deutschen Supermärkten gar nicht mehr verkauft würde. Dort hätten die allermeisten Supermärkte Fleisch mit so niedrigen Standards bereits aus den Regalen gestrichen, wie eine Greenpeace-Recherche letzte Woche aufgedeckt hat.
Kastration ohne Betäubung
So würden AMA-Schweine werden routinemäßig ohne Betäubung kastriert und ihre Schwänzchen kürzer geschnitten. Darüber hinaus müssten sie meist auf Vollspaltenböden leben und hätten überwiegend keinen Zugang zu Stroh. Zum Teil bekämen sie nie die Sonne zu sehen. "Einem bis zu 110 Kilogramm schweren Schwein wird nur 0,77 Quadratmeter Platz zugestanden. Zu fressen bekommen sie routinemäßig Gentechnik-Soja aus Übersee, für das oft wertvolle Wälder zerstört wurden, etwa in Südamerika", klagt die Umweltorganisation an.
"Das rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel genießt in Österreich einen guten Ruf. Doch gerade in der Schweinehaltung zeigt ein genauerer Blick: Von Tierwohl und Umweltschutz kann hier keine Rede sein", legt Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich, den Finger in die Wunde.
Fleisch mit "Super-Keimen" belastet
Die schlechten Haltungsbedingungen würden auch dazu führen, dass die Tiere häufig krank werden und übermäßig Antibiotika eingesetzt werden müssen. Das führe dazu, dass sich Keime sozusagen "abhärten" können, wodurch entstehen antibiotika-resistente Keime entstehen, die auch Menschen gefährlich werden können. Ein Greenpeace-Test zeigte kürzlich, dass mehr als jedes dritte Stück AMA-Fleisch mit solchen "Super-Keimen" belastet ist. Für Konsument:innen sei dies jedoch nicht erkenntlich.
Ganz anders die Situation in Deutschland: Dort werde bereits seit 2019 Fleisch in Supermärkten in Kategorien von 1 bis 4 gekennzeichnet. Für jede:n Konsument:in sei auf einen Blick und objektiv erkenntlich, welche Tiere besonders leiden mussten und welchen es besser gegangen ist – unabhängig davon, was in Werbebotschaften kommuniziert wird. (as)
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