Nachrichtensender in der Krise
Elon Musk und Donald Trump Jr. scherzen (?) über Kauf von MSNBC

| Redaktion 
| 24.11.2024

Der Nachrichtensender MSNBC hat im US-Wahlkampf die Kampagne von Kamala Harris unterstützt und sieht sich nach dem abermaligen Sieg von Donald Trump dramatisch sinkenden Quoten ausgesetzt. Nun hat sich die Muttergesellschaft Comcast zur Abspaltung des Kabelsender-Portfolios entschieden – eine Entwicklung, die Elon Musk und den Sohn des designierten Präsidenten auf X zu Gedankenspielen verleitet.

"I love Twitter" hat Elon Musk vor beinahe sieben Jahren auf eben jener Plattform gepostet. "Dann solltest du es kaufen", schlug der Journalist Dave Smith seinerzeit vor, woraufhin Musk sich nach dem Preis erkundigte. Der Rest ist Geschichte: Im Oktober 2022 hat der vielbeschäftigte Unternehmer (unter anderem Tesla, SpaceX, xAI) Twitter für etwa 44 Milliarden US-Dollar erworben und in X umgetauft.

Während sich Musks Kritiker auf abwandernde Werbepartner oder boykottierende Prominente berufen, um den vermeintlichen Verfall der Plattform zu belegen, hat X eine mitentscheidende Rolle im US-Wahlkampf eingenommen.

Wie alles begann (Bild: Screenshot von X / Twitter)
Wie X begann. Wiederholt sich die Geschichte bald mit MSNBC? (Bild: Screenshot von X / Twitter)

Unter anderem durch die Verbreitung von Langform-Formaten mit Donald Trump oder seinem Stellvertreter JD Vance, die in den klassischen Medien selten zu sehen waren, konnte sich das soziale Netzwerk mehr denn je als Informationsquelle präsentieren.

Der im Wahlkampf sehr großzügige Elon Musk wiederum gilt inzwischen als einer der wichtigsten Berater des kommenden US-Präsidenten und wird Leiter eines neugeschaffenen Departments, das er nach einem seiner Lieblings-Memes benennen durfte.

MSNBC und CNN im Quotentief; FOX floriert

Auf der anderen Seite haben mehrere US-Sender seit Abschluss der Wahl im frühen November mit massiven Zuschauereinbrüchen zu kämpfen. Diese Entwicklung betrifft insbesondere Sender, die ihre Zuschauer (häufig weiterhin unter dem Deckmantel neutraler Berichterstattung) für einen Sieg der demokratischen Kandidatin Kamala Harris begeistern wollten.

Dem Branchenmedium TheWrap zufolge ist die durchschnittliche Tages-Zuschauerquote von MSNBC seit dem Trump-Triumph um 38 Prozent eingebrochen, während CNN einen Verlust von 27 Prozent beklagt. Für den konservativ ausgerichteten Sender FOX News hingegen ging es dem Bericht nach um 41 Prozent nach oben – ein Abbild des Glaubwürdigkeitsverlustes, mit dem offen gegen den späteren Gewinner der Wahl agitierende Medien derzeit zu kämpfen haben.

Comcast trennt sich von Kabelsparte

Vor diesem Hintergrund wurde vergangene Woche bekannt, dass das MSNBC-Mutterunternehmen Comcast weite Teile der eigenen NBCUniversal-Kabelsparte abspalten möchte. Wie Variety berichtet, fasst Comcast dazu die Gründung eines neuen Unternehmens namens SpinCo in Auge, das sich im Besitz von Comcast-Aktionären befinden würde. Alternativ wäre das kleinere Portfolio an reinen Kabelsendern womöglich leichter zu verkaufen.

Hier kommen Donald Trump Jr. und Elon Musk ins Spiel: Ersterer wies letzteren per X auf die theoretische Möglichkeit zum Kauf von MSNBC hin und deutete vielsagend an, "die beste Idee überhaupt" zu haben.

Wie vor sieben Jahren erkundigte sich Musk nach dem Preis, erhielt in den Kommentarspalten statt konkreter Konditionen zunächst jedoch viel Zustimmung und Vorschläge zur Neugestaltung des Senders. Mehrfach werden Jobs für Tucker Carlson oder Megyn Kelly gefordert, die bei ihren einstigen Haussendern FOX beziehungsweise NBC in Ungnade gefallen waren.

Senderrevolution oder Racheakt?

Während sich Elon Musk mit dem Erwerb von Twitter einer Mission zur Herstellung tatsächlicher Meinungsfreiheit verschrieben hat, könnte der hypothetische Kauf von MSNBC zunächst schlicht als ein ausgestreckter Mittelfinger des reichsten Mannes der Welt verstanden werden. 

Elon Musk findet sich regelmäßig in Schlagzeilen des Mediums wieder, die ihm darin etwa die Fähigkeit zur Führung von X absprechen oder vor vielfach seinem wachsenden Einfluss warnen... und tatsächlich fällt die Vorstellung, dass Musk seine Möglichkeiten als neuer Besitzer von MSNBC mit gewisser Genugtuung zum Nachteil vieler aktueller Mitarbeiter des Senders ausspielen könnte, keinesfalls schwer.

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