Er trägt den Spitznamen "Ibizia-Detektiv", weil er als Drahtzieher hinter dem berühmten "Ibizia"-Video gilt, das die damalige türkis-blaue Regierung in Österreich 2019 zu Fall brachte: Julian Hessenthaler. Am Mittwoch wurde Hessenthaler vom niederösterreichischen Landesgericht in St. Pölten wegen Drogenhandel und anderer Delikte zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt worden.
Laut Anklage habe er 2017 und 2018 insgesamt 1,25 Kilogramm Kokain an einen Bekannten verkauft – zum Preis von 40 Euro pro Gramm. Darüber hinaus soll er gefälschte Dokumente, wie etwa einen gefälschten slowenischen Personalausweis und Führerschein, verwendet haben. Das Schöffengericht folgte der Argumentation der Staatsanwaltschaft und sprach Hessenthaler der ihm vorgeworfenen Taten schuldig. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung hat bereits angekündigt in Berufung zu gehen.
Weißes Pulver im Staubsaugerbeutel
Während der "Ibiza-Detektiv" die Urkundendelikte gestanden hat, bestreitet er den Vorwurf des Drogenhandels vehement und wittert eine Verschwörung. Glaubt man Hessenthaler so sei das Kokain platziert worden, um ihn hinter schwedische Gardinen zu bringen. Als Grund nennt er die Videofalle, die er dem damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und seinem Parteifreund Johann Gudenus auf Ibiza gestellt hatte. Die Staatsanwaltschaft weist die Vorwürfe jedoch von sich und spricht von einem "Ablenkungsmanöver" des Angeklagten.
Die Ermittlungen seien in Gang gekommen, weil zufällig Rauschgift im Staubsaugerbeutel der späteren Hauptbelastungszeugin gefunden worden war. In einer "Lebensbeichte" beschuldigte die Frau den "Ibiza-Detektiv" ihr das Kokain verkauft zu haben. Auch von einem ehemaligen Geschäftspartner wird Hessenthaler belastet. Wahr ist aber auch, dass sich die beiden Hauptbelastungszeugen in Widersprüche verstrickt hatten. Laut Gericht lägen diese jedoch im Rahmen üblicher Unschärfen lägen. Die Verteidigung wiederum warf dem Richter vor, unter politischer Einflussnahme zu stehen. "Ich kann Ihnen versichern, das ist nicht der Fall", so der Richter.
Verschwörungstheorie oder Ungereimtheiten?
Dass bei den Ermittlungen und dem darauf folgenden Prozess möglicherweise nicht alles mit richtigen Dingen zugegangen sei, hört sich in einem ersten Moment wie eine der zahllosen Verschwörungstheorien an. Aber auch der renommierte österreichische Investigativjournalist Florian Klenk, Chefredakteur des Falter, ortet Ungereimtheiten. In einem Interview mit dem Privatsender Puls 24 erklärt er, dass es zu den Ermittlungen gegen Hessenthaler nur kam, weil ihm rund um das "Ibiza"-Video Erpressung vorgeworfen wurde, obwohl sich laut Klenk weder Strache Gudenus "erpresst gefühlt hatten". Im Zuge der darauf folgenden Überwachungen wurde der Belastungszeuge Slaven K. bei einem Drogendeal abgehört und festgenommen.
Nach seiner Verurteilung und mehrfachen Aussagen brachte K. dann Hessenthaler als Drogendealer ins Spiel. Auch K.'s Lebensgefährtin behauptete daraufhin, dass sie vom "Ibiza"-Detektiv Drogen erhalten habe. Diese beiden Geständnisse brachten den Stein dann ins Rollen und Julian Hessenthaler vor Gericht. Laut Klenk gebe es jedoch viele Widersprüche in den Aussagen der Zeugen. Darüber hinaus sind bei Hessenthaler niemals Drogen oder Geld aus den vermeintlichen Drogendeals gefunden worden – quasi ein Mordprozess ohne Leiche. Auch der psychische Gesundheitszustand der Hauptbelastungszeugin – aufgrund ihrer Suchterkrankung leidet sie unter Wahnvorstellungen – spreche nicht unbedingt für die Zuverlässigkeit ihrer Aussagen und Erinnerungen.
Viel Geld wofür?
Und dann gäbe es da noch den Betreiber der Plattform EU-Infothek Gert Schmidt, der in der Vergangenheit auch für den Glücksspielkonzern Novomatic tätig war. Schmidt zahlte 55.000 Euro an Slaven K. und einen weiteren Belastungszeugen, Edis S., für Informationen über Hessenthaler, wie alle drei zugaben. Dem Falter zufolge hat Schmidt zudem 10.000 Euro für den Strafverteidiger für K. in dessen Drogenverfahren bezahlt und S. später einen Job verschaffen. Für Klenk stellt sich die Frage, warum K. so viel Geld bekommen habe. Möglicherweise wird darüber im Berufungsverfahren gesprochen. (as)
Florian Klenk ist diesfalls kein „renommierter Journalist“, der objektiv und unabhängig kommentieren würde, sondern so wie Euer Jan Böhmermann als einer der schon frühzeitig Informierten und Mitaufdecker hier wohl befangen.
Ändert natürlich nichts daran, dass er kommentieren kann und soll, nur ist es kein Wunder, dass er das Gerichtsurteil kritisiert und (schon wieder) einen Skandal wittert.
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