Krankenkassen in der Krise
Gesetzliche Kassen mit Rekorddefizit – Experten fordern radikale Sparmaßnahmen

| Redaktion 
| 02.03.2025

Ein Milliardenloch, steigende Beiträge und keine schnelle Lösung in Sicht: Die gesetzlichen Krankenkassen kämpfen mit einem Defizit von 6,2 Milliarden Euro – und das ist erst der Anfang. Experten warnen vor einer weiteren Kostenexplosion, die Arbeitnehmer und Arbeitgeber hart treffen könnte. Verbandschefin Doris Pfeiffer fordert nun drastische Maßnahmen, um die Abwärtsspirale zu stoppen.

Bereits zu Jahresbeginn mussten Millionen Versicherte eine drastische Erhöhung ihrer Krankenkassenbeiträge hinnehmen. Mit einem Anstieg um 1,2 Prozentpunkte auf durchschnittlich 17,5 Prozent wurde ein historisches Allzeithoch erreicht. "Wenn die Politik nicht gegensteuert, werden die Beiträge weiter steigen", warnt Pfeiffer. Dies könnte besonders für Arbeitnehmer und Arbeitgeber eine enorme Belastung bedeuten.

Gleichzeitig zeigen Prognosen, dass ohne weitere Eingriffe in die Finanzstruktur der Kassen das Defizit weiter wachsen könnte. Laut Experten könnten die Beitragssätze bis 2027 auf über 19 Prozent steigen, wenn keine grundlegenden Reformen umgesetzt werden. Die steigenden Gesundheitsausgaben durch den demografischen Wandel sowie steigende Kosten für medizinische Innovationen verschärfen die Problematik zusätzlich. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen warnen bereits vor den wirtschaftlichen Folgen einer ungebremsten Kostenexplosion im Gesundheitswesen.

Ausgabenmoratorium als Notbremse

Um das Finanzloch zu schließen, fordert der Spitzenverband der Krankenkassen ein sofortiges Ausgabenmoratorium. "Wir müssen die Ausgaben deckeln, bis eine langfristige Strukturreform greift", erklärte Pfeiffer gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Dies würde bedeuten, dass es keine Preis- oder Honorarerhöhungen mehr geben dürfte, die nicht durch bestehende Einnahmen gedeckt sind.

Kritiker dieser Maßnahme argumentieren jedoch, dass ein solches Moratorium zu massiven Einschränkungen im Gesundheitssystem führen könnte. Insbesondere Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte warnen davor, dass Budgetkürzungen letztlich die Qualität der Patientenversorgung gefährden könnten. Vertreter der Pharmaindustrie verweisen darauf, dass eine Preisdeckelung langfristig zu Engpässen bei der Medikamentenversorgung führen könnte.

Reformdruck auf die Ampel-Koalition

Wie das Handelsblatt berichtet, setzen die aktuellen Zahlen die Bundesregierung unter Druck. Bereits in den laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Union dürfte die Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen zu einem zentralen Streitpunkt werden. Während einige Experten zusätzliche Steuerzuschüsse fordern, um das Defizit zu kompensieren, sehen andere den Handlungsbedarf vor allem in strukturellen Einsparungen.

Auch alternative Finanzierungsmodelle werden diskutiert, darunter eine stärkere Beteiligung der Privatversicherungen an der Finanzierung oder eine Reform der Beitragsbemessungsgrenze. Denkbar wäre zudem eine zusätzliche Abgabe für besonders kostenintensive Behandlungen oder eine stärkere Staffelung der Beiträge nach Einkommen.

"Wir brauchen eine nachhaltige Gesundheitsreform, die sowohl die Kosten senkt als auch die Versorgungssicherheit gewährleistet", so Pfeiffer weiter. Ohne kurzfristige Maßnahmen droht Anfang 2026 eine erneute Welle drastischer Beitragserhöhungen.

Mögliche Auswirkungen auf Versicherte

Sollten die vorgeschlagenen Sparmaßnahmen umgesetzt werden, könnten sich Patienten künftig auf kürzere Leistungslisten und stärkere Eigenbeteiligungen einstellen. Auch könnte es für Krankenhäuser und Ärzte schwieriger werden, höhere Vergütungen durchzusetzen.

Die Entwicklung dürfte in den kommenden Monaten weiter für hitzige Debatten sorgen – denn klar ist: Ohne tiefgreifende Reformen bleibt die Finanzlage der gesetzlichen Krankenkassen prekär.

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