Derzeit wird Papst Franziskus im Policlinico Universitario Agostino Gemelli, dem Gemelli-Universitätsklinikum in Rom, behandelt. Das Haus hat eine traditionell enge Bindung zum Oberhaupt der katholischen Kirche: Schon 1934 wurde das Gelände von Papst Pius XI. gestiftet, ehe Papst Paul VI. drei Jahrzehnte später bei der Eröffnung sprach.
Vor dem Gebäude befindet sich eine Statue von Papst Johannes Paul II., der hier zum ersten und auch zum letzten Mal während seiner Amtszeit im Krankenhaus war: Durch eine mehrstündige Notoperation überlebte er den Mordversuch eines türkischen Rechtsextremisten, der ihn 1981 mit zwei Pistolenkugeln verwundete. Im Februar 2005 wiederum war er zur Behandlung vor Ort, ehe er sich für seine letzten Wochen im Vatikan zurückzog.
Papstwechsel im Wandel der Zeit
Um die wirtschaftlich messbaren Folgen eines Papstwechsels abschätzen zu können, müssen wir die Linse zunächst ein wenig schärfen: Für verlässliche Rückgriffe in die weite Geschichte der Kirche fehlen vielerorts präzise Daten.
Kausale Effekte lassen sich außerdem schwerer nachweisen, da Papstwechsel oft mit größeren Ereignissen wie Kriegen oder Reformationen überlagert waren. Außerdem ist zu bedenken, dass einige heutzutage relevante Aspekte (insbesondere Tourismus) vor Jahrhunderten eine verschwindend geringe Rolle spielten.
Grundsätzlich sei vorab festzuhalten, dass es sich beim Tod eines Papstes und der Wahl eines Nachfolgers in erster Linie natürlich nicht um ein "wirtschaftliches" Ereignis handelt. Dennoch wollen wir nachfolgend einen Blick darauf werfen, wie sich insbesondere der erste Papstwechsel des Jahrtausends in Zahlen bemerkbar gemacht hat.
Beispiellose Pilgerwelle für Johannes Paul II.
Der Tod von Papst Johannes Paul II. am 2. April 2005 und die anschließende Wahl von Benedikt XVI. am 19. April 2005 stellen einen der am besten dokumentierten Papstwechsel der Neuzeit dar. Sein Pontifikat von über 26 Jahren wird nur von Papst Pius IX. (31 Jahre) überboten. Entsprechend wirkte der als Karol Józef Wojtyła geborene Pole nicht nur in politischen Entwicklungen entscheidend mit, sondern erlangte im Laufe der Jahrzehnte auch große Popularität.
Diese drückte sich seinerzeit in der beispiellosen Pilgerwelle aus, die sein Ableben mit sich brachte: Laut Schätzungen der Stadt Rom und der italienischen Nachrichtenagentur ANSA strömten in der ersten Woche nach dem Tod von Johannes Paul II. über vier Millionen Menschen in die Stadt, um an den Trauerfeiern teilzunehmen.
Allein zur Beisetzung am 08. April 2005 sollen etwa anderthalb Millionen Besucher zugegen gewesen sein. Auf dem Petersplatz in Rom gehörten die US-Präsidenten George W. Bush, Bill Clinton und George H.W. Bush, Bundeskanzler Gerhard Schröder, UNO-Generalsekretär Kofi Annan, Prinz Charles von Großbritannien sowie etliche weitere Regierungschefs und Königshäuser zu den prominenten Gästen.
Hotel, Transport, Straßenverkauf: Tourismus-Boom möglich
Hotels in Rom und näherer Umgebung waren im Zuge der Ereignisse weitflächig ausgebucht; Zimmer konnten mitunter zu drastisch angehobenen Preisen ans zahlende Volk gebracht werden – ein Vorgang, den wir zuletzt in der Karnevalssaison thematisiert haben.
Die Corriere della Sera berichtete, dass die staatliche Eisenbahn Ferrovie dello Stato über 300 Sonderzüge einlegte und der Flughafen Fiumicino einen Passagieranstieg von 40 Prozent verzeichnete. Alitalia, die nationale Fluggesellschaft, meldete dank zusätzlicher Sonderflüge Einnahmen von etwa 10 Millionen Euro.
In den Straßen der Stadt nutzten Verkäufer den angeregten Tourismus außerdem, um Merchandise und Erinnerungsstücke anzubieten. Schätzungen der Agenzia Giornalistica Italia (AGI) besagen, dass auf diese Weise mindestens fünf Millionen Euro umgesetzt werden konnten.
Die Handelskammer Rom schätzte, dass die Einnahmen aus Unterkünften, Restaurants und Transport in den ersten beiden Aprilwochen des Jahres 2005 über 200 Millionen Euro betrugen. Nach dem Tod von Johannes Paul II. und den dazugehörigen Zeremonien verlängerten das Konklave und die Amtseinführung des neuen Papstes das hohe Interesse.
"Habemus Papam" als Besuchermagnet
Gespannt wartete die Weltbevölkerung damals auf weißen Rauch aus dem Schornstein auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle, ehe die Bild mit "Wir sind Papst!" eine der berühmtesten Schlagzeilen ihrer Geschichte bringen konnte.
Eine halbe Million Menschen bei der Inthronisation von Benedikt XVI. kurbelten die lokale Wirtschaft weiter an, wenn auch weniger intensiv als die Trauerfeier für seinen Vorgänger. Insgesamt ist es eine noch recht vorsichtige Schätzung, dass der Papstwechsel 2005 mindestens 250 Millionen Euro in Bewegung gebracht hat.
Seit Johannes Paul II. ist kein Papst mehr im Amt gestorben: Benedikt XVI. trat 2013 aus gesundheitlichen Gründen zurück. Diese Entscheidung, das anschließende Konklave und der Amtsantritt von Franziskus zogen laut ANSA nur etwa 100.000 Personen nach Rom. Der Rücktritt war zwar historisch, aber weniger emotional aufgeladen als der Tod eines enorm populären Papstes, was die globale Anteilnahme dämpfte.
Wirken bestimmt Resonanz
Wirtschaftlich wirkt sich ein Papstwechsel also vor allem auf Rom aus. Die Ewige Stadt wird zum Hotspot für Pilgerer, von denen Hotels, lokale Geschäfte, Transportunternehmen oder unterschiedlichste Händler profitieren.
Nicht zu vergessen sind die Transaktionen, die währenddessen beim Vatikan zu verzeichnen sind: L’Osservatore Romano schätzte, dass er 2005 mindestens fünf Millionen für Logistik oder Unterbringung der Kardinäle aufbringen musste.
Auf der anderen Seite dokumentierte Variety, dass Sender wie RAI und CNN seinerzeit siebenstellige Beträge für exklusive Übertragungsrechte hingeblättert haben. Als indirekte wirtschaftliche Folge könnte man zudem das vielerorts gesteigerte Interesse an kirchlichen Aktivitäten interpretieren, das mit dem Tod des beliebten Amtsträgers einherging.
Wie groß die Resonanz auf einen Papstwechsel ausfällt, hängt letztlich offenbar stark vom Wirken des jeweiligen Papstes ab. Johannes Paul II. bewegte Massen, Benedikt XVI. berührte die Menschen weniger. Wie intensiv Papst Franziskus gedacht wird, wird sich zeigen – wenn auch hoffentlich nicht in allzu naher Zukunft.
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