Interne Spannungen
Knauf in der Zwickmühle: Geschäft mit Russland spaltet deutsche Unternehmerfamilie

Die fränkische Unternehmerfamilie Knauf, bekannt für ihre Baustoffe und Milliardenumsätze, steht vor einer Zerreißprobe. Ihr lukratives Russlandgeschäft, einst gefeiert und von höchster politischer Ebene unterstützt, droht nun zum Verhängnis zu werden. Während einige Familienmitglieder auf einen schnellen Verkauf drängen, um das US-Geschäft nicht zu gefährden, pochen andere auf ein Rückkaufsrecht, sollte sich die politische Lage entspannen. Im Zentrum der Kontroverse: mögliche Käufer aus dem engsten Kreml-Umfeld.

Die Verbindung zwischen Knauf und Russland ist eng. Nikolaus Wilhelm Knauf, ehemaliger Vorstandsvorsitzender und selbsternannter "Putinversteher“, pflegte direkte Kontakte zum russischen Präsidenten. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Krieg in der Ukraine und der Vorwurf, Knauf-Materialien seien im Kriegsgebiet eingesetzt worden, haben die Familie in zwei Lager gespalten.

Besonders brisant: Die potenziellen Käufer des Russlandgeschäfts sind die Brüder Arkady und Boris Rotenberg, enge Vertraute Putins und auf internationalen Sanktionslisten geführt. Ein Verkauf an die Rotenbergs könnte Knauf den wichtigen US-Markt kosten, wo das Unternehmen erst kürzlich Milliarden investierte, wie die Wirtschaftswoche berichtet. Die US-Sanktionsbehörde OFAC hat bereits ein wachsames Auge auf die Transaktion.

Hitzige Debatten innerhalb der Familie

Insider berichten von hitzigen Debatten unter den 21 Gesellschaftern der Familie. Einige wollen das Russlandgeschäft so schnell wie möglich loswerden, andere hoffen auf eine Rückkehr in den lukrativen Markt, sollte sich die politische Lage entspannen. Die Familie Knauf, bekannt für ihre Verschwiegenheit, hüllt sich in Schweigen. Ein Sprecher betont lediglich, man arbeite intensiv am Rückzug aus Russland und halte sich an geltende Gesetze und Sanktionen.

Die politischen Verflechtungen reichen tief. Nikolaus Wilhelm Knauf gab erst kürzlich seinen Titel als russischer Honorarkonsul ab, ein Zugeständnis an die Kritiker in der Familie. Doch die Angst vor den Rotenberg-Brüdern und ihren Verbindungen zum Kreml bleibt.

USA im Fokus: Droht der Verlust des wichtigsten Marktes?

Für Knauf steht viel auf dem Spiel. Der US-Markt ist nach Milliardeninvestitionen zum wichtigsten Standbein des Unternehmens geworden. Ein Verstoß gegen US-Sanktionen könnte den Konzern in eine existenzielle Krise stürzen.

Die Knaufs hoffen möglicherweise auf eine Entspannung der Beziehungen zwischen den USA und Russland unter einer möglichen zweiten Amtszeit von Donald Trump. Doch die US-Sanktionen gegen Russland wurden bisher nicht gelockert, im Gegenteil.

Die Familie Knauf befindet sich in einem Dilemma. Sie muss ihre wirtschaftlichen Interessen mit den politischen Realitäten in Einklang bringen. Ein Verkauf an die Rotenberg-Brüder könnte ein riskantes Spiel mit dem Feuer sein, das den Verlust des wichtigsten Marktes bedeuten könnte. 

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