Virtuelle Reise-Influencerin polarisiert
Deutsche Tourismus-KI "Emma" stößt auf Skepsis in der Influencer-Szene

Die Deutsche Zentrale für Tourismus möchte mit einem ungewöhnlichen Schritt das Reiseinteresse für Deutschland steigern – und setzt dafür auf die KI-Influencerin "Emma". Doch statt Applaus erntet die virtuelle Botschafterin Kritik. Influencer und Social-Media-User sehen ihre Jobs bedroht und hinterfragen die Authentizität der Kampagne. Kann die KI den gewünschten Erfolg bringen?

Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) versucht mit "Emma", einer computergenerierten Influencerin, neue Zielgruppen zu gewinnen. Mit 620.000 Followern auf ihrem Instagram-Account "Germany Tourism" zeigt die DZT nicht nur deutsche Sehenswürdigkeiten, sondern auch "Emma", die sich in klarem Englisch an ein internationales Publikum wendet. Während die DZT von einem "modernen und dynamischen" Auftreten der KI-Influencerin spricht, stoßen ihre makellosen Züge und ihre stets strahlende Erscheinung auf wenig Gegenliebe in der Social-Media-Welt, so laut eines Berichts des RedaktionsNetzwerkes Deutschland.

Viele Influencer sehen in "Emma" eine Bedrohung für ihr Geschäftsmodell. Helene Sula, Reise- und Lifestyle-Bloggerin mit über 740.000 Followern, kritisiert: "Also anstatt echte Menschen zu bezahlen, die Leute nach Deutschland bringen, habt ihr jetzt das hier?" Auch Fotograf Marcel Siebert hinterfragt die Entscheidung: "Wir haben so ein schönes Land und jede Menge talentierte Fotografen und Naturliebhaber, die gerne die Vielfältigkeit und Einzigartigkeit Deutschlands zeigen." Diese Stimmen spiegeln ein Unbehagen wider – für viele ist "Emma" eine künstliche Figur, die das authentische Erlebnis des Reisens in Deutschland kaum vermitteln kann.

Zu perfekt, zu normschön – Kritik am Image der KI

Neben der Authentizität kritisieren einige auch "Emmas" Aussehen. Die KI-Botschafterin sei "eine Frau, wie aus dem Ei gepellt, immer ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht, eigentlich zu perfekt für diese Welt", so der Reiseblogger Selim Baykara. Auf Plattformen wie LinkedIn und Instagram diskutieren Nutzer, ob "Emma" zu wenig Diversität verkörpert und damit den tatsächlichen Werten der Zielgruppe gerecht wird. Die DZT rechtfertigt "Emmas" Auftreten jedoch als Ergebnis von Marktforschung: Das Erscheinungsbild der KI-Influencerin sei bewusst auf Menschen zugeschnitten, die hochwertige, kulturelle Erlebnisse suchen.

 
 
 
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Auch technisch scheint "Emma" an ihre Grenzen zu stoßen: User berichten, dass der Chatbot nur oberflächliche Informationen liefert und bei spezifischeren Anfragen schnell überfordert ist. Laut einer RND-Befragung antwortet der Chatbot sogar auf einfache Ausflugstipps mit "Entschuldigung bitte, ich habe deine Frage nicht verstanden."

"Emma" bleibt – DZT verteidigt digitale Strategie

Trotz der Reaktionen und des Skeptizismus hält die DZT an "Emma" fest. Petra Hedorfer, Vorstandsvorsitzende der DZT, verteidigt den Einsatz von KI und verweist auf den Erfolg solcher virtuellen Influencer in Asien und Nordamerika: "Mit solchen Tools wollen wir den Anschluss garantieren." Sie betont, "Emma" sei als Ergänzung gedacht und "soll keine echten Menschen ersetzen", sondern Menschen, die "Deutschland lieben, auch weiterhin als Botschafter in Kampagnen" unterstützen. Künftig soll "Emma" auch mit weiteren Datenquellen wie Veranstaltungskalendern und Verkehrsinfos ausgestattet werden.

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