Instagram erst ab 16?
Australien will Altersbeschränkung für Social Media einführen

| Redaktion 
| 12.09.2024

Noch in diesem Jahr plant die australische Regierung per Gesetz dafür zu sorgen, dass Kinder keinen Zugang mehr zu sozialen Medien erhalten. Premierminister Anthony Albanese möchte im Interesse mentaler und körperlicher Gesundheit, dass sie stattdessen "echte Erfahrungen mit echten Menschen" machen. Fachleute befürchten, dass junges Online-Publikum dadurch schlicht auf weniger strikt regulierte Dienste ausweichen würde.

In der heutigen Zeit üben soziale Medien enormen Einfluss auf Jugendliche und auch Kinder aus. Die These, dass dieser nicht ausschließlich positiv ist, dürfte wenig streitbar sein. In Australien hat eine parlamentarische Untersuchung hinsichtlich der Auswirkungen von Social Media auf die Gesellschaft nun den Eindruck verstärkt, dass entsprechende Dienste teils starke negative Effekte auf die mentale und körperliche Gesundheit von Teenagern nehmen können.

Vor diesem Hintergrund hat Premierminister Anthony Albanese verkündet, dass sein Land noch in diesem Jahr eine Altersbeschränkung für die Nutzung von sozialen Medien einführen möchte. Wie die Nachrichtenagentur Reuters feststellt, wäre es damit eine der ersten Nationen der Welt mit einer Regelung dieser Art. Frühere Vorstöße in diese Richtung, etwa durch die Europäische Union, waren an Beschwerden wegen der Einschränkung der Online-Rechte von Minderjährigen gescheitert.

"Echte Erfahrungen mit echten Menschen"

"Wir hören Eltern und der Gemeinschaft zu und ich möchte, dass die Kinder von ihren Geräten wegkommen und auf den Fußballplatz, ins Schwimmbad und auf den Tennisplatz gehen“, sagte Albanese vor Kameras des australischen Rundfunks. "Wir wollen, dass sie echte Erfahrungen mit echten Menschen machen, denn wir wissen, dass die sozialen Medien sozialen Schaden anrichten".

Australien gehört zu den am stärksten vernetzten Bevölkerungen der Erde: Reuters berichtet, dass rund 80 Prozent der 26 Millionen Einwohner des Landes in sozialen Medien aktiv sind. Eine Studie der University of Sydney aus dem vergangenen Jahr hat außerdem verraten, dass etwa 75 Prozent der 12- bis 17-jährigen in Australien schon einmal YouTube oder Instagram genutzt haben.

Verdrängung ins Versteckte befürchtet

"Dies ist eine Geißel. Wir wissen, dass das, was viele junge Menschen durchmachen mussten, Folgen für die psychische Gesundheit hat“, führte Albanese seine Motivation zur Altersbeschränkung kürzlich weiter aus. Dabei nannte er beispielhaft "das Mobbing, das online stattfinden kann oder den Zugang zu Material, das sozialen Schaden verursacht“. Auf eine konkrete Altersgrenze hat sich seine Regierung noch nicht festgelegt; ein Limit ab 14, ab 15 und ab 16 sind in der engen Auswahl.

Die eingangs erwähnte parlamentarische Untersuchung hat nicht nur Feststellung zum Einfluss von Social Media gemacht: Sie weckt außerdem Bedenken, was die praktische (und tatsächlich effektive) Durchführbarkeit einer Altersbegrenzung angeht und weist ferner darauf hin, dass man jüngeren Menschen durch den Ausschluss womöglich ungewollt schadet, da sich ihre Online-Aktivitäten letztlich ins Versteckte verlagern könnten.

Auch Regulierungsbehörde mit Bedenken

Mit ähnlichen Sorgen richtete sich der eSafety Commissioner, die australische Internet-Regulierungsbehörde, bereits im Juni an den parlamentarischen Untersuchungsausschuss. So könnten "restriktive Ansätze den Zugang junger Menschen zu wichtiger Unterstützung einschränken“ und sie zu "weniger regulierten Nicht-Mainstream-Diensten" treiben.

In Reaktion auf die jüngsten Äußerungen des Premierministers hieß es von Seiten der eSafety-Kommission am Dienstag, dass man "weiterhin mit den Interessenvertretern der Regierung und der Gemeinschaft zusammenarbeiten“ werde. Zusammen möchte man "Australiens Ansatz gegen Online-Gefahren verfeinern, die die Sicherheit auf einer Reihe von Plattformen in jedem Alter bedrohen können, sowohl vor als auch nach der Mitte des Teenager-Alters".

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV