IW-Studie zur Arbeitsintensität
Arbeiten die Deutschen weniger als ihre Nachbarn?

| Redaktion 
| 18.04.2024

Die Frage nach der Arbeitsmoral der Deutschen wird oft diskutiert, besonders im Kontext des demografischen Wandels und der Verknappung des Arbeitskräfteangebots. Doch wie lässt sich die Arbeitsintensität eines Landes wirklich messen? Eine neue Analyse zeigt, dass die Antwort nicht so einfach ist, wie es scheinen mag.

Die Anzahl der jährlich geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen ist kein zuverlässiger Indikator für die Arbeitsintensität eines Landes. Verschiedene statistische Konzepte und Erfassungsmethoden machen einen internationalen Vergleich schwierig. In Deutschland werden beispielsweise über 20 verschiedene Statistiken ausgewertet, um die jährliche Arbeitszeit zu berechnen, während andere Länder auf weniger umfangreiche Datensätze zurückgreifen.

Die Rolle der Erwerbsbeteiligung

Ein wichtiger Aspekt, der oft vernachlässigt wird, ist die Erwerbsbeteiligung. Länder mit hoher Erwerbsbeteiligung haben oft eine niedrigere durchschnittliche Pro-Kopf-Arbeitszeit und umgekehrt. In Deutschland ist die Pro-Kopf-Arbeitszeit mit 1.341 Stunden niedriger als in allen anderen OECD-Ländern, aber dafür ist die Erwerbstätigenquote hoch. Knapp 77 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sind hierzulande erwerbstätig, im OECD-Durchschnitt sind es dagegen nur 69 Prozent.

Ein internationaler Vergleich

Ein genauerer Blick auf die Zahlen zeigt, dass die Deutschen tendenziell weniger arbeiten als ihre europäischen Nachbarn. Während die Franzosen 171 Stunden mehr im Jahr arbeiten als die Deutschen, ist ihre Erwerbsquote niedriger. In der Schweiz hingegen arbeiten die Menschen 188 Stunden mehr und die Erwerbsquote ist höher als in Deutschland. Besonders fleißig sind die Neuseeländer, die eine sehr lange Arbeitszeit von 1.748 Stunden mit einer hohen Erwerbsbeteiligung verbinden.

Insgesamt zeigt die Analyse des Instituts für Deutsche Wirtschaft, dass die Arbeitsintensität eines Landes nicht allein anhand der Arbeitszeitstatistik gemessen werden kann. Ein umfassender Blick auf Faktoren wie Erwerbsbeteiligung und Arbeitszeit ist erforderlich, um ein genaueres Bild zu erhalten.

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