Mehr als ein Laden: Snipes-Gründer Sven Voth erklärt das Studio44

| Redaktion 
| 21.12.2023

Der sowohl in Europa als auch den USA aktive Sneaker- und Streetwear-Retailer Snipes hat im September einen neuen Store eröffnet, der sich gleichzeitig als Community Space versteht. Was das bedeutet, hat CEO Sven Voth der TextilWirtschaft erläutert.


Im ausführlichen Interview mit der Publikation geht Sven Voth, der Snipes 1998 ins Leben gerufen hat, unter anderem auf seine in den USA gesammelten Eindrücke und Einflüsse ein. Speziell die dort gängige Praxis, dass sich erfolgreiche Unternehmen in Form von Support-Projekten unterschiedlichster Art für lokale Communitys einsetzen, stellt für den Snipes-Gründer eine außerordentlich interessante Import-Idee dar.

Während sich in den USA ein eigens eingerichtetes Department namens „Snipes Serves" um alltäglichen Bedarf wie „Essen, Kleidung oder einen Haarschnitt" kümmert und für „den Aufbau von Basketballplätzen oder Tanzschulen" einsetzt, soll der Gedanke in Deutschland zunächst in Form des Studio44 aufleben: Der 400. Snipes-Store in Europa, der sich die Räumlichkeiten der Alten Post in Berlin-Neukölln zunutze macht, um „viel, viel mehr als Retail" zu bieten.

Community-Support? Wortwörtlich unglaublich

In der Karl-Marx-Straße 97-99 ist das Studio44 seit Ende September eine in dieser Art einzigartige Anlaufstelle für Fans gelebter urbaner Kultur. Lokale Bezüge zum eigenen Kiez finden sich an vielen Stellen des historischen Gebäudes wieder; sei es eine Kasse im Späti-Style oder das großflächige Artwork einer lokalen Graffiti-Crew. Abseits der optischen Eigenheiten sind es speziell die angeschlossenen Tanz- und Tonstudios, die den Charakter als „Community Space" unterstreichen: Interessierte können sich jeweils kostenlos über die Snipes-App einbuchen, um in einem professionellen Umfeld ihr Talent auszuleben.

„Da schütteln die Leute die Köpfe, weil sie es nicht fassen können", dass die beiden Angebote tatsächlich gratis genutzt werden dürfen, wie Sven Voth der TextilWirtschaft schildert. So habe es statt selbstverständlicher Dankbarkeit zunächst eine gesunde Portion Skepsis gegeben – neugierige Gäste wären Voth zufolge davon ausgegangen, dass sie letztendlich ein Abonnement abschließen oder irgendeine andere Gegenleistung erbringen müssen.

Beispielhaft für schier unglaubliche Angebote nennt der CEO einen Besuch des erfahrenen Berliner Produzenten-Duos Beathoavenz, die allen Interessierten kürzlich für Songaufnahmen zur Verfügung standen. Auch beim Verteilen von Rucksäcken und Schreibbedarf zum Start des aktuellen Schuljahres habe die bedingungslose Großzügigkeit die Zielgruppe (positiv) überrascht.

Jeder kann Community

Voth erläutert, dass in den Vereinigten Staaten nicht selten die Hälfte des Marketing-Budgets in Community-Arbeit investiert wird und möchte entsprechende Verhältnisse „über kurz oder lang auch in Europa erreichen". Grundsätzlich ist er der Ansicht, dass Community-Building für jedes Unternehmen funktionieren kann. Man müsse „nur herausfinden, wie man Zugang zur Community bekommt", wobei echtes Verständnis und - im Idealfall - ein eigener Ursprung in der betreffenden Community helfen.

Bezogen auf Snipes selbst sieht er die deutschen Großstadt-Kieze als „prädestiniert" für den Ansatz an, betont jedoch gleichzeitig die Notwendigkeit, dabei selektiv vorzugehen. Das Community-Konzept lasse sich nicht einfach auf jeden Store anwenden; zudem sollen herkömmliche High-Street- oder Mall-Filialen auch weiterhin zur Strategie gehören und zum notwendigen Umsatz beitragen.

Für Unternehmen, die im Rahmen von Community-Projekten Partnerschaften eingehen, sieht Sven Voth Vorteile, die sich kurz- wie mittelfristig lohnen können: „Community verbindet in dem Fall auch die Partner, weil sie ein Prioritätsthema ist und man dabei nicht so wie früher um den letzten Euro in so einer Partnerschaft verhandeln muss", verrät er der TextilWirtschaft. Der Gedanke, etwas zurückgeben und ein gemeinsamer Blick auf einen bestimmten Zweck ließen Unternehmen „viel, viel schneller" zusammenkommen.

Das komplette, lesenswerte Interview ist hier zu finden!

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV