LEADERSNET: Am 29. Oktober 2020 haben Sie Ihr erstes TikTok-Video hochgeladen. Konnten Sie damals schon den Erfolg absehen?
Tommy Primorac: Sicher nicht! Und die Geschichte beginnt eigentlich schon im April 2020. Als Corona anfing, hatten wir alle viel Zeit. Mein Sohn Elias brachte mich auf TikTok. Zu der Zeit haben Kinder dort noch getanzt und er wollte, dass wir das auch machen. Das ging sieben, acht Wochen gut, dann hatte er keine Lust mehr. Ein paar Monate später kam mir auf TikTok die Idee, über Immobilien zu sprechen. Anfangs wurde ich belächelt, aber über Nacht hatte ich mit einem Video 180000 Aufrufe und 5000 Abonnenten mehr. Mit eigenen Immobilien-Invests habe ich bereits 2016 angefangen – klassisch als Kapitalanleger. In den darauffolgenden 1,5 Jahren kamen drei weitere dazu. Ich habe neben meinem Job als Tippgeber für andere gearbeitet und den Maklerschein gemacht.
LEADERSNET: Wie haben Sie geschafft, erfolgreich zu werden?
Tommy Primorac: Ich bin nicht schulklug, ich bin straßenschlau. Dazu Mut, Disziplin Durchhaltevermögen – übrigens etwas, das vielen jungen Menschen heute fehlt. Social Media trägt dazu maßgeblich bei, weil man angeblich mit 21 Jahren schon Millionär sein muss. Ich bin 5000-mal auf die Schnauze gefallen – und 5001-mal wieder aufgestanden. Ich habe mich nie von meinem Umfeld beeinflussen lassen und bin in andere Richtungen gegangen, als man von mir erwartet hat.
LEADERSNET: Ihr Karriere-Weg war nicht unbedingt klassischer…
Tommy Primorac: Ich habe mich immer ein wenig durchs Leben geschlängelt. Ich habe die Hauptschule gemacht und danach ein Berufsvorbereitungsjahr. Nach der Einzelhandelsausbildung bei Douglas, habe ich ein Jahr lang im Sneaker-Laden gejobbt und bin dann zurück die Parfümerie, bevor ich zu Vodafone in den Vertrieb bin. Ich war immer schlecht in der Theorie, habe keine Weiterbildungen, keine Zertifizierungen, habe immer vom Leben gelernt. Ich bin sehr gut in der Praxis und kann super „on the job“ lernen und arbeiten.
LEADERSNET: Wie reagieren die Menschen auf Sie, wenn sie auf Sie treffen?
Tommy Primorac: Unterschiedlich. Die einen beschimpfen mich mit Kraftausdrücken, die anderen freuen sich über den Kontakt und bedanken sich, wollen Fotos mit mir machen. Ich bekomme sehr viele Direktnachrichten, wovon ich 99,9 Prozent nicht beantworte. Ich mache auf Instagram keine kostenlose Beratung, ich bin nicht die Caritas und muss auch mein Geld verdienen…Und schließlich droppe ich jeden Tag kostenlosen Content.
LEADERSNET: Während Ihr Content sich anfangs nur auf Immobilien bezogen hat, ist er über die Jahre breiter geworden…
Tommy Primorac: Stimmt! Anfangs war der Content straight auf Immobilien bezogen, aber schon in den ersten Gesprächen habe ich gemerkt, wie es um die deutschen Bürger steht. Dispo, Schufa-Einträge, Finanzierungen – ich kann den Leuten doch nicht Immobilien erklären, wenn sie an einem ganz anderen Punkt ansetzen müssen und erst mal ihre Finanzen in den Griff bekommen müssen!
LEADERSNET: Fehlt es den Deutschen an Finanzwissen?
Tommy Primorac: Absolut! Die meisten Deutschen legen ihr Geld noch immer auf dem Konto oder dem Sparbuch an. Statistisch gesehen sind wir, was das Thema Anlegen angeht, also in der Steinzeit. Andere Länder sind uns da weit voraus. Ich und die anderen Finanz-Influencer:innen klären auf und missionieren. Jeden Tag liefere ich Content. Mittlerweile sind es knapp 1400 Videos auf Instagram, auf TikTok sind es 1500, kumuliert über alle meine Plattformen sind es 5000 bis 6000 Videos.
LEADERSNET: Gehört die Vermittlung von Finanzwissen in unsere Schulen?
Tommy Primorac: Das muss schon einen Schritt früher losgehen – zu Hause. Weil da Eltern sind, die es selbst nichts oder wenig über Finanzen wissen, weil es ihnen selbst niemand beigebracht hat. Aber ja, unser Schulsystem ist total überholt und gehört reformiert.
LEADERSNET: Sie sind selbst Vater. Wie sprechen Sie mit Ihrem Sohn über das Thema?
Tommy Primorac: Wenn mein Sohn Wünsche hat, erkläre ich ihm, dass man sich das verdienen muss. Ich möchte, dass er versteht, woher Geld kommt, wie es entsteht, wie es mehr wird, dass nicht immer viel Geld da ist. Übrigens finde ich den Spruch "Über Geld spricht man nicht“ den totalen Quatsch. Ich gehe offen und transparent mit dem Thema um.
LEADERSNET: Leben wir nach den falschen Glaubenssätzen?
Tommy Primorac: Negative Glaubenssätze sind ein großes Problem – und auch, dass einem der Erfolg hierzulande nicht gegönnt wird. In Amerika wird man für Erfolge gefeiert, man fragt den anderen, wie er das gemacht hat und fühlt sich inspiriert. In Deutschland schlägt erfolgreichen Menschen Neid und Missgunst entgegen. Du wirst heruntergemacht. Sobald du erfolgreich bist und das sichtbar wird – durch Klamotten, Reisen, Autos – dann bist du ein Protzer und ein Proll. Die Menschen werden nicht von Persönlichkeiten, die es auch aus dem Nichts geschafft haben, motiviert.
LEADERSNET: "Lage, Lage, Lage“ hieß es früher beim Thema Immobilien. Ihr Tipp für Immobilien-Neulinge: Ist das heute noch immer so?
Tommy Primorac: Auf jeden Fall. Aber auch deine Haushaltsrechnung – was kannst du dir leisten? Wer Immobilien anschaut, sollte jemanden mitnehmen, der schon eine Immobilie besitzt – der Blick ist einfach anders. Rücklagen, Keller, Dach, was wurde gemacht, was kann kommen. Eine Immobilie darf dich nicht finanziell kaputt machen, Wenn eine Immobilie günstig ist, dann hat das meist einen Grund. Oft gibt es hier eine Falle, die man als Anfänger nicht sieht. Also nie blindlings loskaufen. Und immer drauf achten, wo du hinwillst… Immobilien sind eine langfristige Anlage.
LEADERSNET: Sie sind vermehrt auch als Speaker unterwegs…
Tommy Primorac: … und habe immer wieder Angst, auf die Bühne zu gehen. Aber ich möchte inspirieren und mit meinem unkonventionellen Weg zeigen, dass man aufsteigen kann.
LEADERSNET: Welche Visionen pflegen Sie?
Tommy Primorac: Ich möchte Menschen inspirieren, noch mehr Wohnungen und meinen Kindern eine gute Zukunft schaffen. Und ich will, dass dieses Land wieder lebenswert wird. Die Probleme, die wir aktuell haben, sind hausgemacht. Ich spreche Themen offen aus und an, auch was die Politik angeht. Es gibt viele Dinge, die mir nicht passen. Mir wird dann zwar vorgeworfen, ich betreibe Populismus, aber am Ende des Tages ist es nur die Wahrheit.
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