Frust statt Vorfreude: Klimasünder Skiweltcup?

Am kommenden Wochenende findet der AUDI FIS Skiweltcup 2023 im österreichischen Sölden statt. Dabei wird das fehlende Umweltbewusstsein des Veranstalters von mehreren Seiten scharf kritisiert.

Der diesjährige September verzeichnete die höchste Durchschnittstemperatur, die in der immerhin 257-jährigen Historie des österreichischen Messbetriebs jemals festgestellt wurde. Als diese Zeilen entstehen, wird unseren südlichen Nachbarn in der Alpenrepublik zudem ein sonnig-herbstliches Wochenende mit Werten um die 15 Grad Celsius prognostiziert.

Umstände, die im deutlichen Kontrast zu Angaben wie „In Sölden beginnt der Winter bereits im Oktober" stehen – ein Satz, mit dem der AUDI FIS Skiweltcup 2023 aktuell beworben wird. Das potenzielle Wintersport-Spektakel findet am letzten Oktoberwochenende (Sa., 28. + 29.10.) im österreichischen Sölden auf dem Rettenbach-Gletscher statt, doch statt Vorfreude prägt vor allem die von mehreren Seiten geäußerte Kritik am veranstaltenden Verband das Stimmungsbild.

Politik- und Sportwelt: Mindestens skeptisch

Gegenüber dem Ö1 Morgenjournal äußert Umweltministerin Leonore Gewessler von den Grünen Unverständnis darüber, „dass man auf Biegen und Brechen an einem Skistart im Oktober festhalten muss" und appelliert an die Fédération Internationale de Ski (FIS), ihre Zeitpläne für die Zukunft zu überdenken.

Auch Johannes Schmuckenschlager, Umweltsprecher der ÖVP, hält wenig vom anstehenden Veranstaltungsbeginn und begründet seine Bedenken vor allem mit den um die Welt transportierten Bildern von wenig schneebedeckten Gipfeln, die dem Tourismus des Landes schaden könnten.

Unter den Athleten des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) hat sich vor allem Skirennläufer Julian Schütter durch ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein profiliert. Im Frühjahr überreichte er einer FIS-Vertreterin einen von mehr als 140 seiner Kollegen und Kolleginnen unterzeichneten offenen Brief.

Darin enthalten waren vier zentrale Forderungen für die nächsten Jahre an den internationalen Verband: Klimaneutrale Veranstaltungen, eine Nachhaltigkeitsstrategie zur Emissionsreduktion, die Etablierung einer internen Nachhaltigkeitsabteilung und maximale Transparenz.

Greenpeace belegt Rückendeckung aus Bevölkerung

In der ORF-Sendung Sport am Sonntag stellte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer zuletzt infrage, ob Schütters „Beruf mit seiner Ideologie übereinstimmt", was mancherorts als mangelnde Rückendeckung für den 25-jährigen FIS-Kritiker im eigenen Verbands gewertet wird. Wie der Standard berichtet, soll es zusätzlich zur bereits erfolgten Telefonaussprache der beiden nach dem Skiweltcup in Sölden auch noch ein persönliches Treffen geben.

Glaubt man einer von Greenpeace durchgeführten Umfrage, darf sich Schütter indes auf breite Unterstützung aus der österreichischen Bevölkerung verlassen: Vier von fünf Befragten sind demnach der Ansicht, dass Klimaschutz nicht ausreichend von der FIS bedacht wird. Beinahe genau so viele, nämlich 78 Prozent, stören sich an der FIS-Selbstbezeichnung als klimapositiv, die vor allem auf CO2-Zertifikate zurückgeht.

„Moderner Ablasshandel"

Greenpeace-Wirtschaftsexpertin Ursula Bittner bezeichnet diese Verfahren als Täuschung und „modernen Ablasshandel", den die Bevölkerung längst durchschaut habe. Sie warnt, dass Österreichs Gletscher ohne wirksame Gegenmaßnahmen in einem halben Jahrhundert vollständig verschwunden sein könnten.

FIS-Präsident Eliasch nehme in Sölden braune Hänge und gesprengte Gletscher in Kauf, um den AUDI FIS Skiweltcup 2023 nach Plan durchzuführen. Bittner dazu: „Wenn wir auch noch in der Zukunft Skifahren und die Naturlandschaften genießen wollen, muss die FIS jetzt handeln. Kompensationen verzögern echten Klimaschutz und müssen verboten werden. Ebenfalls muss der Rennkalender angepasst und deutlich nach hinten verschoben werden."

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