Die 4-Tage-Woche erfreut sich immer größerer Beliebtheit als die vermeintliche Lösung für ein glücklicheres und produktiveres Arbeitsumfeld. Es ist zweifellos verlockend, sich eine verkürzte Arbeitswoche vorzustellen – mehr Freizeit, mehr Zeit für Familie und Hobbys, wer könnte dem nicht zustimmen?
Oftmals wird die Idee einer 4-Tage-Woche lediglich als Umstellung von 5 auf 4 Arbeitstage betrachtet, ohne die Arbeitszeit entsprechend anzupassen. Ergo: 10 Arbeitsstunden am Tag bei einer Vollzeitstelle. Ein solcher Ansatz wäre auf lange Sicht nicht nur ungesund, sondern auch kontraproduktiv für die Team- und Führungskultur. Hier tritt ein Effekt ein, mit dem auch viele Remote-Teams zu kämpfen haben: mangelndes Teamgefühl, denn das, was als erstes gestrichen wird, ist die soziale Interaktion. Die Gemeinschaft im Team ist jedoch einer der wichtigsten Faktoren für Arbeitsglück (Quelle: Work-Happiness-Report 2023).
Wenn wir tatsächlich weniger arbeiten möchten, sollten wir über eine 32-Stunden-Woche an 4 Tagen sprechen. Um dies bei gleichem Gehalt und gleichem Output zu ermöglichen, müssen wir unsere Arbeitsweise optimieren. Doch lassen sich 8 Stunden pro Woche einsparen? Das sind einige Ansatzpunkte:
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Bessere Kalenderplanung, um wertlosen Leerlauf und Kontextwechsel zu minimieren.
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Nutzung von Technologie, um die Vor- und Nachbereitung von Meetings und Absprachen zu verbessern, beispielsweise durch einfacheres Agenda-Setting, automatisches Protokollieren und Ableitung von Todo-Listen.
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Einsatz von Tools und KI-Lösungen, um die Arbeit besser zu organisieren und somit keine Zeit mit unnötiger “Arbeit an der Arbeit” zu verschwenden.
Grundsätzlich sollten wir jedoch nicht nur die Anzahl der Arbeitstage im Fokus haben. Es ist wichtiger, Technologie einzusetzen, um produktiver zu sein und gleichzeitig daran zu arbeiten, dass wir bei der Arbeit glücklicher sind.
Anstatt sich Hals über Kopf in neue Arbeitsmodelle zu stürzen, sollten Unternehmen Arbeitsglück aktiv fördern – beispielsweise durch eine Kultur der Work-Life-Integration. Auf diese Weise relativiert sich erstens die Bedeutung der tatsächlichen Arbeitszeit, und es wird zweitens einfacher, diese zu reduzieren, wenn wir das denn wollen.
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