Die finanziell erfolgreichen Mitglieder unserer Gesellschaft sind definitiv die intelligenteren. Hierbei handelt es sich um eines der wohl hartnäckigsten Vorurteile. Schließlich gibt es auch zahlreiche Studien und Experimente, die diese Annahme im Lauf der letzten Jahrzehnte belegen würden. Können Angestellte mit besonders prestigeträchtigen Jobs also als klüger bezeichnet werden?
Einerseits wäre es wünschenswert, denn oft gehen besonders angesehene Jobs mit einer großen Entscheidungsgewalt im wirtschaftlichen oder politischen Bereich einher. Andererseits erklären einige sozialwissenschaftliche Modelle großen beruflichen Erfolg eher durch das Vorhandensein familiärer Ressourcen in Kombination einer Portion Glück als durch Intelligenz oder Arbeitsleistung.
Verlässliche Daten fehlten
Wie der österreichische standard.at berichtet, hat ein Forscherteam um Marc Keuschnigg, von der schwedischen Universität Linköping, diese weitverbreitete Annahme infrage gestellt. In seiner neuen Studie verfolgt das Team den Ansatz: Wie intelligent ist ein durchschnittlicher Höchstverdiener, wie variieren also die kognitiven Fähigkeiten mit dem beruflichen Erfolg? Aufgrund des Fehlens repräsentativer Informationen in der wissenschaftlichen Literatur, mussten die Forscher:innen für ihre Studie auf die Daten der obligatorischen Wehrpflichtuntersuchungen zurückgreifen. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden unter anderem auch die kognitiven Fähigkeiten untersucht.
Infolgedessen lagen den Wissenschaftler:innen Daten von insgesamt 59.000 Männern vor, die im Alter von 18 bis 19 Jahren einen Intelligenztest absolviert hatten. Diese kombinierten sie anschließend mit Daten zu Gehältern und beruflichem "Prestige" von Männern im Alter von 35 bis 45 Jahren. Diese große Datenmenge aus insgesamt elf Jahren erlaubte es den Forscher:innen sogar, kleine durchschnittliche Fähigkeitsunterschiede zwischen benachbarten Ebenen des beruflichen Erfolgs festzustellen.
Bemerkenswerte Ergebnisse
Wie das Medium weiter berichtet, scheint die Analyse der Forscher:innen erneut eine starke Beziehung zwischen den intellektuellen Fähigkeiten und dem Lohnniveau aufzuzeigen. Allerdings wirkt der Zusammenhang ab einem gewissen Einkommen nicht mehr allzu wichtig. Die Studie zeigt auch, dass der Faktor Intelligenz oberhalb eines Einkommens von 60.000 Euro pro Jahr stagniert. Die Gruppe der "Spitzenverdiener" schnitt bei den Intelligenztests im Verhältnis sogar etwas schlechter ab als die Einkommensschichten direkt unter ihr.
Keuschnigg und seine Kolleg:innen räumten allerdings auch ein, dass ihre Studie mehrfache Lücken aufweisen würde, insbesondere durch die mangelnde Vielfalt in der Stichprobe. Insgesamt fühlen sich die Forscher:innen jedoch durch die vermeintliche Bestätigung ihrer Annahmen im Recht. Höhere kognitive Fähigkeiten können viel dazu beitragen, dass jemand in die höheren Einkommensregionen emporsteigt. Wenn es allerdings um einen endgültigen monetären Erfolg geht, dann spielt die Intelligenz laut den Wissenschaftler:innen keine allzu große Rolle mehr.
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