Globalisierungstendenzen und technologische Innovationen wie Robotik und künstliche Intelligenz (KI) haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Es ist jedoch unklar, wie groß die Auswirkungen auf die derzeitigen Arbeitsplätze sein werden, da die Schätzungen für den weiteren Verlauf von Globalisierungstendenzen und das Automatisierungsrisiko von Berufen stark schwanken. Die Globalisierung und der technische Fortschritt machten Menschen und Arbeitskräfte teils überflüssig und vergrößert so das Chancen- und Wohlstandsgefälle.
Automatisierung und deren Auswirkungen auf die Einkommen
Eine Studie der Universität Oxford zeigt, dass in entwickelten Ländern bis 2030 über 45 Prozent aller Arbeitsplätze Robotern und der Digitalisierung zum Opfer fallen werden. Der Einfluss der Globalisierung und Automatisierung auf die Beschäftigung hängt entscheidend von den Aufgabeninhalten der Berufe ab: Routineaufgaben können leicht automatisiert werden, aber Nicht-Routineaufgaben sind da schon schwieriger zu automatisieren. Es zeigt sich dabei, dass Männer in bestimmten Industriezweigen immer noch dominieren – zum Beispiel im Energiesektor, in der Abfall- und Wasserwirtschaft und in der Fertigung.
Doch diese Art der Arbeiterjobs zeigt Tendenzen auf, die zunehmend von der Automatisierung betroffen sind und in manchen Branchen teilweise oder auch gänzlich verschwinden. Die Einkommensungleichheit stieg, da Arbeiter, welche Routinetätigkeiten ausführen, plötzlich keinen Job mehr haben, dem sie nachgehen können. Der daraus resultierende Rückgang der Erwerbsbeteiligung hat Männer stärker getroffen als Frauen, da Männer in den zunehmend automatisierten Berufen dominanter waren. Und das ironische Ergebnis dieses Trends ist, dass die Einkommensungleichheit zwischen Männern und Frauen abnimmt, insbesondere bei Familien mit niedrigem Einkommen.
Die vermeintlich Schuldigen dieser Entwicklung
Die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung in westlichen Ländern ist ein wesentlicher Treiber für den Rückgang der Arbeiterjobs in den abendländischen Demokratien. Populistische Bewegungen versuchen, die Globalisierung und die Verlagerung von Produktionsstätten (Offshoring) in Billiglohnländer (wie Bangladesch oder Tunesien) für diesen Effekt verantwortlich zu machen. Die Wahrheit ist jedoch, dass Unternehmen im Outsourcing-Prozess auch den Einsatz von Robotern verstärkt haben, um allgemein Arbeitskosten zu sparen. Es ist nicht der tunesische oder chilenische Arbeiter, der den Job von Karli Huber übernommen hat, es ist das Unternehmen, das den Roboter hergestellt hat, der überall in den Fertigungsstraßen von Industriebetrieben eingesetzt wird.
Wie sich zeigt, haben diese Arten der Entwicklungen allerlei gesellschaftliche Konsequenzen. Zunächst einmal – was wie eine positive Entwicklung erscheint – steigt die Erwerbsquote von Frauen, die in Gebieten mit einer höheren Durchdringung durch Automatisierung leben. Aber dies spiegelt lediglich die Tatsache wider, dass Frauen gezwungen sind, eine Stelle in Dienstleistungsbranchen zu finden, wenn Männer arbeitslos werden. Hinzu kommt die emotionale Anspannung, entlassen zu werden oder ein stabiles Einkommen zu verlieren. Dies fordert seinen Zoll, nämlich in Form von höheren Scheidungsraten und von Familien mit niedrigeren Geburtenraten.
Outgesourcte Arbeitskräfte
Durch die Globalisierung und den technischen Fortschritt verloren Nationen und ihre Grenzen an Bedeutung. Waren, Dienstleistungen und deren Erträge entfallen zunehmend auf jene Standorte, welche am kostengünstigsten sind. Das führte zu einem Wettbewerbsruck ausgehend von Schwellenländern, verstärkter Mobilität der Arbeitnehmer zwischen den Nationen und ließ das Wohlstandgefälle zwischen den einzelnen Ländern schrumpfen, wohingegen es innerhalb der Nationen zunahm. Arbeitskräfte der westlichen Welt mit mittleren oder niedrigen Einkommen litten sehr unter diesen Entwicklungen, während auf der anderen Seite Arbeitnehmer in Entwicklungsländern enorme Vorteile daraus zogen.
Diese vereinfachte Darstellung drückt aus, dass in den vergangenen Jahrzehnten Arbeitnehmer in anderen Ländern (vor allem Schwellenländern) und auch die Automatisierung die Arbeitskräfte der westlichen Welt (die Mittelschicht eingeschlossen) zunehmend ersetzten. Letztendlich sind die sozialen Kosten der Globalisierung und Automatisierung viel höher, als wir heute vielleicht denken. Dies steht auch damit im Zusammenhang, da die "neuen" Arbeitsplätze in der Robotik und in der Computerindustrie, die derzeitigen Arbeitsplatzverluste nicht hinreichend ausgleichen. Das bedeutet, dass mit der fortschreitenden technologischen Entwicklung zu erwarten ist, dass steigende Arbeitslosigkeit auch alle Arten von sozialen Problemen und damit auch der Druck auf die sozialen Sicherungsnetze und die Politik sich ausweitet, um entsprechend darauf zu reagieren.
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