Wie eine Analyse im Rahmen des "Faktencheck Vorstandsstrukturen" der Managementberatung Horváth ergibt, ist das Studium an einer Universität weiterhin das wichtigste Eintrittsticket in einen deutschen Vorstand. Das Horváth-Studienteam schaute sich dazu die Bildungswege der über 500 deutschen Vorstandsmitglieder der in DAX, MDAX und SDAX gelisteten Unternehmen an.
Die Ausbildung zählt
Gut 85 Prozent der CXOs mit deutscher Nationalität haben an einer deutschen oder ausländischen Universität studiert, davon über ein Drittel auch promoviert. "Die Zahl spricht weiterhin für die Bedeutung eines akademischen Abschlusses bei der Besetzung von Vorstandspositionen", stellt Studienleiter Oliver Greiner fest, Partner bei Horváth für Strategie und Transformation.
Im Detail zeigen sich in der Studie auch alternative Wege in den Vorstand. Fast acht Prozent der amtierenden deutschen Vorstände und Vorständinnen haben ihren Abschluss in einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (vormals Fachhochschule) gemacht. Die Lebensläufe der verbleibenden sieben Prozent verteilen sich auf weitere Bildungswege wie Berufsakademien oder Ausbildungen. Vier Vorstandsmitglieder haben weder eine Lehre noch ein Studium abgeschlossen.
Top-Position der Universität Köln wackelt
Die meisten der deutschen CXOs haben ihren höchsten Abschluss an der Universität zu Köln erworben. 20 deutsche Vorstände und Vorständinnen haben dort ihren Abschluss gemacht. Platz zwei im Gesamtranking nimmt die RWTH Aachen ein, während sich die Universität Mannheim, die LMU München und die Universität Münster den dritten Platz teilen. "Wie das Ranking der in den Top 10 platzierten Universitäten zeigt, ist nicht das Einzugsgebiet der Universität entscheidend, sondern deren akademische Qualität und ihr Ruf", ist Studienleiter Greiner überzeugt.
Dass dies von den Universitäten immer wieder neu bewiesen werden muss, zeigt eine Detailanalyse nach Alter der untersuchten Vorstandsmitglieder. In der Altersgruppe ab 54 Jahren landen die Universitäten Köln, Aachen und Münster auf den Top-3-Positionen. Bei den CXOs unter 54 Jahren stellt die WHU in Koblenz die meiste Anzahl amtierender Vorstandsmitglieder, gefolgt von der Universität Mannheim. Platz drei im Ranking der jüngeren Altersgruppe teilen sich die Münchener LMU und die RWTH Aachen. Bei weiblichen Vorständen liegen die Universitäten München und Münster vorne. "Es ist vermutlich der internationale Charakter der WHU Koblenz, der in jüngerer Zeit viele Topmanagerinnen und -manager angezogen hat, denn Internationalisierung ist ein klarer Trend der Managementkarrieren", so Horváth-Partner Greiner.
Ranking Top-Kaderschmieden der DAX-Vorstände
- Universität zu Köln (20 Absolvent:innen in aktuellen DAX-Vorständen)
- RWTH Aachen (18)
- Universität Mannheim (15)
- Ludwig-Maximilians-Universität München (15)
- Westfälische Wilhelms-Universität Münster (15)
- Karlsruher Institut für Technologie (13)
- TU München (12)
- WHU Koblenz (11)
- Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (10)
- TU Darmstadt (10)
- Leibniz Universität Hannover (10)
Während von den über 54-jährigen Vorständen nur knapp zehn Prozent ihren höchsten Abschluss im Ausland erworben haben, sind es in der jüngeren Hälfte bereits 18 Prozent. Bei den unter 50-jährigen CXOs liegt der Wert sogar über 20 Prozent. Etwa 60 Prozent der CXOs mit ausländischem Abschluss haben diesen in den USA oder Großbritannien erworben (jeweils 28 Prozent), gefolgt von der Schweiz (13 Prozent) und Frankreich (8 Prozent).
RWTH Aachen bringt die meisten CEOs hervor
CEOs haben ihren höchsten Studienabschluss der Horváth-Studie zufolge am häufigsten an der Rheinisch-Westfälischen Technische Hochschule Aachen absolviert, gefolgt von der Universität Köln und dem KIT Karlsruhe. "Die Spitzenpositionen von Aachen und Karlsruhe zeigen, dass in vielen Vorständen neben exzellentem betriebswirtschaftlichem Wissen auch technologisches Know-how eine wichtige Rolle spielt", stellt Greiner fest. Tatsächlich haben gut 35 Prozent aller deutschen Vorstände Ingenieur-, Natur- oder Strukturwissenschaften studiert.
Insgesamt lobt der Studienleiter die Diversität der analysierten Abschlüsse auf Vorstandslevel: "Zwar haben gut ein Drittel aller deutschen Vorstände an einer der 10 Top-Universitäten ihren Abschluss gemacht, doch die weiteren Abschlüsse verteilen sich auf über 100 verschiedene Ausbildungsstätten." (as)
www.horvath-partners.com
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