Mobilfunk-Studie: Richten sich Tarife bald nach Speed?

| 26.04.2022

Trend zu unbegrenztem Internet provoziert Anbieter-Preiskampf.

Wie sieht die Zukunft der Telekommunikationsservices aus? Das untersuchte das globale Beratungsunternehmen Simon-Kucher und Partners mit einem besonderen Fokus auf Mobilfunk. Die wichtigste Erkenntnis: Immer mehr Kund:innen (20 Prozent) nutzen Verträge ohne Datenlimit. Und das Interesse an solchen Bezahlmodellen wächst weiter. Ganze 53 Prozent der Mobilfunknutzer finden derartige Angebote attraktiv. Ein Großteil (41 Prozent) äußert sogar eine konkrete Kaufabsicht.

"Mit dem steigenden Volumen von unbegrenzten Datentarifen funktioniert die aktuelle 'More for the same'-Preisstrategie nicht mehr. Mobilfunkanbieter sollten jetzt ihre Strategie wechseln, bevor das Preisniveau in den Keller geht", warnt Kajetan Zwirglmaier, der als Partner bei Simon-Kucher den Bereich Telekommunikation leitet.

Neue Bezahlmodelle müssen sich an der Kaufmotivation ausrichten

Wie aber kann eine solche Lösung aussehen? "Immer mehr Kunden fordern unbegrenztes Internet, dieser Entwicklung können sich Anbieter nicht entziehen. Schon bald wird ein solches Angebot Standard sein. Monetarisierung muss daher auf anderen Wegen erfolgen. Beispielsweise über Speed. Dies ist schließlich mit die größte Kaufmotivation", sagt Alexander Zimm, Senior Manager bei Simon-Kucher. Das belegen auch die Zahlen. So ist Geschwindigkeit (48 Prozent) nach Netzstabilität (62 Prozent) und Preis (52 Prozent) aktuell das wichtigste Kriterium für Mobilfunkkunden in Deutschland.

"Mobilfunkanbieter sollten jetzt genau zwei Themen priorisieren: Erstens muss auf Basis verlässlicher Preismodelle präzise ermittelt werden, was die Zahlungsbereitschaft für ein Angebot ohne Datenlimit abhängig von Geschwindigkeit oder anderen Preismetriken ist. Zweitens muss gegenüber Kunden schnellstmöglich ein neues Preismodell etabliert werden", erklärt Kajetan Zwirglmaier, Partner bei Simon-Kucher & Partners.

Zahlungsbereitschaft der Kund:innen steigt

Laut Simon-Kucher & Partners sei jetzt der beste Zeitpunkt für eine Umstellung der Tarife: "Für Kunden hat die Wichtigkeit des Mobiltelefons weiter zugenommen, ist zu einem noch integraleren Bestandteil geworden." So planen Konsument:innen aktuell vor allem neue Mobilfunk-Verträge abzuschließen (42 Prozent). Auf Grund der andauernden hybriden Arbeitssituation, sind aber auch neue Breitband- (16 Prozent) und TV-Verträge (22 Prozent) weiterhin im Kundenfokus.

Gleichzeitig steigt die Zahlungsbereitschaft der Kund:innen. Bewerteten vor Covid noch 59 Prozent Telekommunikations-Services als teuer, stimmen mittlerweile nur 47 Prozent dieser Aussage zu. Und das, obwohl für 80 Prozent die Kosten vollkommen transparent sind.

"Dass das wahrgenommene Preis-Leistungsverhältnis für Telko-Services steigt, kann und sollte jetzt zur Monetarisierung genutzt werden", sagt Ziga Lesnik, Director bei Simon-Kucher & Partners. "Denn auch wenn die Aggressivität der Player im Kampf um die Kunden steigt, müssen die Spielregeln schnell geändert werden, wenn die Anbieter einem dramatischen ARPU-Verfall, also einem signifikant geringeren Erlös pro Kunde, entgegenwirken wollen."

Jeder Vierte plant einen Wechsel

Eine Möglichkeit für stabile Einnahmen: Neukundengewinnung. "63 Prozent der Kunden ist bewusst, dass ihre Vertragslaufzeit abgelaufen ist und sie jederzeit den Anbieter wechseln könnten. 39 Prozent geben an, dass sie dies bei einem guten Angebot der Konkurrenz auch tun würden", führt Alexander Zimm aus. Konkret plant jeder Vierte (24 Prozent), sich in den nächsten zwölf Monaten von seinem bisherigen Anbieter trennen zu wollen.

Wie aber können Anbieter für wechselbereite Kund:innen attraktiv werden? Speed ist sowohl bei Mobilfunk-Angeboten (39 Prozent) als auch für Festnetzlösungen das Hauptargument. Der Preis (24 Prozent) liegt auf Platz 2, gefolgt von 5G (20 Prozent) und dem Wunsch nach einem höheren/unlimitierten Datenvolumen (17 Prozent). Locken lassen sich Kund:innen aber auch mit Extras wie einer zusätzlichen SIM-Karte für beispielsweise Tablets oder Smart-Watches (Data only), die mit 35 Prozent bereits doppelt so viele Verbraucher:innen interessiert wie im Vorjahr. (as)

www.simon-kucher.com

Über die Studie

Die Ergebnisse der Studie basieren auf einer repräsentativen Umfrage von Simon-Kucher & Partners im März 2022 unter insgesamt 405 Teilnehmer:innen in Deutschland, die zu ihrer Einstellung bezüglich Telekommunikationsservices (Breitband, Mobilfunk, Festnetz und TV) befragt wurden.

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Über die Studie

Die Ergebnisse der Studie basieren auf einer repräsentativen Umfrage von Simon-Kucher & Partners im März 2022 unter insgesamt 405 Teilnehmer:innen in Deutschland, die zu ihrer Einstellung bezüglich Telekommunikationsservices (Breitband, Mobilfunk, Festnetz und TV) befragt wurden.

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