Seit Russland in die Ukraine einmarschiert ist, häufen sich die Meldungen zu Todesfällen russischer Oligarchen. Fünf dieser Superreichen sollen sich dem 24. Februar selbst getötet haben. Die beiden jüngsten Todesfälle sind jene des Ex-Novatek-Managers Sergej Protosenja und des Ex-Gazprombank-Vizepräsidenten Vladislav Avayev.
Die beiden Milliardäre wurden innerhalb von 24 Stunden zusammen mit mehreren Familienangehörigen tot aufgefunden. Während die Frauen und Töchter der Oligarchen offenbar ermordet wurden, deuten die Hinweise bei Protosenja und Avayev selbst auf Suizid hin. Auch wenn die Ermittler von einem erweiterten Selbstmord ausgehen, wird bei Protosenja auch ein Fremdeinwirken nicht ausgeschlossen, berichtet die Frankfurter Rundschau (FR).
Gazprom schließt Polizei aus
Die zeitliche Nähe der beiden jüngsten Fälle und der Umstand, dass dieses Jahr bereits einige andere Oligarchen ebenfalls freiwillig aus dem Leben geschieden sind, sind laut FR zumindest einen zweiten Blick wert. Der erste dieser Todesfälle seit Kriegsbeginn war der des hochrangigen Gazprom-Mitarbeiters Alexander Tjuljakov. Er wurde laut Newsweek am 25. Februar tot in seinem Haus bei St. Petersburg gefunden. Eine neben ihm liegende Notiz deutet auch hier auf Selbstmord hin. Die Polizei wurde jedoch von den Ermittlungen ausgeschlossen, nachdem Gazprom-Sicherheitspersonal den Tator übernommen hat.
Beim Ölkonzern scheint man sich für eigenen Ermittlungen zu Todesfällen grundsätzlich nicht zu schade sein. Nachdem im Januar der Gazprom-Top-Manager Leonid Shulman ebenfalls Selbstmord begangen hatte, kündigte das Unternehmen an, den Fall untersuchen zu wollen.
Britische Polizei schließt Fremdinwirkung aus
Am 28. Februar wurde die Leiche von Mikhail Watford gefunden. Er hatte sich in Großbritannien erhängt, wo er seinen Lebensmittelpunkt hatte. Die britische Polizei fand bei diesem Fall allerdings keinerlei Hinweise auf Fremdeinwirkung. Ein knappes Monat später, am 24. März, endete das Leben des Milliardärs Vassili Meinikow – ebenfalls ein mutmaßlicher Suizid. Auffällig ist hier, dass es sich bei Meinikow ebenfalls um einen erweiterten Selbstmord handeln soll, ähnlich wie bei den beiden jüngsten Fällen. Meinikows Frau und seine zwei Söhne waren die weitere Todesopfer.
Somit ist der Fall Protosenja bisher der einzige, bei dem die Polizei auch einer Spur abseits von Suizid nachgeht. Aber zumindest bei den beiden Todesfällen der Gazprom-Manager ist die Optik auch nicht gerade die beste. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob weitere russische Superreiche freiwillig aus dem Leben scheiden werden. (as)
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