Sie Situation für unabhängige Medienschaffende hat sich seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine noch einmal dramatisch verschlechtert. Rund 150 russische Journalist:innen sind Angaben des Portals Agentstwo zufolge seit Beginn der Invasion ins Exil gegangen, darunter nahezu das gesamte Moskauer Büro der aus Lettland betriebenen Nachrichtenseite Meduza sowie etliche Mitarbeiter:innen von Echo Moskwy, der Nowaja Gaseta oder des Senders Doschd.
Doschd-Chefredakteur Tichon Dsjadko erklärte am 2. März öffentlich, er sei aus Sicherheitsgründen ausgereist. Michail Fishman, prominenter Moderator des Senders, berichtete am 6. März, ihm sei die Einreise nach Georgien verweigert worden. Auch den russischen Journalisten Ilja Asar sowie Dmitri Gordon aus der Ukraine sollen die georgischen Behörden nicht ins Land gelassen haben.
Zur Flucht gezwungen
Wie die Organisation Reporter Ohne Grenzen (RSF) mitteilt, haben etliche unabhängige Medien ihre Arbeit wegen der massiven staatlichen Zensur eingestellt, andere berichten nicht mehr über die Kämpfe in der Ukraine. Die russische Regierung wies staatliche Stellen unterdessen an, möglichst nur noch das nationale russische Domain-Name-System zu nutzen und Seiten nicht mehr auf Servern im Ausland zu hosten.
"Durch seine drakonischen Zensurmaßnahmen hat der Kreml seit Beginn des Angriffs auf die Ukraine eine große Zahl unabhängiger Journalistinnen und Journalisten zur Flucht ins Ausland gezwungen", sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin. "Die deutsche Bundesregierung, aber auch die Regierungen benachbarter Staaten müssen diese Medienschaffenden unbürokratisch aufnehmen und ihnen Schutz bieten. Die mutigen Reporterinnen und Reporter, die nach wie vor in Russland arbeiten, versuchen wir zu unterstützen, indem wir unter anderem weitere Server im Anonymisierungsnetz Tor betreiben wollen und unser Engagement hier gerade stark ausbauen."
Auf der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit steht Russland auf Rang 150 von 180 Staaten. (as)
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