Luxustaschen als Geldanlage
Warum Designer-Handtaschen mehr wert sein können als Aktien

| Redaktion 
| 27.02.2025

Was einst als Prestigeobjekt galt, ist längst ein spekulativer Markt: Luxushandtaschen entwickeln sich zunehmend zur alternativen Geldanlage. Modelle von Hermès, Chanel oder Louis Vuitton erzielen hohe Wertsteigerungen, teils schon binnen weniger Stunden. In Auktionshäusern werden rekordverdächtige Summen gezahlt, während die Nachfrage für bestimmte Modelle weiter steigt. Doch nicht jede teure Tasche ist ein lohnendes Investment – und der Markt hat seine eigenen Regeln.

Lange Zeit waren Handtaschen ein Symbol für Status und Stil. Doch seit einigen Jahren gelten sie auch als attraktive Wertanlage. Der bekannte Wealth Report von Knight Frank führt Taschen mittlerweile als eine der zehn bedeutendsten Investmentkategorien. Binnen zehn Jahren stieg der Wert hochwertiger Taschen um 67 Prozent, auch wenn zuletzt eine leichte Korrektur stattfand.

Auch wirtschaftliche Unsicherheiten haben diesen Trend nicht gestoppt. "Nach Covid hatten wir sehr hohe Wachstumsraten“, sagt Gabriele Terland, Partnerin bei der Boston Consulting Group (BCG) und Expertin für Luxusgüter, dem manager magazin. Zwar seien Konsumenten durch Inflation und geopolitische Spannungen vorsichtiger geworden, aber: "Der Luxusmarkt bleibt widerstandsfähiger als andere.“

Rekordpreise für seltene Taschen

Wer in Hermès, Chanel oder Louis Vuitton investiert, kann hohe Renditen erzielen – wenn er auf die richtigen Modelle setzt. In Auktionshäusern erzielen einige Taschen astronomische Summen:

  • Eine „Hermès Kelly Bag Himalaya“ aus Krokodilleder mit Weißgold- und Diamantbeschlägen wurde 2021 bei Christie’s für 512.880 Dollar versteigert.
  • Eine Birkin Bag von Jane Birkin, der Namensgeberin des Modells, erzielte bei Bonhams gut 138.000 Euro.
  • Das Auktionshaus Eppli in Stuttgart versteigerte 2017 eine der größten Hermès-Sammlungen Europas – über 60 Taschen, jede zwischen 5.000 und 50.000 Euro wert.

Und die Nachfrage bleibt hoch: In Epplis Schaufenster liegt aktuell eine Hermès Kelly Bag 32 aus dem Jahr 1992, mit einem geschätzten Verkaufspreis von 9.000 Euro. "Die Marken mit dem höchsten Potenzial für Wertsteigerungen sind Hermès, Chanel und Louis Vuitton“, sagt Ioannis Schyma, der das Taschengeschäft bei Eppli verantwortet.

Wer kaufen darf, entscheidet das Label

Nicht jeder, der eine Birkin oder Kelly Bag haben möchte, kann sie einfach im Laden kaufen. Hermès filtert seine Kunden rigoros. Wer sich qualifizieren will, muss zunächst etliche andere Produkte erwerben – von Tüchern über Schmuck bis hin zu Handtüchern.

  • Eine Kundin musste zunächst für 50.000 Euro einkaufen, bevor sie ihre erste Birkin kaufen durfte.
  • In Paris gibt es eine Lotterie, über die Termine für Hermès-Läden vergeben werden.
  • Eine Kelly Bag kostet neu rund 9.000 Euro – doch auf dem Zweitmarkt kann sie für 19.000 bis 24.000 Euro verkauft werden. Das entspricht einer Wertsteigerung von 167 Prozent – binnen Stunden.

Der Boom des Zweitmarkts – und die Risiken von Fälschungen

Mit dem Hype wächst auch der Markt für Second-Hand-Taschen. Plattformen wie Rebag, Mytheresa oder Vestiaire Collective handeln täglich mit Designer-Bags – doch nicht jede Luxustasche eignet sich als Investment.

"Einfach blind eine teure Tasche kaufen und sie zwei Jahre später gewinnbringend verkaufen – das funktioniert nicht“, warnt BCG-Expertin Terland. Entscheidend sei, sich gründlich zu informieren, denn nicht jede Marke garantiert eine Wertsteigerung. Während Hermès, Chanel und Louis Vuitton als sichere Investments gelten, sind Modelle anderer Labels weitaus spekulativer.

Ein weiteres Risiko: Fälschungen. Der Markt für gefälschte Luxustaschen boomt – und manche Fakes sind so gut, dass selbst erfahrene Käufer getäuscht werden.

Hier kommt Julia Klingenberg ins Spiel. Die Düsseldorferin betreibt mit ihrem Mann die Plattform Echtheitscheck.de, auf der Kunden ihre Taschen auf Echtheit überprüfen lassen können. Eine Prüfung kostet zwischen 89 und 219 Euro und umfasst eine Material- und Geruchsprüfung sowie eine KI-gestützte Analyse durch die Software Entrupy.

"Fälschungen erkennt man oft am Geruch – Leder aus Asien wird anders behandelt als europäisches“, erklärt Klingenberg. In ihrem Lager stapeln sich Kartons von Gucci, Prada und Louis Vuitton – Originale und Fälschungen.

Haben die Luxushandtaschen ihre Preisgrenze erreicht?

Der Markt für Luxushandtaschen erlebt eine Preisexplosion:

  • Eine Chanel Flap Bag kostete 2019 noch 5.800 Dollar – heute sind es 10.800 Dollar.
  • Mytheresa-CCO Richard Johnson berichtet, dass Luxusmarken ihre Preise 2024 durchschnittlich um zehn Prozent erhöht haben, manche sogar um 30 Prozent in zwei Jahren.
  • Die Preise haben sich zuletzt stabilisiert, doch: "Ob wir den Höchstpunkt erreicht haben, bleibt abzuwarten.“

Der Taylor-Swift-Effekt: Wenn Promis den Markt verändern

Manchmal reicht auch ein einziger Promi-Auftritt, um den Wert einer Tasche nach oben zu treiben. Als etwa Taylor Swift mit der "Coussin PM Bag“ von Louis Vuitton gesichtet wurde, stieg die Wertstabilität des Modells innerhalb weniger Tage von 80 auf 102 Prozent. Auch glitzernde Taschen liegen 2024 im Trend, etwa die silberne Triangle Bag von Prada – eine Anspielung auf Swifts Bühnenoutfits.

 
 
 
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Doch nicht jede Tasche hält ihren Hype. Einige verschwinden nach kurzer Zeit wieder aus den Schaufenstern – während andere plötzlich ein Comeback erleben.

Die "Fendi Spy Bag“ und die "Fendi Baguette“ etwa galten jahrelang als Ladenhüter. Nach ihrem Auftritt in "Sex and the City“ stiegen die Preise plötzlich – Taschen, die vor drei Jahren noch für 250 Euro zu haben waren, kosten heute bis zu 1.000 Euro.

 

 
 
 
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Handtaschen mit hoher Wertstabilität

Hermès – Birkin Sellier

  • Preis: ca. 9.400 €
  • Wertstabilität 2024: 250 %

Hermès – Kelly Mini II

  • Preis: ca. 6.500 €
  • Wertstabilität 2024: 150 %

Goyard – Plumet Pocket Wallet

  • Preis: ca. 1.075 €
  • Wertstabilität 2024: 139 %

Prada – Triangle Top Handle Pouch Bag

  • Preis: ca. 1.750 €
  • Wertstabilität 2024: 124 %

Chanel – Giant Crystal CC Camera Bag

  • Preis: ca. 4.500 €
  • Wertstabilität 2024: 106 %

Fendi – Baguette 1997 Bag

  • Preis: ca. 3.000 €
  • Wertstabilität 2024: 100 %

Quelle: Rebag Clair Report 2024, manager-magazin-Recherche

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Handtaschen mit hoher Wertstabilität

Hermès – Birkin Sellier

  • Preis: ca. 9.400 €
  • Wertstabilität 2024: 250 %

Hermès – Kelly Mini II

  • Preis: ca. 6.500 €
  • Wertstabilität 2024: 150 %

Goyard – Plumet Pocket Wallet

  • Preis: ca. 1.075 €
  • Wertstabilität 2024: 139 %

Prada – Triangle Top Handle Pouch Bag

  • Preis: ca. 1.750 €
  • Wertstabilität 2024: 124 %

Chanel – Giant Crystal CC Camera Bag

  • Preis: ca. 4.500 €
  • Wertstabilität 2024: 106 %

Fendi – Baguette 1997 Bag

  • Preis: ca. 3.000 €
  • Wertstabilität 2024: 100 %

Quelle: Rebag Clair Report 2024, manager-magazin-Recherche

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